FYI.

This story is over 5 years old.

HACK

Food Hacks sind doof

Sind wir denn so eine nichtsnutzige Generation, dass wir es noch nicht einmal hinkriegen, einen Ofen zu bedienen? Und habt ihr wirklich schon mal versucht, eine Quiche in einem Becher zu machen?

In den vergangenen Jahren brach das Internet in unsere Küchen ein und begann, unsere Regale zu durchwühlen. Es quetschte Weintrauben zwischen Deckel um diese zu halbieren. Es stopfte Spaghetti in unsere Kaffeemaschinen und schrie uns „HACK" ins Gesicht, während wir verwirrt nickten. Still und ruhig fragten wir uns, ob es irgendein Problem löst, wenn wir unseren Oreo-Keks auf eine Gabel legen (LIFE CHANGING!).

Zu Mittag kommt Peter aus der Buchhaltung mit einem Avocadosalat in einem Weckglas (das Internet hat Avocados erfunden) in die Büroküche. „Hey Leute", grinst er. „Guckt euch mal meinen Salat-Hack an. Ziemlich cool, nicht wahr?", sagt er und haut dabei demonstrativ sein Mittagessen aus dem Glas. Mike schaut aus dem Reich der Algorithmen auf seinem Bildschirm hoch und räuspert sich. „Die Sache ist die, Peter: Du scheinst sehr stolz auf deinen Salat zu sein und ich habe auch nicht die Absicht, dir in die Suppe zu spucken, aber dein Salat sieht nun mal aus wie ein Haufen Zutaten, den du in ein Glas gestopft hast." Seine Kollegen schauen von ihren Bildschirmen auf. Würden wir… könnten wir das, was du da fabriziert hast, einen Hack nennen?"

Von einigen wenigen nützlichen Küchentipps mal abgesehen, ist der ergussartige Enthusiasmus der Hack-Kultur einfach nur anstrengend.

Die Ecke eines Ketchuptütchens abzuschneiden ist neuerdings ein Ereignis, das „euer Leben verändert". Es gibt auch mindestens einen Menschen da draußen, der davon überzeugt ist, sein Waffeleisen zu „hacken", indem er Kartoffelkroketten reinstopft.

Wieso? Sind wir denn so eine nichtsnutzige Generation, dass wir es nicht einmal mehr hinkriegen, einen Ofen zu bedienen?

Während manche „Hacks" unsere Fähigkeit, logisch zu denken, infrage stellen, sind andere halbwegs sinnvoll… nur verdammt trostlos. Es ist die Sorte von Tipps, die echt nützlich wäre, wenn ihr unendlich viel Zeit und eingeschränkten Zugang zu einer Küche hättet.

Dazu passende Videos stammen aus derselben Ecke des Internets, die uns auch vorschlägt, Quiche in einem Kaffeebecher zuzubereiten. HackTheMenu ist ein weiterer großer Akteur in der Food-Hacking-„Szene".

Natürlich ergeben Food Hacks irgendwo Sinn. Es hat zwar nicht mein Leben verändert, aber es war doch ziemlich nützlich zu lernen, den Kern einer Avocado in der Avocado zu lassen, um den Bräunungsprozess zu verzögern. Dennoch, es scheint so, als hätten wir auf der Suche nach Neuem vergessen, uns darüber Gedanken zu machen, ob wir uns nicht doch zu leicht umhauen lassen.

Wir verschlingen das Internet und vergessen dabei, uns selbst einige ganz einfache Fragen zu stellen. Schmeckt das? Geht das wirklich schneller? Was zur Hölle ist überhaupt ein Hack? Ihr könntet Pete aus der Buchhaltung fragen. Wenn er nicht damit beschäftigt wäre, die Scherben aufzusammeln, die von seinem Salatglas übriggeblieben sind.

Anzeige