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Tee

Du hast die letzten 30 Jahre deinen Tee falsch zubereitet

Sogar George Orwell hatte eine Meinung dazu.
Photo via Flickr user carowallis1

Die Milch muss zuerst rein. Und damit Basta—zumindest, wenn es nach einer höchstseriösen Gruppe von Teefanatikern im British Standards Institute geht.

Egal, wie man es auch dreht und wendet, das ist jetzt nicht unbedingt etwas Neues. Immerhin hat das BSI seinen 10-seitigen Guide über die richtige Zubereitung von englischem Schwarztee mit Milch bereits 1980 veröffentlicht und ist seither nicht von diesen Grundsätzen abgewichen.

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Aus irgendeinem Grund hielt es eine britische Tageszeitung aber für unerlässlich, die Briten daran zu erinnern, dass sie Steuergeld dafür bezahlen, damit eine täglich millionenfach durchgeführte Handlung auf zehn Seiten erläutert wird. Der Bericht erhielt sogar 19 Jahre nach der Veröffentlichung einen IgNobel Prize, mit dem groteske, aber nützliche Fortschritte in der Welt der Forschung prämiert werden. Und die britische Presse—wie zu erwarten war—drehte bei der Vorstellung, den Tee bisher immer falsch zubereitetet zu haben, durch.

Lange Rede, kurzer Sinn: Die Briten nehmen ihren Tee so ernst wie einen Herzinfarkt.

Worüber sie sich am meisten die Köpfe zerbrechen, ist die Milch. Scheinbar gießen die Briten sehr viel lieber die Milch in den heißen Tee, als umgekehrt.

Das ist aber falsch, sagt das BSI. Sehr, sehr falsch.

Nur in extremen Fällen kann die Milch nach dem Tee in die Tasse gegossen werden, aber: „Die Erfahrung hat gezeigt, dass die besten Resultate erreicht werden, wenn die Temperatur der Flüssigkeit bei 65 bis 80°C liegt, wenn die Milch hinzugefügt wird", behauptet das BSI.

George Orwell hätte widersprochen. 1946 erklärte der Autor im Evening Standard: „Man sollte den Tee zuerst in die Tasse gießen. Das ist einer der kontroversesten Punkte von allen; in jeder britischen Familie gibt es wahrscheinlich zwei unterschiedliche Meinungen zu diesem Thema. Die Milch-zuerst-Verfechter haben ein paar gute Argumente, aber ich bleibe dabei, dass mein eigenes Argument unwiderlegbar ist. Dass man, indem man den Tee zuerst in die Tasse füllt und während des Einfüllens umrührt, die Menge der Milch ganz genau regulieren kann, während man immer zu viel Milch in die Tasse gießt, wenn man es umgekehrt macht."

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Das BSI geht sogar noch einen Schritt weiter und ordnet die Verwendung von weißem Porzellan oder einer glasierten Kanne an „mit teils gezahntem Rand… und mit einem Deckel, dessen unterer Teil lose in der Kanne liegt" an. Falls du jetzt ein bisschen verwirrt bist, wie genau diese Kanne aussehen soll, hat das BSI sicherheitshalber noch eine Grafik neben die Beschreibung gedruckt. Der Guide schreibt außerdem ein Verhältnis von zwei Gramm Tee pro 100 Milliliter vor, mit einer Varianz von nur zwei Prozent.

Aber glaub bloß nicht, nur das BSI habe von Vorschriften besessene Mitarbeiter, die eine Anleitung zum Tee zubereiten schreiben. Die Royal Society of Chemistry (RSC) veröffentlichte 2003 ihren eigenen Tee-Guide. Der unterscheidet sich gar nicht so sehr von dem des BSI, mit zwei grundlegenden Ausnahmen: Das BSI sagt, du sollst deine losen Teeblätter ganze sechs Minuten ziehen lassen, während die RSC nur drei Minuten vorschreibt. Der zweite Punkt: Die RSC legt fest, dass die Kanne zum Wasserkocher gebracht werden muss und nicht umgekehrt. Und sie empfiehlt, die Kanne 30 Sekunden lang aufzuwärmen, bevor man den losen Tee und das kochende Wasser hineingibt.

„Bei 60 bis 65 Grad Celsius trinken", schreibt die RSC, „um vulgäres Schlürfen zu vermeiden, was daraus resultiert, wenn man Tee mit zu hoher Temperatur versucht zu trinken."

Die RSC stimmt zu, dass die Milch vor dem Tee in die Tasse gehört, aber keine ultrahocherhitzte, pasteurisierte Milch, „die denaturierte Proteine enthält und schlecht schmeckt." Die Milchproteine können auch denaturieren, wenn die Milch zum heißen Tee gegossen wird.

Das ist wie dieser Wasser-Säure-Merkspruch, den du noch aus der Chemiestunde kennst: „Milch zuerst, Tee danach, mach es so, entgeh der Schmach."

Na gut, daran arbeiten wir noch.