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Wood Pushers

Jerry Hsu über Fotografie und sein Ende bei Enjoi

Ich habe mit Jerry Hsu über gegrillte Hunde in Vietnam und die Zukunft von Enjoi gesprochen.

Es gab eine Zeit im Skateboarding, als das, was die Pros machten, wenn sie nicht skateten, fast genauso wichtig war wie das, was sie auf dem Board machten. Die schillernden Persönlichkeiten von Mark Gonzales, Jeff Grosso, Jason Jessee und Neil Blender haben meine Generation genauso verzaubert wie ihre Skatefotos. Solche Typen sind im modernen Skaten selten geworden. Das neue Motto heißt grinsen, die Fresse halten und sein Skaten für sich sprechen lassen. Das Skaten der neuen Generation sagt aber immer dasselbe, was das Ganze etwas langweilig werden lässt.

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Jerry Hsu aus San Jose ist einer meiner Lieblingsmenschen und sicher ein Top Skateboarder. Er besitzt all die Eigenschaften, die früher mal wichtig waren: Kreativität, Style, Integrität, eine Meinung und eine Persönlichkeit. Er ist natürlich auch als Skater unglaublich begabt. Sein Part im Enjoi Video Bag of Suck bringt siebeneinhalb Minuten des smoothesten, stylishsten und härtesten Skatens überhaupt. Sehen wir es uns nochmal an.

Seit damals kämpft er aber gegen so ziemlich jede vorstellbare Verletzung. Während seiner Pausen ist er zu dem Fotografen geworden, der er heute ist und mittlerweile in unzähligen VICE Magazinen und Photoissues aufgetaucht. Ich habe Jerry angerufen, als er am Weg zu Dr. David Sales, dem Physiotherapeuten der EXTREME Stars war (Ich finde die Vorstellung, dass Jerry seine Übungen neben Chaz Ortiz und Ryan Sheckler macht ziemlich witzig) und fragte ihn über seine aktuellen Fotobücher und warum er Enjoi nach all den Jahren verlassen hat.

VICE: Wann wurdest du mit dem Foto-Virus infiziert?
Jerry Hsu: Wahrscheinlich in der Highschool. Wenn du jung bist, willst du nur deine Freunde beim Skaten fotografieren und filmen. Meine Mom borgte mir ihre Kamera und ich begann Fotos zu schießen. Dann hing ich mit Leuten ab, die Skaten fotografieren, die haben mir viel beigebracht und der Rest ist Geschichte. Ich ging mit Dimitry Elyashkevich auf Tour und er hatte eine Yashica T4. Ich hab mir auch eine gekauft und fing an, die ganze Zeit mit dem Ding zu fotografieren. Das mache ich heute noch.

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Welche Skatefotografen haben dich inspiriert?
Auf jeden Fall mein Freund John Old, der Skaten in San Jose fotografiert hat. Die ersten Skatefotografen, mit denen ich gearbeitet habe, waren Lance Dawes und Gabe Morford und die hatten immer ein offenes Ohr für meine Fragen. Ed Templeton war auch ein wichtiger Einfluss. Durch ihn habe ich gelernt, dass alles, was rund um mich passiert, es wert ist, fotografiert zu werden. Wenn du anfängst, zu fotografieren, weißt du nicht wirklich, was du ablichten sollst. Du fotografierst Hydranten oder so einen Scheiß. Als ich Eds Bilder gesehen habe, merkte ich, dass es cool ist, Menschen bei dem zu fotografieren, was sie gerade tun.

Möchtst du einmal Profifotograf werden und das schmerzvolle Skate-Dasein hinter dir lassen?
Ich denke, eines Tages wäre das ein netter Übergang. Mein Körper ist ziemlich im Arsch und ich muss daran denken, was ich später machen will. Ich liebe es, Fotos zu schießen, also würde es mir gefallen, aber noch nicht jetzt.

Durch die Menge an Footage die ich in den letzten Jahren von dir gesehen habe, dachte ich, du könntest, für immer skaten.
Ja, ich habe einiges rausgelassen. Das ist… ähm…

…Atemberaubend!
Ja, es ist viel footage und es sieht nicht so aus, als ob mein Alter oder meine Gesundheit mich beeinflusst. Aber ich bin konstant kaputt. Ich habe gerade einen Bänderriss in meinem rechten Fuß kuriert und jetzt bin ich auf meinen Rücken gefallen und versuche, mich davon zu erholen.

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Du bist ja Asiate. Wie viele Kameras hast du um den Hals, wenn du in den Urlaub fährst?
Drei oder Vier. Ist das nicht normal? Das haben mir meine Eltern beigebracht.

Du hattest keinen Part im neuen Emerica Made Video, hast aber die Bilder für das DVD-Booklet kuratiert. Wie ist das zustande gekommen?
Sie haben mich schon ziemlich früh danach gefragt. Ich habe ein paar Fotos gemacht und habe die Fotografen, mit denen sie am meisten zusammengerabeitet haben, nach Bildern gefragt. Das waren Atiba [Jefferson], Mike Burnett, Joe Brook, Brian Gaberman, Bucky Gonzales, und Ed Templeton. Mit allen zusammen habe ich dann das Buch gemacht. Ich hatte nicht genug Material, um alles selbst zu machen, weil ich nicht beim Filmen dabei war.

Erzähl mir von deinem Magazin, Our Moment Together?
Darin sind Fotos, die ich von Kids gemacht habe, die mich mit ihren Handykameras ablichten. Das machen die Kinder heutzutage: Sie halten dir ihr Telefon vor die Nase. Also hab ich beschlossen, das zu fotografieren und weil ich Massen davon gesammelt habe, ist ein Magazin daraus geworden. Das witzige ist, dass es nicht nur Kinder sind, die ihr Gesicht mit dem Handy verdecken, sondern auch ihre Freunde im Hintergrund, die auf mich zeigen und lachen. Was man nicht sieht, ist, dass sie Fotos mit ihren Freunden und mir machen, also ist da immer ein nervöses Kid neben mir, während ich versuche, ein Foto zu schießen.

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Wie reagieren die Kids auf dich? Ich kann mir vorstellen, dass viele Jüngere deinen Humor nicht ganz kapieren.
Die Jüngeren wissen meistens nicht, wie sie mit mir reden sollen. Ich verstehe das, denn als ich so alt war, hätte ich nie mit einem Menschen gesprochen, der älter ist als ich. Davor hatte ich Schiss. Und ich hätte niemals einen Pro Skater angequatscht. Aber die meisten Kids sind heute anders. Die kommen sofort auf mich zu und stellen mir Fragen über mein Leben. Ich kann nicht glauben, wie mutig die sind.

Gibt es Erlebnisse mit den Kids, die besonders lustig waren?
Einmal hat eine Gruppe Kids gedacht, ich sei Eric Koston und sie haben nicht akzeptiert, dass ich es nicht bin. Nichts, was ich sagen hätte können, hätte sie davon überzeugt, dass ich nicht Eric Koston bin. Oder einmal haben sie gedacht, ich sei Daniel Shimzu und konnten nicht glauben, dass ich es nicht bin. Sie sagten mir, dass sie meinen Part im Foundation Video super fanden.

Erzähl mir etwas über das Fotobuch The Killing Season von deinem Vietnam trip.
Diese Reise war abgefuckt, aber auf die beste Art, die man sich vorstellen kann. Es war Februar 2012 und Jonathan Mehring hat den Trip organisiert. Er möchte immer verrückten Scheiß machen und Skaten in eine Situation werfen, in die es einfach nicht passt. Ich konnte bei seinem Amazonas Trip nicht dabei sein, weil ich kurz davor ein Buch über die Fische, die dir ins Pissloch springen, gelesen habe und dass sie dir den Schwanz abschneiden müssen, wenn das passiert. Beim Vietnam Trip wurde zum Glück niemandem der Schwanz abgeschnitten. Die Idee war, nach Hanoi zu fliegen, dort Motorräder zu kaufen und 1100 Meilen nach Saigon zu fahren und am Weg zu skaten. In Saigon wollten wir die Motorräder wieder verkaufen und nach Hause fliegen.

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Ich bin aber leider nicht sehr gut im Motorradfahren. Ich habe es zwar davor schon mal gemacht, aber etwas mehr Erfahrung wäre schon gut gewesen, bevor ich in ein Land ohne jegliche Verkehrsregeln fahre. Auf den Straßen war es wie bei Mad Max. So viel Angst hatte ich noch nie in meinem Leben. Ich dachte, ich müsste sterben. Das Buch heißt The Killing Season, weil es während des Asiatischen Neujahres war und zu dieser Zeit jeder besoffen herumfährt. Wir hätten uns keine gefährlichere Zeit für die Reise aussuchen können.

Wenn du an alle entstandenen Fotos von diesem Trip denkst, welches schießt dir als erstes in den Kopf?
Das Ärgste ist auf jeden Fall das mit den toten, gegrillten Hunden. Das war am ersten Tag in den Straßen von Hanoi. Sie hatten acht gegrillte Hunde dort liegen und man konnte ihre Gesichter erkennen.

Das letzte Thema, das ich besprechen will, ist Enjoi Skateboards. Du warst schon so lange dabei, warum hast du die Firma verlassen?
Die Kurzversion ist, dass unser Brand Manager, Matt Eversole, die Firma verlassen hat und ich finde, dass es ohne ihn nicht dasselbe ist. Was er für Enjoi getan hat, war so wichtig und einzigartig, dass ich ohne ihn auch nicht mehr dabei sein will. Ich weiß, dass es Enjoi weiter geben wird, aber es wird anders werden und ich glaube nicht, dass ich da hingehöre.

Matt Eversole hatte nie seinen Namen auf einem Board und viele Kids wissen vielleicht nicht, wer er ist, aber bei Enjoi ist er der Held im Hintergrund. Ohne ihn wäre die Firma nicht das, was sie heute ist. Warum ist er gegangen?
Enjoi ist eine Skatefirma, die Skateboarding verarscht, wenn es sich selbst zu ernst nimmt. Als Marc Johnson Enjoi gegründet hat, wollte er die alte Blind und World Industries Mentalität weiterführen, wo wir die Kleinen sind und die Großen verarschen können. Matt hat das immer verstanden und stellte Qualität über Quantität. Er wollte lieber coole Dinge machen, als Dinge, die der Firma viel Geld bringen. Es hätte so viele Möglichkeiten gegeben, den Panda auf irgendwelche Produkte zu klatschen und die Kids hätten es gekauft. Es geht also um den alten Streit zwischen Geschäftsleuten und Kreativen. Es gab immer viele Spannungen zwischen Matt und seinen Chefs und er versuchte wirklich, Enjoi zu schützen. Aber irgendwann konnte er nicht mehr, es wurde ihm zuviel.

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Haben sie versucht aus dem Enjoi Panda den nächsten Wet Willy oder Blind Reaper zu machen?
Das würden sie niemals zugeben, aber sie wollen den gesichtslosen Geldgebern Resultate liefern. Wenn der Panda zum Wet Willy oder zum Element Tree wird, hätten die ihre Resultate und wären glücklich. Das Gleichgewicht war für Matt schwer zu finden und ich glaube, er hat sich deshalb gegen die Firma entschieden, weil er begann, Skateboarding nicht mehr zu mögen, obwohl er es eigentlich liebt. Als er hinterfragen musste, was er da macht, entschied er sich aufzuhören.

Enjoi hat noch immer ein wahnsinnig cooles Team. Wer wird in die Fußstapfen von Matt schlüpfen und wird es das Enjoi, das wir kennen und lieben noch weiter geben?
Louie Barletta wird Brand Manager und sie haben wirklich noch ein super Team. Louie versteht, was Enjoi ist und ich glaube, sie können noch immer etwas Großartiges daraus machen und wünsche ihnen dabei viel Glück.

Und was passiert als nächste mit Jerry Hsu? Spazierst du mit der Kamera in den Sonneuntergang?
Ob ich ein Sonnenuntergangsfotograf werde? Ja! Nein, ich habe was neues geplant fürs Skaten und hoffe, sie mögen mein neues Footage.

Geben sie dir ein Jahrzehnt, um an deinem Welcome-Part zu arbeiten?
Klar. Ich habe bis 2020. Stay tuned!

Alles gute dafür.

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