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Popkultur

Die dümmsten Reaktionen am Tag der Angelobung

"Dagegen kann man nicht demonstrieren. OK, man kann, aber es ist hirngestört."

Dieser Artikel ist Teil unserer laufenden Berichterstattung über die schwarz-blaue Regierung, die wir hier unter dem Namen "Schwarz-blaue Geschichten" gesammelt haben.

Ihr dachtet, Montage wären grundsätzlich scheiße? Wir haben Neuigkeiten für euch: Heute ist der wahrscheinlich beschissenste Montag seit langem. Falls ihr erst jetzt realisiert haben solltet, womit wir es nun fünf Jahre lang zu tun haben: Sebastian Kurz ist Bundeskanzler, Heinz-Christian Strache Vizekanzler, unser neuer Innenminister heißt Herbert Kickl. Und sie haben einen ganzen Haufen Scheiße vor.

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Für den Tag der Angelobung waren insgesamt neun Demonstrationen angekündigt, die großteils schon Montagfrüh in Wien starteten. Und diese Demonstrationen, ihre Routen und die Menschen, die daran teilnehmen, haben in vielen Österreichern etwas ausgelöst. Nein, wir sprechen hier nicht von einem Gefühl der Solidarität. Sondern von einem Gefühl, das uns mit der Frage zurücklässt, was zur Hölle schuld daran ist, dass diese Menschen derart auf Kriegsfuß mit dem Demonstrationsrecht stehen.

"Wer denkt denn an die Anrainer?"

Wer sind die Menschen, die am meisten unter Schwarz-Blau leiden werden? Einkommensschwache Familien? Alleinerzieherinnen? Geflüchtete? Nein, ihr törichten Gutmenschen. Es sind die Anrainer und Geschäftsleute, die an diesem einen Montag nicht mit dem Auto in den Ersten Bezirk fahren können.

Lasst uns eine Schweigeminute für sie einlegen: Für die BoutiquebesitzerInnen, die leidenschaftlichen AutofahrerInnen, die keinen Tag auf die Sitzheizung verzichten wollen, für die wirklichen Draufzahler, die leiden müssen, während "die Stadt in einen Bürgerkrieg verwandelt" wird.

"Habt ihr keine Arbeit?"

Viele Kommentatoren sorgen sich nicht nur um die Anrainer und Geschäftsleute aus der Wiener Innenstadt, sondern auch um das Beschäftigungsverhältnis der Tausenden DemonstrantInnen. Dass sich Menschen die Zeit nehmen, um gegen eine Regierung zu demonstrieren, die ihren Vorstellungen widerspricht, scheint unvorstellbar.

Für uns scheint es hingegen unvorstellbar, wie man sich über Menschen, die nicht arbeiten, beschweren kann, indem man am Montagvormittag während der Arbeit wütende Facebookpostings schreibt.

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"Das Ergebnis einer Wahl ist zu akzeptieren!"

An dieser Stelle möchten wir über das Grundrecht auf Versammlungsfreiheit hinweisen und sagen: Heult leise.

"Dieses linke Saugesindel!"

Unter einem fachgerechten Posting zu einer Demonstration dürfen natürlich auch Beleidigungen der TeilnehmerInnen nicht fehlen. Und abgesehen davon, dass wir die Formulierung "Ökos, welche vermutlich kurz zuvor einen Dübel genossen haben" überaus vornehm finden und uns gerade Kiffer mit Monokeln vorstellen, wollen wir dem "dunkelgrünen Saugesindl" nur noch eines sagen: Bleibt laut.

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