Ein Brief an das Mädchen, in das ich verliebt bin und das noch in Afghanistan ist

Dieser Artikel ist Teil unserer Serie 'Neue Nachbarn', in der junge Geflüchtete aus ganz Europa für VICE.com schreiben. Lies hier das Editorial dazu.

G. ist 16 Jahre alt und stammt aus Afghanistan. Aktuell lebt er in einem Gästehaus der NGO Praksis in Athen.

Liebe Zeynep,

ich werde sehr traurig, wenn ich an dich denke.

Du gefielst mir, weil du groß und schlank bist und langes schwarzes Haar, schwarze Augen und ein Muttermal auf der Nase hast – das Muttermal gefällt mir am besten. Du bist das gutherzigste Mädchen, das ich je kennengelernt habe.

Ich erinnere mich an dein Haus, zwei Blocks von meinem entfernt, in der Nähe des Sees. Wie wir uns dort immer heimlich trafen und stundenlang redeten. Wir gingen auch schwimmen, immer mit der Angst im Nacken, dein Vater könnte uns sehen. Einmal hatte er mich beiseite genommen und mir befohlen, nicht mit dir zu reden und dich auch nicht zu berühren. In Griechenland, wo ich zurzeit bin, ist alles anders. Es gibt nicht so viele Regeln wie in Afghanistan.

Ich weiß noch, wie sehr du geweint hast, als ich dir gesagt habe, dass ich dich nicht heiraten kann. Es ist nicht so, dass ich dich nicht wollte – ich hatte einfach kein Geld und noch nicht einmal studiert. Ich habe dir gesagt, dass ich nach Europa gehen, studieren und Arzt werden würde, und wenn ich viel Geld verdient hätte, würde ich zurückkehren, um dich zu heiraten. Aber ich fürchte, dass du inzwischen schon mit einem anderen verheiratet bist. Vielleicht hast du sogar schon seine Kinder zur Welt gebracht.

Ich würde dich gern wiedersehen, Zeynep.

G.

Illustration von Ana Jaks

Unterschreibe hier die Petition des UNHCR, die Regierungen dazu aufruft, eine sichere Zukunft für alle Flüchtlinge zu garantieren.

Praksis setzt sich in Griechenland für Flüchtlinge ein. Ihr könnt die Organisation hier unterstützen.

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