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Der Datenschmutz

Spionagetechnik 'Made in Ostdeutschland'

Obwohl das Spionagerepertoire der Stasi im Vergleich zu den algorithmischen Spürhunden Prism und Co. fast schon primitiv wirkt, könnten beide Spionagetechniken Geschwister sein. Im Stasimuseum in Berlin haben wir uns einige Artefakte angesehen, die...

Das Überwachungsnetz: Bis zum Fall der Mauer arbeiteten für das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) neben den hauptamtlichen Agenten auch ca. 189.000 informelle Mitarbeiter (IM). Prism, XKeystore, Blarney—wie die NSA-Ausspähsoftware genau funktioniert, wer was weiß und wer mit wem zusammenarbeitet: keinen Schimmer. Obwohl das Spionagerepertoire der Stasi im Vergleich zu den algorithmischen Spürhunden Prism und Co. fast schon primitiv wirkt, könnten beide Spionagetechniken Geschwister sein. Geschwister, die durch eine Zeitkapsel voneinander getrennt worden sind. Ihre Hobbys sind dennoch gleich geblieben: Das Bilden eines Überwachungsnetzes, heimliches Abhören und Aufnehmen.

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Die digitale Überwachung rückt laut einer aktuellen Umfrage der Bitkom zwar zunehmend in das Bewusstsein der Internetnutzer, aber verschlüsseln tun die meisten von uns ihre E-Mails auch weiterhin nicht. Hat niemand etwas aus der Vergangenheit gelernt? Ist der Gedanke, von einer Stasi-Wanze abgehört zu werden, so viel schlimmer als die Gewissheit, dass eine Software einen ausspioniert? Das Gleichsetzen von Prism und Co. mit der Spionagetechnik der Stasi wird gescheut.

Im Stasimuseum in Berlin haben wir uns einige Artefakte angesehen, die zeigen, wie perfide der Bürger bereits damals ausspioniert wurde.

Armbanduhren-Diktiergerät: Mit einem langärmligen Hemd konnte das Kabel zwischen dem Diktiergerät des Typs Memocord und dem Mikrofon, der Armbanduhr, leicht versteckt werden.    Die Funkwanze: Ihre Reichweite betrug nur etwa 100 m, weshalb sich der Spitzel stets in der Nähe der observierten Wohnung aufhalten musste. Angebracht wurde die Wanze unter der Abdeckung einer Steckdose.    DDR-Hightech: 1989 wurden zehn dieser Faserstift-Spionagekameras hergestellt. Sie sollten das heimliche Abfotografieren von Dokumenten erleichtern. Zu ihrem Einsatz kam es jedoch nicht mehr.

Fotokamera F 21: Diese Mini-Kamera konnte hinter der Knopfleiste eines Mantels getragen werden. Fotografiert wurde dann direkt durch den Knopf.    Stasi-Nest: Am kreativsten wurde die Stasi beim Verstecken von großen Fotokameras. Sie präparierte nicht nur Taschen und Aktenkoffer, sondern auch Vogelhäuschen. Auch Tonnen dienten der Fotobespitzelung. Genauso wie Bäume. Und Gießkannen. Auch hielt man es für unauffällig, die Rückseite eines tragbaren Radios mit einer Fotokamera zu präparieren.