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Popkultur

Der CSU-Politiker, der Pornos verbieten will, ist sich selbst zu „schade“ für Pornografie

Norbert Geis wütet seit 1970 am rechten Rand der CSU und forderte deshalb jüngst Sperren für Pornografie im Internet und schließt sich damit den Vorschlägen des englischen Premiers David Cameron an, der den Zugang zu Pornografie im Internet deutlich...

Norbert Geis wütet seit 1970 am rechten Rand der CSU und zählt unter rechten Politikern zu den christlich konservativen Ultras. Kondome findet er zur Aids-Prävention ungeeignet und aufgrund angeblicher Blasphemie in dem Lied „Like a Virgin“ wollte er 1993 den Auftritt von Madonna verbieten lassen. Pornos, die frei verfügbar im Internet zu sehen sind, sind für ihn eine Gefahr für Jugend und Kinder, die es zu beseitigen gilt.

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Geis forderte deshalb jüngst Sperren für Pornografie im Internet und schließt sich damit den Vorschlägen des englischen Premiers David Cameron an, der den Zugang zu Pornografie im Internet deutlich erschweren will. Kinder und Jugendliche sollen Geis' Meinung nach durch Filter und Anmeldepflicht davon abgehalten werden, Pornografie im Internet sehen zu können.
 
Internetseiten mit pornografischen Inhalten werden in Deutschland noch häufiger aufgerufen als Facebook, doch für Norbert Geis sind Pornoanbieter Kriminelle, denen das Handwerk gelegt werden muss, zum Schutze der Jugend versteht sich. Wie das genau das funktionieren soll, ließ er jedoch bislang offen.

VICE: Kucken Sie selber Pornos?
Norbert Geis: Nein. Nein, da bin ich mir wirklich zu schade für. Sie haben noch nie einen Porno gesehen?
Ich habe im Rahmen einer Informationsveranstaltung über die negativen psychischen Auswirkungen und die mögliche strafrechtliche Beurteilung von Pornografie pornografische Filme gesehen. Ansonsten habe ich noch nie solcherlei Filme geschaut.

 
Wie genau soll die Sperre für Pornografie im Internet funktionieren?
Zunächst geht es bei der Sperre nicht um Bevormundung von Erwachsenen, sondern um effektiven Jugendschutz. Die Idee ist, dass jeder, der einen Vertrag für einen privaten Internetanschluss abschließt, einmal die Frage beantworten soll, ob der Provider einen Filter einschalten soll, der den Zugang zu pornografischen Inhalten von diesem Internetzugang erschwert. Die Sperre wird meiner Meinung nach nicht so genau funktionieren können, aber man muss schauen, dass die Anbieter ihr Material, was sie anbieten, sorgfältig prüfen und keine pornografischen Bilder und Filme im Internet anbieten. Denn Kinder haben ja Zugang zum Internet, und auch weil diese pornografischen Inhalte letztendlich schädlich sind für Kinder und Jugendliche.

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Wie würde das aussehen? Gäbe es dann eine Art Pornoformular, mit dem Erwachsene den Zugang beantragen können?
Was Sie hier als „Pornoformular“ bezeichnen, sehe ich nicht. Es geht darum, dass der Internetprovider einen vorgeschalteten Filter bereitstellt. Bei Vertragsabschluss entscheidet sich der volljährige Vertragsinhaber, ob er diesen Filter ein- oder ausgeschaltet haben möchte. Also, es ist mir schon klar, dass man damit nicht hundertprozentig den Zugang Jugendlicher zur Pornografie verhindern kann, aber man muss darüber diskutieren, dass das gefährlich ist für die Jugend und wenn die Erwachsenen das nicht einsehen, dann tun sie mir eigentlich leid. Denn wenn das Internet so frei zugänglich ist und eine immer wichtigere Rolle für unser reales Leben spielt, dann müssen dort die gleichen Grundsätze gelten. Nach meiner Auffassung müsste das Internet sauber sein von Pornografie, ganz und gar. Nachdem das aber technisch nicht möglich ist, müssen Erwachsene im Interesse des Schutzes ihrer Kinder darauf verzichten.

Sehen Sie beim Schutz der Kinder nicht eher die Eltern in der Pflicht?
Die Eltern sind natürlich immer in der Pflicht und auch die Schulen müssen stärker herangezogen werden, die Schulen müssen darauf aufmerksam machen, was für eine Gefahr es da im Internet gibt.

Seiten mit pornografischem Inhalt werden in Deutschland am meisten aufgerufen, mehr noch als Facebook oder Google. Denken Sie, dass sich mit dieser Sperre einige Menschen in ihrer Freiheit eingeschränkt sehen?
Ich kann ja nicht mit Hilfe von Kriminalität meine Freiheit ausleben. Also, ich meine, der, der das aufruft, begeht ja keine kriminelle Handlung, aber der, der anbietet, der würde dann eine kriminelle Handlung begehen, wenn das kriminalisiert werden würde. Die Erwachsenen müssen abwägen, ob sie ihre Freiheit so weit ausdehnen, dass dabei die Kinder geschädigt werden.

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Welche Art von Pornografie soll im Internet denn verboten werden, nur Videos oder auch Fotos und Text?
Alle Arten von pornografischen Inhalten würde ich da mit einschließen, sonst ist das ja eine vergebliche Liebesmühe, dann brauchen wir es ja nicht.

Laufen Sie da nicht Gefahr, Inhalte einzuschränken, die gar nicht gefährlich bzw. illegal sind, unter geltendem Recht?
Das muss dann im konkreten Einzelfall geprüft werden, ob diese Sachen gefährlich sind. Nur weil da ein paar Sachen dabei sein können, die nicht gefährlich sind, kann ich ja nicht das ganze Problem ignorieren.

Was wäre denn zum Beispiel mit bestimmten Texten, so etwas wie Shades of Grey, oder erotische Fan-Fiction, würde das dann auch im Internet illegal werden?
Wissen Sie, mir geht es jetzt nicht um Texte. Mir geht's jetzt um diese pornografischen Darstellungen im Internet und ich will es zunächst einmal darauf beschränken, alles andere ist erstmal zweitrangig. Ich schließe mich absolut Camerons Forderungen an, dass alle Leute, die dazu beitragen, dass solche Filme oder Fotografien im Internet leicht auffindbar und verfügbar sind, an einen runden Tisch kommen. Gemeinsam sollte man versuchen, eine Regelung zu finden, das will Cameron, das unterstütze ich.

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