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DIE DIRTY LAUNDRY ISSUE

Australien exportiert sein Flüchtlingsproblem

Australien versucht allen Ernstes, Flüchtlinge auf eine abgelegene Insel abzuschieben.

In Australien sind Flüchtlinge eine nie versiegende Quelle politischer Kontroversen. Seit 2012 dürfen Asylsuchende, die das Land übers Wasser erreichen, keinen Fuß mehr auf australischen Boden setzen und müssen stattdessen auf Nauru und zwei weiteren entlegenen, im Pazifik verstreuten Inseln auf die Bearbeitung ihrer Anträge warten. Das zieht eine ganze Reihe anderer Probleme nach sich, vor allem müssen die Geflüchteten unter härtesten Bedingungen ausharren, im Schnitt 413 Tage. Das hat zu Dutzenden Hungerstreiks, Selbstmordversuchen und einigen Aufständen geführt, bei denen im Februar ein 23-jähriger Iraner von dem Angestellten einer privaten Sicherheitsfirma ermordet worden ist. Nun möchte Australien dem Problem komplett aus dem Weg gehen—indem es seine Flüchtlinge in Kambodscha ablädt.

Der von der Regierung skizzierte Plan sieht vor, dass eine kleine Gruppe Asylsuchender schon bis Weihnachten auf eine andere Insel (wahrscheinlich im Golf von Thailand) gebracht werden soll. Dort bezahlt man ihnen ein Jahr lang Essen und Sprachunterricht, aber danach entlässt man sie in eines der ärmsten Länder der Welt, und die Wahrscheinlichkeit, dass sie sich je in Australien wiederfinden, sinkt gegen null.

„Niemand, außer den Regierungen Australiens und Kambodschas, hält das für eine gute Idee", sagte mir Graeme McGregor von Amnesty International. „Kambodscha ist einfach nicht in der Lage, sich adäquat um die Bedürfnisse und Rechte der umgesiedelten Flüchtlinge zu kümmern." Ausländische Hilfszahlungen machten die Hälfte des Staatshaushalts des Landes aus, erklärte er, während Australien im Human Development Index an zweiter Stelle stehe, direkt hinter Norwegen.

Die australische Regierung versichert, dass die Deportation nur mit der Zustimmung der Betroffenen durchgeführt werden wird, aber Ou glaubt nicht, dass es dabei bleibt. „Wenn sie auf Nauru bleiben, werden sie schlecht behandelt und hängen in der Warteschleife. Oder aber sie kommen nach Kambodscha und bleiben in der Warteschleife hängen, nur unter viel schlimmeren Bedingungen. Ich denke, sie werden schwerwiegende psychiatrische Probleme bekommen."

Illustration von Ole Tillmann