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Über die unheimliche Geschichte von The Family haben Rosie Jones und Chris Johnston nun ein gleichnamiges Buch geschrieben. Die Filmemacherin und der Journalist befassen sich schon seit Jahren getrennt voneinander mit der Sekte – Jones für ihre Dokumentation The Family und Johnston für eine Artikelreihe. Sie versuchen, die Geschichte von Hamilton-Byrne und ihren bis zu 500 Gefolgsleuten zu rekonstruieren. Die inzwischen 96-Jährige lebt heute in einem Melbourner Seniorenheim, für ihre mutmaßlichen Verbrechen musste sie nie vor Gericht erscheinen. Sie ist dement und wird daher auch niemals die Fragen nach dem Warum beantworten können. Warum war sie so grausam zu den Menschen, die sie anhimmelten? Warum hat sie 28 Kinder entführt, ihnen LSD verabreicht und sie wie ihre eigenen Nachkommen auf einem abgeschiedenen Grundstück namens Uptop aufgezogen?In Jones' Doku reden viele dieser Kinder offen über den Missbrauch, den sie in der Sekte erfahren mussten. Die meisten von ihnen wurden direkt nach der Geburt aus den Krankenhäusern geschafft und mit falschen Papieren von The Family adoptiert. Man schätzt, dass Krankenschwestern und andere Mediziner ein Viertel der Sektenmitglieder ausmachten. Aber auch andere angesehene Menschen wie Anwälte oder mächtige Politiker wurden vom College-Rektor Raynor Johnson in den Kult eingeführt. Eine weitere Rekrutierungsstätte war eine private Psychiatrie, die vom Sektenmitglied Marion Villimek geleitet wurde. Unter ihrem Einfluss traten Hamilton-Byrnes Anhänger bereitwillig Geld, Häuser, Ehen und sogar Kinder an die Sekte ab.
Viele Kinder wurden direkt aus dem Krankenhaus geholt, einige Mitglieder in einer Psychiatrie rekrutiert
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Abgeschottet von der Außenwelt wuchsen die jungen Sektenmitglieder unter der Kontrolle der strengen "Aunties" auf. Sie ließen die Kinder oft hungern und schlugen sie. Selbst wenn Hamilton-Byrne unterwegs war, rief sie immer wieder bei ihrer Gefolgschaft in Uptop an, um am Telefon zuzuhören, wie die Kinder "diszipliniert" wurden. Die psychologische Manipulation kannte keine Grenzen.Das wohl bekannteste Bild zeigt die jungen Family-Mitglieder in einheitlicher Kleidung und teilweise mit platinblond gefärbtem Haar. So sollten sie denken, dass sie Geschwister seien. Als Erwachsene erzählen sie nun davon, wie sie mit 14 Jahren endgültig indoktriniert und für die Sekte gebrochen wurden – unter massivem LSD-Einfluss, tagelang eingesperrt in einem dunkeln Zimmer.Die Geschichte der Sekte hat viele bedenkliche Facetten: Die Mitglieder nahmen übermäßig viel LSD, ihre Ideen wurzelten Tief in der New-Age-Philosophie. Die Sekte hatte Beziehungen zu mächtigen Bürgern von Melbourne und es verbreitete sich sogar das (falsche) Gerüchte, dass Julian Assange Mitglied bei The Family sei. Außerdem war es einer der wenigen Kulte, an dessen Spitze eine Frau stand. Das Buch und die Dokumentation führen einem aber vor allem das unnötige Leid der Mitglieder vor Augen. Selbst jetzt werden Hamilton-Byrnes "Kinder" noch immer von dem Horror geplagt, den sie überlebt haben. Sie versuchen weiterhin, die Puzzlestücke ihrer Vergangenheit zusammenzusetzen. Wer sind ihre wahren Eltern? Was genau ist während ihrer Kindheit passiert? Und können sie trotz der schrecklichen Geschehnisse jemals selbst eine Familie gründen?Mehr über das Buch The Family erfährst du hier . Und hier findest du weitere Informationen zur Dokumentation The Family .Folge VICE auf Facebook, Instagram und Snapchat.