

Don Kessler: Nein. Die meisten Menschen waren damals Anhänger der „Big-Sky“-Theorie. Laut derer kann man unbegrenzt Material in den Weltraum schießen. Die Leute dachten, das Material würde im interplanetarischen Raum landen, tatsächlich aber sammelte sich alles dicht gedrängt im erdnahen Orbit. Wenn ich das richtig verstehe, erreichen wir vielleicht irgendwann einen Punkt, an dem es für die Raumfahrt extrem schwierig wird.
Ja, auf lange Sicht schon. Dieser unkontrollierbare Zustand liegt aber noch weit in der Zukunft. Wenn Satelliten bei hoher Geschwindigkeit kollidieren, entstehen laut den Gesetzen der Physik bei jeder Kollision etwa 100 neue Fragmente, die groß genug sind, weitere Satelliten zu zerstören. Bricht ein Satellit auseinander, können die kleineren Fragmente Raumfahrzeuge beschädigen. Wie klein sind denn diese Fragmente? So klein wie Nüsse oder Schrauben?
Oh, noch viel kleiner. Am STS-7 Shuttle musste ein Fenster ersetzt werden, da es von einem Farbpartikel von etwa einem Zehntelmillimeter Durchmesser getroffen wurde, welcher ein vier bis fünf Millimeter großes Loch in der Frontscheibe hinterließ. Das reichte aus, um einen weiteren Start unmöglich zu machen. Diese Trümmer bewegen sich mit extrem hoher Geschwindigkeit, richtig?
Ja. Allein um im Orbit zu bleiben, ist schon eine Geschwindigkeit von sieben Kilometern pro Sekunde nötig. Da all der Schrott und die Raumflugkörper die Erde in verschiedenen Richtungen umkreisen, finden Kollisionen bei Geschwindigkeiten zwischen 0 und 14 Kilometern pro Sekunde statt. Zum Beispiel im Fall der Kollision der Satelliten Iridium 33 und Kosmos-2251 im Jahr 2009. Ich warne vor derartigen Ereignissen schon seit 1978. Wie verhindern wir dann, dass wir diesen Planeten zu unserem Gefängnis machen?
Das ist wie beim Klimawandel; je länger man abwartet, desto schwieriger wird es, etwas rückgängig zu machen. Ich schätze, wir können vielleicht noch 100 Jahre wie bisher weitermachen, aber danach wird es problematisch.