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Erfahrungen mit den Opfern satanischer Kulte

Während sich die katholische Kirche darüber aufregt, dass das Internet aus allen Leuten Teufelsanbeter macht, ist es Realität, dass weiterhin in allen Bereichen der Gesellschaft satanische Kulte existieren. Der beste Weg, um das zu belegen, ist, sich mit Therapeuten und ihren Patienten zu unterhalten—den langjährigen Opfern ritueller Gewalt. Claudia Fliss ist so eine Therapeutin und hat sich in den letzten 20 Jahren aktiv der Rehabilitierung und Resozialisierung von Mitgliedern satanischer Kulte verschrieben. Ich habe Claudia neulich in Berlin getroffen, sie hat bei einer ehemaligen Patientin nachgefragt, die Opfer eines satanischen Kultes war und diese hat sich dann mit einer ebenfalls betroffenen Freundin bei mir gemeldet. Fliss ist eine von Deutschlands führenden Experten auf dem Gebiet der rituellen Gewalt. Sie hat an vielen ähnlichen Fällen gearbeitet, in denen das Spektrum der Gewalt, nach dem zu urteilen, was sie mir erzählte, wirklich schockierend ist. Sie erzählte mir von Kannibalismus, Mord und der Vergewaltigung von Kindern—das Ganze begleitet von einer gespenstischen Ruhe, die sich durch ihre Vertrautheit mit solchen Geschichten erklärt, was alles nur noch verstörender machte. Sogar noch schlimmer ist, dass die meisten von Claudia Fliss’ Patienten in satanische Kulte HINEINGEBOREN wurden und von klein auf dazu programmiert worden sind, ihren abscheulichen Eltern und übergeordneten Kultmitgliedern zu gehorchen. Die Programmierung beginnt damit, das Kind in eine Kiste einzusperren, begleitet von einem Handyklingelton (andere sogenannte Trigger können Handzeichen, Pfeifen oder andere alltägliche Geräusche sein). Die Kiste wird so lange zugesperrt, bis das Kind kurz vorm Ersticken ist, und wenn die Kiste geöffnet wird, wird dem Kind befohlen, ein Tier zu töten (um ein anschauliches Beispiel zu nennen). Das Kind wird sich weigern und landet daraufhin erneut in der Kiste. Diesmal wird es sogar noch länger eingesperrt, wieder freigelassen und erhält den gleichen Befehl. Wenn es sich weigert, heißt es zurück in die Kiste. Das wird so lange wiederholt, bis das Kind ein solches Trauma erleidet aus Angst, in der Kiste zu ersticken, dass es sich von seiner Persönlichkeit abspalten muss und ein neues Selbst entsteht (oftmals ein älteres Kind oder sogar ein Erwachsener), das mit dem Trauma dieser Situation umgehen kann. Die Kiste wird geöffnet und bringt eine neue Person zum Vorschein. Dieses neue Individuum erlebt denjenigen, der die Kiste öffnet, als Retter und ist dem Kult gegenüber 100-prozentig loyal. Auf diese Art übernehmen sie die komplette Kontrolle über ihre Opfer. Sie müssen einfach nur den Trigger-Ton wiederholen und die treu ergebene Identität erscheint augenblicklich in dem Körper, der vor ihnen steht. Et voilà, du hast einen völlig willenlosen menschlichen Körper, mit dem du tun kannst, was dir beliebt. Aber wenn diese Kulte wirklich existieren, warum hast du noch nichts davon gehört? Die Antwort ist einfach: Sie arbeiten mit dem überaus bewährten Mittel der Erpressung. Wenn ich dich zu kriminellen Aktivitäten anstifte (Kinderpornografie, Mord, Vergewaltigung), dann wirst du danach nicht zu den Bullen rennen. Stell dir vor! Du gehörst jetzt zu meinem Kult. Als Mitglied wird von dir erwartet, dem Kult deinen Dienst zu erweisen, indem du unser Geheimnis sicher für dich behältst. Wenn du ein Arzt bist, wirst du Wunden versorgen. Vermieter? Du versorgst uns mit einem Kellerraum für unsere Treffen. Opfer berichten von Kulten, die alleine auf diesem Prinzip basierend schon seit Jahrzehnten bestehen. Der Grund, warum du noch nie etwas von ihnen gehört hast, ist, dass sie ziemlich gut darin sind, sich vor dir geheim zu halten. Rekrutiert wird oftmals unter Leuten mit Gothic-Tendenzen oder in der Neonaziszene. Je perverser und radikaler deine Ansichten, desto wahrscheinlicher bist du zugänglich für den Kult und letzten Endes auch zuverlässiger, wenn es darum geht, deinen Mund zu halten. Die Opfer ritueller, satanistischer Gewalt sind vor allem Frauen und leiden aufgrund ihrer traumatischen Erfahrungen unter der sogenannten dissoziativen Identitätsstörung (DIS). Die Anzahl der unterschiedlichen Identitäten von Opfern satanischer Kulte bewegt sich in der Regel im dreistelligen Bereich und die Opfer sprechen von sich selbst in der ersten Person plural. Zwei Tage später rief Fliss mich an und erzählte mir, dass zwei Opfer, die sie kennt, mich gerne treffen wollten. Sie wollten auf ihre Situation aufmerksam machen. Mir wurde gesagt, dass das ein erhebliches Risiko mit sich brächte, weil der Kult noch immer Kontakt zu den Mädchen hat. Wir trafen uns drei Tage später. In einer Berliner Wohnung stellte mich Claudia Fliss zwei Mädchen vor, die nicht älter als 25 waren. Sie wirkten zurückhaltend und ließen sich auf den ersten Blick schwer einordnen für Frauen ihres Alters mit ihren hellen Jeans, weißen Turnschuhen und Kapuzenpullis. Wir setzten uns im Schlafzimmer hin und sprachen über ihre Erfahrungen im Kult. Wann immer meine Fragen zu spezifisch auf satanistische Kulte oder rituelle Gewalt oder die Trigger abzielten, brach das Gespräch ab.