Eine Person fährt einen E-Scooter, neben ihr ein SUV und ein Bus
E-Scooter: imago images / Ralph Peters; SUV: imago images / Jan Huebner; Bus: imago images / Schöning
Menschen

Das verrät dein liebstes Verkehrsmittel über dich

Car Sharing ist genau dein Ding? Vermutlich bindest du dich auch in Beziehungen nicht gerne.

Wir alle müssen irgendwann mal das Haus verlassen. Selbst wenn du Freelancer bist, dir deine Einkäufe liefern lässt und per Fernstudium deinen BWL-Abschluss machst: Irgendwann trifft es auch dich. Spätestens wenn dir vom vielen Sitzen der Rücken so sehr schmerzt, dass du zum Orthopäden musst.

Wenn du rausgehst, musst du dich entscheiden: Wie komme ich am besten von A nach B? Wie schnell muss ich da sein? Wie viel Kohle habe ich zur Verfügung? Worauf habe ich gerade Bock? Und in Zeiten der Klimakrise auch: Womit richte ich am wenigsten Schaden an?

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Aus der Wahl deines liebsten Fortbewegungsmittels lassen sich deswegen Rückschlüsse auf deine Persönlichkeit ziehen. Aber bitte, lies selbst.

U- und S-Bahn

Du findest Menschen richtig scheiße. Wenn sie sich bewegen, wenn sie reden, wenn sie atmen, eigentlich immer. Und du findest richtig gut, dass das so ist. Misanthropie hält dich am Leben. Deshalb fährst du auch am liebsten mit der Bahn: Nirgends kannst du deinen Menschenhass besser zelebrieren.

Die morgendliche Rush Hour ist für dich die beste Stunde des Tages. Wenn du in die volle Bahn steigst und dich bei jeder kleinen Berührung anderer ein kleiner Stress-Strom durchfährt, gibt dir das genau den Kick, für den andere Kaffee trinken. Dein Herz schlägt schneller vor Aggression, pumpt Blut durch den ganzen Körper. Du bist bereit für den Tag. Bereit, dich vor deiner Kollegin richtig hart darüber auszukotzen, wie voll die U-Bahn schon wieder war. Was geht bitte mit all diesen Menschen, die sich zur gleichen Zeit in die U-Bahn quetschen? Können die nicht früher fahren?

Dass du selbst auch zu diesen Menschen gehörst, ist nebensächlich, denn hier geht es um etwas größeres: Katharsis. Nachdem du all deinen Hass rausgelassen hast, dich über alle Menschen erhoben hast, geht es dir richtig gut und du vergisst deinen eigenen langweiligen Job. Der Kick hält bis zum Nachmittag – und dann ist ja auch schon Feierabend und die Rückfahrt steht an.

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Zug

Dank dir werden unsere Kinder in einer besseren Welt leben. Das flüsterst du dir zumindest jedes Mal leise zu, wenn du ein teures Zugticket kaufst. 53,50 Euro für eine knappe Vier-Stunden-Fahrt mit dem ICE von München nach Frankfurt. Mit BahnCard 50. Ohne Sitzplatzreservierung. Wie viel würde das wohl mit dem Flugzeug kosten? Egal, ketzerische Gedanken wie diesen wischst du zur Seite und denkst: "57 Prozent Ökostrom, 57 Prozent Ökostrom, 57 Prozent Ökostrom!" Später findest du dich auf dem Flur des besagten ICEs wieder, wo du die vier Stunden damit verbringst, mit der einen Hand deinen Rollkoffer am Wegrollen zu hindern, während du mit der anderen Hand versuchst, dir Quinoa-Salat aus deiner Edelstahlbox in den Mund zu schaufeln.

Doch all das lohnt sich, sobald die Schaffnerin kommt. Denn dann kannst du sie zücken: deine BahnCard. Deinen grünen Ausweis, der dich als Zug-Aktivistin ausweist, als jemanden, der all diese Strapazen auf sich nimmt für weniger CO2 in der Atmosphäre, für das Beenden des Flug-Irrsinns, für eine Welt mit Regenwald und für einen schlechten Cappuccino für 3,70 Euro.

Bus

Acht Dinge des öffentlichen Nahverkehrs, die wir nie begreifen werden

Du wohnst in einem Bereich der Stadt oder auf dem Land oder in einer Kleinstadt, wo du quasi vom Rest der Welt abgeschnitten bist. Weit und breit keine Bahn und für ein eigenes Auto reicht die Kohle nicht. Deswegen wartest du auch gerne mal 30 Minuten auf ein Verkehrsmittel, das eigentlich nie pünktlich ist. Also bist du es auch nicht. Du betrachtest die Welt in Zeitlupe durch die Scheibe und stehst auf den plötzlichen Ruck, der beim harten Bremsen des genervten Fahrers kurz vor der roten Ampel durch deinen Körper fährt. Du lässt dich gerne von deinem Platz vertreiben, sobald dich eine ältere Dame mit festem Blick bedrohlich fixiert. Du magst Menschen, die in letzter Sekunde noch durch die Tür springen und so verhindern, dass der Bus weiterfährt. Dein Tag ist gerettet, wenn der Busfahrer dich zwar im Rückspiegel noch einen Sprint hinlegen sieht, aber trotzdem statt zu warten das Gaspedal drückt. Schließlich erwartet dich eh niemand pünktlich im Büro. Und der nächste Bus kommt ja schon in 28 Minuten.

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E-Scooter

Du fühlst dich zu schwach oder zu betrunken, um den Weg bis zur U-Bahn zu Fuß zu gehen. Oder du bist einfach zu alt, um Hipster zu sein. Und wenn du im Sommer mit dem Rad von deiner Wohnung im Prenzlauer Berg zum Start-up in Mitte unterwegs bist, schwitzt du mittlerweile zu schnell unter dem neuen Designer-Hemd – und Schweißflecken gehen gar nicht. Außerdem warst du schon damals in den 2000ern in der Vorstadt am liebsten mit deinem Cityroller unterwegs, um auf penetrante Weise auf dem Gehweg Fußgänger zu überholen. Du bist gerne dreist. Und Skateboardfahren war noch nie was für dich. Der E-Scooter ist dein Klimakompromiss. Andi Scheuer ist stolz. Du fährst E-Scooter, einfach weil du es kannst.

Bierbike

Du bist ein Mensch, den andere gerne falsch einschätzen. Das liegt nicht an dir, sondern an den anderen. Die sehen nur das Philipp-Plein-Shirt mit hochgestelltem Kragen an deinem Körper, den Cola Rum in deiner Hand und denken: Vollatze. Dass du gern gemeinsam mit Freundinnen auf dem Bierbike durch die Gegend tourst, passt in deren Bild. Schublade auf, du rein, Schublade zu. Dass dein Shirt Second Hand ist und die Cola in deiner Hand von einem netten kleinen Hersteller aus deiner Region, weiß keiner. Fragt dich auch keiner. Und so wird es immer dein Geheimnis bleiben, warum du das Bierbike so liebst: Es ist ultimativ nachhaltig. Fünf Leute treten gleichzeitig in die Pedale und verteilen so die Arbeit, jedenfalls bis der erste deiner Freunde auf die Straße kotzt und nicht mehr treten kann. Trotzdem: Das Bierbike schafft ein Gefühl von Zusammenhalt: Musik hören, singen, trinken, an der frischen Luft sein. Das Bierbike ist der niemals endende Sommerabend unter den Verkehrsmitteln.

Elektroroller

Das leise Surren des Motors dieses kleinen Gefährts erinnert dich an Freiheit. An Italien und Dolce Vita. Wenn du am Wochenende auf deinen E-Roller steigst, fährst du damit vor deinem inneren Auge durch die Landschaft am Lago Maggiore, Eros Ramazzotti oder ein Italo-Schlager begleitet dich im Ohr. Nach Feierabend schlängelst du dich zu elektronischen Klängen damit durch den stehenden Verkehr. Dann bist du wieder 15 und sitzt im Auto-Scooter auf der Kirmes mit einem Girl oder Boy im Arm. Während du einige Radfahrer auf dem Radweg schneidest, denkst du dir: Alles richtig gemacht! Du darfst hier durch. Denn du fährst mit Öko-Strom. Eigentlich wolltest du immer eine eigene Vespa, aber die sind dir einfach zu teuer und du willst sie ja auch nicht nachts in der Stadt auf der Straße parken. Wir sind ja schließlich nicht in Italien.


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Möglichst fetter SUV

Laut Spiegel-Kolumnist Jan Fleischhauer bist du eine Blondine und klein, ziemlich klein. Du bist ein bad girl, born to kill (the Klima). Du musst mit deinem Fahrzeug etwas kompensieren. Denn im Alltag verlierst du wegen deiner Größe oft den Durchblick. Ein SUV und das Lebensgefühl, das zum Wagen als Extra verkauft wird, bringen dich in andere Sphären. Dieses Gefühl teilst du dir aktuell mit über drei Millionen anderen Menschen in Deutschland (tatsächlich hauptsächlich Frauen). Außerdem stehst du auf Geborgenheit. Du fühlst dich eigentlich immer im Recht, wenn du andere Verkehrsteilnehmer überholst. Du fährst nicht Auto, du fährst Raumschiff. Und weil auch nicht jeder ins All fliegen kann, sitzt du am liebsten allein im Auto, auch wenn Platz für fünf Andere wäre. Der Umweltaspekt ist dir dabei so egal wie Menschen mit weißen Tennissocken in den Schuhen ihr Ruf. Sie sind Mode-Rebellen, die Blicke anderer sind ihr Applaus – oder sie haben einfach kalte Füße. Genauso wird dir kalt ums Näschen mit einem Gefährt, das weniger als 14 Liter mit seinem 400-PS-Quadturbo-Diesel in der Stadt verbraucht.

Car Sharing

Du bist Single, urban und laut deinem Datingprofil "einfach ein cooler Typ". Zwinkersmiley. Verbindlichkeit ist nicht so dein Ding. Das einzig Beständige, was du in deinem Leben willst, sind Tattoos auf deiner Haut. Wenn du zu einer Party eingeladen wirst, sagst du: "Ja, mal schauen." Wenn ein One-Night-Stand dich nach deiner Nummer fragst, antwortest du: "Wenn das Universum es so will, wird es uns wieder zusammenführen." Genauso hältst du es mit deiner Fortbewegung: Individualverkehr, ja bitte. Aber Steuern, Versicherungen und Verpflichtungen? Nein danke. Thank god capitalism wohnst du in einer Großstadt, in der es zahlreiche Anbieter gibt, bei denen du dein Gefährt kurzfristig leihen kannst. Einfach App öffnen, gucken, was geht, einsteigen, abstellen, fertig. Ein bisschen wie Tinder, diese Sharing Economy, und damit voll deins.

Longboard

Lange Haare oder Man-Bun, sportlich und immer gut gebräunt? Du bist der Großstadt-Surfer. Dich kann niemand aus der Ruhe bringen oder aufhalten. Außer Kopfsteinpflaster und Bordsteine. Der Gehweg ist deine Welle. Und wenn du sie reitest, bleiben Menschen stehen und gestikulieren wild, um dich zu bewundern und anzufeuern. Das glaubst du jedenfalls. Unter deinen Kopfhörern hörst du nämlich nicht, was sie dir wirklich zurufen, wenn du sie überholst.

Liegefahrrad

Dir war schon immer völlig egal, was andere von dir denken. Das sagen zwar alle von sich, aber dich juckt es wirklich nicht. Deswegen fällt es dir nicht mal auf, wenn Menschen dir, verwundert über dein Gefährt, hinterhergucken. Du bist eine der wenigen Personen, die Funktionskleidung unironisch trägt. Die ist halt derbe praktisch! Für dich müssen Dinge sinnvoll und nicht stylisch sein. Und das in allen Bereichen deines Lebens.

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