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„Herr Oberlander hat dem EK 10a als Dolmetscher und zur Unterstützung der Truppen gedient", heißt es in einem Urteil, das ein Bundesberufungsgericht 2009 aussprach. „Zusätzlich zum Dolmetschen gehörte es zu seinen Aufgaben, Lebensmittel zu finden und zu sichern sowie Stiefel zu polieren. Er lebte, aß, reiste und arbeitete in Vollzeit mit dem EK 10a." Der als Deutschstämmiger in der Ukraine geborene Oberlander diente danach von 1943 bis 1944 als Infanterist.Oberlander stieß um die Zeit seines 17. Geburtstags zum EK 10a. Er sagte dem Gericht, er sei „einberufen worden und seine Teilnahme am EK 10a geschah unter Zwang, da die Strafe für Desertion Hinrichtung war".„Das Einsatzkommando 10a hat Babys, Kinder, Frauen und Männer sowie Menschen, die von den Nazis als körperlich oder geistig schwach eingestuft wurden, ermordet. Wenn Mörder wie Oberlander nicht strafrechtlich verfolgt werden, was schafft das für einen Präzedenzfall für die Zukunft?"
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Oberlander legte Berufung ein und das Urteil wurde mangels einer Reaktion der Regierung aufgehoben. Ottawa entzog ihm ein weiteres Mal die Staatsbürgerschaft und ordnete seine Abschiebung an, doch auch dieses Urteil wurde erfolgreich angefochten. Die Gerichte waren nicht völlig überzeugt, dass Oberlander nicht tatsächlich nur unter Zwang zum EK 10a gehört hatte. Inzwischen versucht Kanada zum dritten Mal, Oberlander loszuwerden.Doch 2000 entschied das Gericht, es habe „keine Einberufung von Nicht-Deutschen in das deutsche Heer" gegeben, also sei Oberlander als ukrainischer Bürger wahrscheinlich nicht unter Todesangst in die Einheit gezwungen worden, sondern habe sich möglicherweise freiwillig dazu gemeldet.Oberlanders Arbeit als Übersetzer und Dolmetscher könnte auch für die Gräueltaten der Todeskommandos ausschlaggebend gewesen sein.„Übersetzer waren die unerlässlichen Zahnräder der Todesmaschinerie der SS-Einsatzgruppen", schrieben Bernie Farber und Eric Vernon letztes Jahr in den Canadian Jewish News. Die Beiden untersuchten durch die Dachorganisation Canadian Jewish Congress Altnazis wie Oberlander.„Übersetzer waren die unerlässlichen Zahnräder der Todesmaschinerie der SS-Einsatzgruppen."
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„Die letzten anderthalb Jahre sind besonders hart gewesen, da er seine Frau nach 62 Jahren an Krebs verloren hat. Doch er macht weiter, denn er will, dass der Gerechtigkeit genüge getan und sein guter Name wiederhergestellt wird", sagte seine Tochter dem Toronto Star im Januar.Das Simon Wiesenthal Center, eine NGO, die sich der Jagd auf Nazi-Kriegsverbrecher verschrieben hat, listet Oberlander als einen der meistgesuchten Kriegsverbrecher aus dem Zweiten Weltkrieg auf.„Das Einsatzkommando 10a hat Babys, Kinder, Frauen und Männer sowie Menschen, die von den Nazis als körperlich oder geistig schwach eingestuft wurden, ermordet", heißt es in einer Mitteilung der NGO. „Wenn Mörder wie Oberlander nicht strafrechtlich verfolgt werden, was schafft das für einen Präzedenzfall für die Zukunft?"Es ist unklar, wohin Oberlander abgeschoben werden soll, oder ob er ausgeliefert wird, um vor dem Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag angeklagt zu werden.MOTHERBOARD: Das brutal ehrliche Reddit-AMA einer 92-jährigen NS-Zeitzeugin