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Hangover-News, 25. Juli 2016

In Reutlingen tötet ein Mann eine Frau mit einer Machete. Neue Erkenntnisse zum Amoklauf von München, die türkische Regierung schließt 1.000 Schulen und Facebook sperrt Pegida.

Die Schweizer Bevölkerung rüstet auf

Foto: Andrew Magill | flickr | CC BY 2.0

Wer in der Schweiz eine Schusswaffe kaufen möchte, braucht erst einen Waffenschein. Im vergangenen Jahr gingen 29.146 Gesuche für einen solchen ein. Im Vergleich zum Jahr 2014 ist das ein Anstieg von über 17 Prozent. Die Unterschiede zwischen den einzelnen Kantonen sind dabei gross. Im Kanton Obwalden stieg die Nachfrage um 49 Prozent. In Luzern und Zug wurden bis zu 34 beziehungsweise 33 Prozent mehr Gesuche eingereicht, während im Jura die Nachfrage seit 2014 sogar um 3.4 Prozent sank.

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Die Kantone St. Gallen und Baselland haben gegenüber dem SonntagsBlick die laufenden Zahlen dieses Jahres bekannt gegeben, wobei sich in beiden Kantonen bereits eine Steigerung von 30 Prozent abzeichnet. Gemäss SonntagsBlick sei dieser Trend weder auf die Sportschützen noch auf das Militär zurückzuführen, denn bei beiden Organisationen sei die Anzahl der Waffen im Umlauf seit mehreren Jahren rückläufig. Polizeistellen vermuten daher, dass der Grund für die plötzliche Aufrüstung bei einer Verunsicherung der Bevölkerung liege, ausgelöst durch die Terrorattacken in Europa.

Laut der Studie Sicherheit 2016 der Militärakademie und des Center for Security Studies an der ETH Zürich schätzen Schweizer die weltpolitische Lage besonders pessimistisch ein. Auch das allgemeine Sicherheitsempfinden ist im Vergleich zum Vorjahr signifikant gesunken. Dabei gaben 87 Prozent der Befragten an, dass es für die Sicherheit im Land wichtig sei, den Terrorismus zu bekämpfen.

27-jähriger Syrer sprengt sich bei Festival in Bayern in die Luft

Am Sonntagabend kam es im bayrischen Ansbach bei einem Musikfestival mit etwa 2.500 Besuchern zu einem mutmaßlichen Selbstmordanschlag. Mutmaßlicher Täter ist ein Asylwerber aus Syrien, der vor zwei Jahren nach Deutschland gekommen war. Er hielt sich nach dem Erhalt eines negativen Asylbescheids illegal in Deutschland auf und war bereits amtsbekannt. Der Mann war in den letzten Jahren öfter in psychiatrischer Behandlung und wollte sich zwei Mal das Leben nehmen.

Beim Festival in Ansbach wurde ihm der Einlass verwehrt und er zündete eine Bombe mit scharfkantigen Metallteilen im Eingangsbereich. Der mutmaßliche Täter kam dabei ums Leben, zwölf Menschen wurden verletzt. Der bayrische Innenminister Johann Hermann hält es für naheliegend, dass es sich um einen „echten islamistischen Selbstmordanschlag" gehandelt habe. Genauere Hintergründe zum Umfeld des Täters sind bisher noch unklar.

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Neuigkeiten zum Amoklauf in München

Untersuchungen haben ergeben, dass David S., der am vergangenen Freitag neun Menschen im Olympia-Einkaufszentrum in München tötete und mindestens 35 weitere verletzte, sich seine Tatwaffe, eine Glock 17, illegal aus dem Darknet besorgt hat. Es soll es sich um eine reaktivierte Theaterwaffe handeln. Max Hoppenstedt, Chefredakteur von MOTHERBOARD, spricht über die Funktionsweise von Dekowaffen: "Bei Dekowaffen handelt es sich um Waffen, die vor ihrem Verkauf so umgearbeitet wurden, dass sie keine Munition abfeuern können und daher ungefährlich sind. Tatsächlich stellen diese manchmal auch Theaterwaffen genannten Modelle jedoch gerade im europäischen Raum häufig die Grundlage für den illegalen Waffenhandel im Darknet dar, wie verschiedene Fälle aus der Vergangenheit gezeigt haben."

Gegen einen 16-jährigen Freund des Amokläufers stand am Wochenende ein Strafbefehl aus, da dieser sich bei Vernehmungen, zu denen er sich freiwillig nach dem Amoklauf gemeldet hatte, in Widersprüchlichkeiten verstrickt haben soll. Ein Spezialkommando hat ihn am Sonntag im Wohnhaus seiner Eltern festgenommen. Beschuldigt wird er nun, eventuell Mitwisser der Tat zu sein und ebenso wie der 18-jährige David S. einen Facebook-Aufruf gestartet zu haben, nach dem die potenziellen Opfer für ein gemeinsames Treffen zum McDonald's am Olympia-Einkaufszentrum kommen sollten.

David S. litt wohl schon seit längerer Zeit unter Angststörungen und Depressionen, weswegen er auch in Behandlung war. Ob er die ihm verschriebenen und in seiner Wohnung gefundenen Medikamente allerdings auch zu sich genommen hat, ist nicht bekannt. Was dafür bekannt ist: Der junge Mann hat seine Tat wohl lange im Voraus geplant, was Chatprotokolle und Daten auf seinem Computer beweisen. Ähnlich wie Anders Breivik hat David S. ein (nicht veröffentlichtes) Manifest geschrieben und soll laut Aufnahmen auf seiner Digitalkamera sogardie Stadt Winnenden besucht haben—dort hatte der 17-jährige Tim K. im Jahr 2009 an seiner Schule 15 Menschen und zuletzt sich selbst getötet.

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Foltervorwürfe, Demonstrationen und die Schließung von 1.000 Schulen—Die Türkei am Wochenende

Der Taksim-Platz am Sonntag | Foto: imago | Depo Photos

Zusätzlich zu den rund 60.000 Entlassungen, Inhaftierungen und Suspendierungen von Soldaten, Polizisten, Beamten, Akademikern und Lehrern lässt der türkische Staatspräsident Erdoğan jetzt auch noch über 1.000 private Schulen schließen. Das macht der verhängte Ausnahmezustand möglich: Erdoğan kann per Dekret regieren und Grundrechte aushebeln. Weiterhin sind über 1.000 Wohltätigkeitsorganisationen aufgelöst und 15 Universitäten geschlossen worden—wegen mutmaßlicher Verbindungen zu dem in den Vereinigten Staaten lebenden Prediger Fethullah Gülen, der aus Erdoğans Sicht der Drahtzieher des Putsches sein soll.

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International hat verkündet, dass sie "glaubwürdige Beweise" habe, dass Gefangene in der Türkei gefoltert würden. Die Inhaftierten sollen "in schmerzhaften Positionen über einen Zeitraum von bis zu 48 Stunden" festgehalten worden sein. Beleidigungen und Drohungen seien an der Tagesordnung. Auch Wasser und Nahrungsmittel sollen zu Folterzwecken vorenthalten werden, so Amnesty International. Weiterhin fordert die Organisation, unabhängigen Beobachtern Zutritt zu allen Einrichtungen zu gewähren, in denen sich Verdächte befinden. Dazu sollen im Übrigen mittlerweile auch Sportzentren und Tierställe gehören. Die türkische Regierung weist alle Vorwürfe vehement zurück.

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Allen massiven Eingriffen zum Trotz haben Zehntausende auf dem Taksim-Platz in Istanbul protestiert. Für die Demokratie und gegen den Staatsstreich. Organisiert hatte die Demo die oppositionelle Partei CHP. Es gab kaum Spruchbandparolen und Plakate, die sich direkt gegen den Präsidenten oder die Regierungspartei AKP richteten—sondern vor allem Flaggen des laizistischen Gründervaters der heutigen Türkei und der CHP, Mustafa Kemal Atatürk.

Nicht nur ist die Facebook-Seite von Pegida dauerhaft gelöscht, jetzt haben auch Unbekannte die Domain gekapert

Pegida auf Facebook mit zuletzt 205.000 Likes, das war einmal. Die Gruppierung, die sich vor allem über soziale Netzwerke formiert und in den vergangenen Jahren zu einer besorgniserregenden Größe angewachsen ist, hat nun ihre wichtigste Seite verloren. Anscheinend hatten genug Nutzer die Fanpage gemeldet. Ein schneller User hatte Glück und hat sich die Adresse

https://www.facebook.com/pegidaevdresden

gesichert, wo er jetzt auf Rassismus aufmerksam macht. Gleichzeitig wirbt Pegida-Frontmann Lutz Bachmann auf seiner Fanpage für

die neue Facebook-Seite

von Pegida, die bisher etwa 25.000 Likes aufweisen kann.

Ob das Löschen der Seite mit den angekündigten Sanktionen der EU gegenüber Facebook zu tun hat, die der deutsche Justizminister Heiko Maas in einem Brief vergangene Woche angekündigt hatte, ist nicht bekannt. Bachmann macht jedenfalls den "Meldemarathon der Maas-Truppen" verantwortlich. Facebook hatte lange nicht gut genug auf hasserfüllte und rassistische Kommentare reagiert, die in Deutschland unter Strafe stehen. Langsam scheint nun aber aktive Bewegung in die Diskussion um Hetze und Propaganda im deutschsprachigen Internet zu kommen, erst jüngst wurde die Facebook-Seite des falschen Anonymous.Kollektivs vom Netz genommen.

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Afghanistan—Mindestens 80 sterben bei Selbstmordattentaten des IS

Foto: imago | Xinhua

In der afghanischen Hauptstadt Kabul haben sich am Wochenende zwei Männer in die Luft gesprengt und dabei mindestens 80 Personen mit in den Tod gerissen, 231 sind nach offiziellen Angaben bisher als verletzt gemeldet. Ein dritter Attentäter wurde laut Zeugenaussagen vor dem Zünden seines Sprengstoffgürtels von der örtlichen Polizei erschossen. Das Attentat fand während einer friedlichen Demonstration des schiitischen Volksstammes der Hazara statt, die mit 15 Prozent als arme, oft vernachlässigte Minderheit gelten. Sie wollten aufmerksam machen auf das aus ihrer Sicht unfaire TUTAP-Projekt, das vorsieht, eine Stromleitung mitten durch die Siedlungsgebiete der Hazara zu legen.

Ein 21-Jähriger tötet eine Frau mit einer Machete

Ein schwer bewaffneter Polizist am Einsatzort | Foto: imago | 7aktuell

Reutlingen in Baden-Württemberg: Am Busbahnhof der Stadt ist am Sonntag ein Streit zwischen einem jungen Asylbewerber und einer Frau eskaliert, bei dem der 21-Jährige die Frau mit einer Machete getötet hat. Anschließend verletzte er bei seiner Flucht mehrere weitere Personen und wurde durch den Zusammenstoß mit einem vorbeifahrenden BMW an einem Weiterkommen gehindert. Die Polizei war binnen weniger Minuten am Tatort und konnte den Täter festnehmen. Die Frau erlag noch am Busbahnhof ihren Verletzungen.

Es handelt sich laut Polizei um keinen terroristischen Akt. Möglich sei ein ausgeufertes Beziehungsdrama, so die Polizei. Konkret werden wolle man aber nicht. Das Opfer sei eine schwangere Polin, der Täter der Polizei schon wegen Gewalt- und Drogendelikten bekannt. Der FAZ sagte der baden-württembergische Innenminister Thomas Strobl: "Nach den Ereignissen von München und Würzburg haben die Menschen Angst. Sie sind verunsichert. Deshalb sind unsere Sicherheitsbehörden bei einer Bluttat wie der in Reutlingen in höchstem Maße sensibilisiert. In der aktuellen Situation ist eine schnelle Aufklärung der Tathintergründe wichtig. Diese werden wir genau analysieren."