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Verbrechen

Die mörderische Odyssee eines sächsischen Teenie-Pärchens

Um an sein Auto zu kommen, sollen eine 17-Jährige und ein 20-Jähriger einen Mann erstochen haben.
Foto: Facebook

Eigentlich wollten sie zusammen in die Schweiz durchbrennen. Aber die Reise von Jonny H. und Sarah P. endete in Frankfurt am Main – und mit einem Haftbefehl wegen gemeinschaftlichen Mordes. Die beiden sollen einen 45-Jährigen mit Messerstichen getötet, seine Leiche in den Kofferraum seines Wagens verfrachtet und zwei Stunden später in einen Fluss geworfen haben. Nach ihrer Verhaftung gestanden die beiden Teenager aus Zwickau, den Mann aus Gera getötet zu haben – weil sie sein Auto gebraucht hätten.

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Als der Mord geschah, waren die 17-jährige Sarah und ihr 19-jähriger Freund Jonny bereits über eine Woche unterwegs gewesen. Weit gekommen waren sie allerdings nicht.

Bereits am 2. November hatten ihre Eltern das junge Mädchen aus Zwickau als vermisst gemeldet. Obwohl sie da noch davon ausgingen, dass Sarah und Jonny durchgebrannt waren, posteten sie in verschiedenen Facebook-Gruppen Such-Aufrufe mit dem Foto ihrer Tochter.


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Die tingelte zu diesem Zeitpunkt mit Jonny H. noch durch die Gegend um Zwickau: Vier Tage später wurden die beiden im knapp 17 Kilometer entfernten Remse von einer Kamera aufgenommen. "Ich glaube, zunächst waren die mit dem Fahrrad unterwegs", sagt eine Sprecherin der Zwickauer Staatsanwaltschaft. "Aber wo sie genau waren, wo sie geschlafen haben, können wir noch nicht sagen." Vier oder fünf Tage später tauchen die beiden in Altenburg auf – nochmal 18 Kilometer weiter, direkt hinter der Grenze zu Thüringen. Nach Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft soll ein älterer Mann sie in seinem Auto knapp 27 Kilometer nach Ronneburg mitgenommen haben.

Von Ronneburg sind Jonny und Sarah die neun Kilometer nach Gera zu Fuß gegangen. Dort soll Jonny den 45-jährigen Heiko H. am 11. November gegen 2 Uhr morgens mit Messerstichen in Hals und Oberkörper getötet haben. H. sei ein "reines Zufallsopfer" gewesen, sagt die Staatsanwaltschaft – die beiden hätten wohl schon am Abend vorher geplant, jemanden zu töten, um an ein Auto zu kommen. Jonny und Sarah sollen die Leiche in den Kofferraum gehoben haben, knapp 200 Kilometer gefahren sein und den Toten in der Nähe von Bad Hersfeld in die Fulda geworfen haben. Bis jetzt haben hessische Polizeitaucher den Körper noch nicht finden können.

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Jonny und Sarah setzten ihre Reise Richtung Frankfurt fort. Dort wurden sie schließlich sechs Tage später, am 17. November, festgenommen: Ein Security-Mitarbeiter auf einem Parkplatz rief die Polizei, weil ihm das Benehmen der beiden komisch vorgekommen war. "Da hat man festgestellt, dass das Mädchen als vermisst gemeldet worden war", erklärt die Sprecherin. "Nach und nach hat man auch gemerkt, dass mit dem Auto was nicht stimme – und dann war im Kofferraum Blut."

Die Staatsanwaltschaft Zwickau erließ Haftbefehl wegen gemeinschaftlichen Mordes gegen beide. Nach ersten Befragungen glaube man allerdings nicht, dass die beiden von Anfang an vorgehabt hatten, jemanden zu töten. "Die wollten einfach nur weg. Der Plan, jemanden umzubringen, hat sich dann erst später entwickelt", so eine Sprecherin.

Jonny H. stand bereits im letzten Sommer vor Gericht. Er war in eine Verkehrskontrolle geraten und hatte sich eine Verfolgungsjagd mit der Polizei geliefert. Nachdem er die Polizeiautos gerammt hatte, setzte er sein Auto gegen eine Ampel. Sarah P. ist vorher noch nie strafrechtlich aufgefallen.

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