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Warum wir Spaß an unfähigen Robotern haben

Die Maschinen von Simone Giertz sind ebenso nutzlos wie süß. Wenn man Roboter einfach nur streicheln möchte.

Seit jeher ist unser Verhältnis zu Robotern ein, sagen wir mal, respektvolles. Hauptsächlich deshalb, weil wir bei Robotern immer zunächst an die intelligenten Kampfmaschinen aus Terminator oder I, Robot denken und daher beispielsweise beim Anblick von Googles neuestem Atlas-Roboter weniger vor Begeisterung „Heureka!" brüllen, als dass wir—zwar beeindruckt, aber mehr besorgt—überlegen, wie kaltblütig uns diese Apparaturen wohl eines Tages auslöschen werden.

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Nicht so die Kreationen von Simone Giertz. Die scheitern nämlich schon an der kleinsten Aufgabe so dermaßen, dass man sie nur niedlich finden kann. Giertz präsentiert ihre Roboter auf YouTube und betont gegenüber Insider, keine Technikerin zu sein—sie wolle damit beweisen, dass man eben keine Technikerin sein müsse, um Erfinderin sein zu können.

Und um Erfinderin zu sein, braucht man allem Anschein nach nur ein bisschen Know-how, gute Ideen, Elektronik-Ramsch und sehr, sehr viel von dem Stoff, der die Welt zusammenhält: Gaffa. Ursprünglich wollte Simone ja noch wirklich Teile ihres Lebens automatisieren, bis sie schließlich merkte, dass die vollkommen übertriebenen Lösungen ganz einfach viel mehr Spaß machen als die nützlichen.

Die Ergebnisse sind Innovationen wie die Lippenstift-Maschine, die Frühstücks-Maschine oder die Applaus-Maschine. All diese Geräte erfüllen in keinster Weise auch nur annähernd ihren Zweck und bewegen sich stattdessen immer irgendwo zwischen besoffenem Blechhaufen und süßem Hundebaby. Wenn die Frühstücksmaschine so hoffnungslos unbeholfen die Milch über den ganzen Tisch verteilt, möchte man sie am liebsten streicheln.

Auch ganz süße Roboter: Daft Punk.

Uns Menschen taugt das, weil die Roboter dadurch plötzlich wieder total harmlos erscheinen. Im Idealfall beherrschen Maschinen zumindest das, was sie beherrschen sollen, einwandfrei. Wenn sie aber noch nicht mal eine einfache Aufgabe auf die Reihe kriegen, fühlen wir uns ihnen so angenehm überlegen, dass wir sie putzig finden. Denn sie wissen ja nicht, was sie tun. Und solange das so bleibt, haben wir Spaß an unfähigen Robotern.

Franz auf Twitter: @FranzLicht