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Nazi-Patenschaften

Neonazis werden am Wochenende in Fulda für Geflüchtete spenden

Für jeden Teilnehmer einer Rechten-Demo fließen zehn Euro an die Flüchtlingshilfe.
Alle Bilder: Hetzen für Flüchtlinge

Es muss sich schrecklich anfühlen, was den Neonazis in Fulda am kommenden Wochenende bevorsteht: Sie werden Gutes tun. Für Geflüchtete. Und das ganz einfach mit einem Spaziergang durch die Stadt. Wenn die Neonazis der rechtsextremistischen Kleinpartei Der Dritte Weg zur Demo aufrufen, wollen sie eigentlich nur Hass verbreiten: gegen Ausländer, "Vaterlandsverräter" und Geflüchtete. Genau diesen wird die rassistische Hetze aber nun zumindest finanziell unter die Arme greifen – und zwar unfreiwillig: Für jeden Teilnehmer, der am Samstag bei der Demonstration der Neonazi-Partei durch Fulda mitmarschiert, wird die Aktion "Hetzen für Flüchtlinge" zehn Euro an die Geflüchtetenhilfe spenden.

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Eines der Mitglieder von Der Dritte Weg ist der bekannte Neonazi Matthias Fischer, der bei der Demo am Samstag auch als Redner auftreten soll. – und den Schriftzug "Aryan Hope" auf seinem Schädel tätowiert hat.

Eigentlich hatte die Stadt Fulda ein Verbotsverfahren gegen die Demo eingeleitet – die Partei hatte dagegen geklagt. Die Polizei rechnet damit, dass am Samstag trotzdem bis zu 100 Teilnehmer erscheinen werden. Es gibt also mehr als genug Gründe, sich dem Aufmarsch der Rechtsextremisten entgegenzustellen. Und genau das will "Hetzen für Flüchtlinge" tun – mit einem ungewöhnlichen Vorhaben: Neonazi-Patenschaften. Sie sollen verhindern, dass Neonazis in den Landkreisen Fulda und Hersfeld-Rotenburg mit ihrer politischen Arbeit Erfolge verbuchen. "Wir wollen, dass die Neonazis nicht sich selbst, sondern ihren Opfern etwas Gutes tun", sagt Andreas Lindner, einer der Initiatoren gegenüber VICE. Die Aktionen "HassHilft" und "Rechts gegen Rechts" haben ihn und seine Freunde zum Projekt inspiriert, so Lindner weiter.

Neonazi-Pate wird, wer mindestens zehn Euro spendet, die Erlöse sollen verschiedenen Projekten zugute kommen. Am Mittwoch ging die Website online, das erste Ziel wurde anvisiert: die Demonstration des Dritten Weges zur "Bewahrung der Heimat". Für jede Person, die am Samstag auf der Seite der Neonazis demonstriert, fließen zehn Euro aus dem Spendentopf an "Welcome In", eine Initiative für Geflüchtete. Gibt es mehr Spenden als Teilnehmer, will Lindner den Jackpot an andere antirassistische Projekte vergeben. "Sollten die Demonstranten es schaffen, die komplette Route abzulaufen, wird der Jackpot ausgeschüttet", erklärt er, "dadurch wird es dem Dritten Weg unmöglich, den Tag als Erfolg zu verbuchen."

Gleich am ersten Nachmittag haben sich mehrere Spender bei "Hetzen für Flüchtlinge" gemeldet. Bisher sind mehr als 300 Euro zusammen gekommen, schätzt Lindner. In Zukunft will er auch andere Projekte unterstützen, um den Rechtsextremismus und den Rassismus in der Region wenigstens ansatzweise in etwas Gutes zu verwandeln.

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