Eine Weiße Frau posiert vor ihrem Badezimmerspiegel. Sie trägt einen grauen String und streckt ihren Hintern in die Kamera. In der einen Hand hält sie ihr Smartphone, die andere verschwindet in ihrer Unterhose. Am Spiegel klebt ein Zettel, darauf steht "I'm a slut for big black dicks". Darüber verdeutlichen Hashtags ihre sexuelle Vorliebe: #whiteslut, #saynotowhiteboys, #teamblackguys.Die Frau ist Teil einer Twitter-Community, die Sex zwischen Weißen Frauen und Schwarzen Männern glorifiziert. Die Userinnen und User schreiben in ihren Account-Biografien, dass Schwarze Penisse ihr Hobby seien, oder dass sie andere Weiße Frauen zu "Big Black Cock"-Liebhaberinnen konvertieren wollen. Wenn sie von BBC sprechen, meinen sie nicht den britischen Fernsehsender – sondern die Genitalien Schwarzer Männer, vorzugsweise in der Länge und Breite eines Unterarms.
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Die Mitglieder der Community kommen aus der ganzen Welt. Auch deutsche Twitter-Accounts posten täglich Clips, in denen Weiße Frauen von Schwarzen Männern penetriert werden oder deren Penisse im Mund haben. Ihr Ziel dürfte aber nicht nur eine sorgfältig angelegte Privat-Mediathek der besten Interracial-Pornos sein – schließlich werden solche Inhalte bei Twitter nicht zensiert. Zwischen den Videos tauchen immer wieder Comic-Bilder auf, in denen Schwarze Penisse Sperma in einen Uterus blasen. Daneben prangen Fotos von schwangeren Weißen Frauen oder Babys ethnisch gemischter Eltern. "Breed black babies", tweeten sie, zu Deutsch: züchtet Schwarze Babys.
Für Außenstehende klingt das nach einem fragwürdigen Fetisch, in dem Weiße Frauen zu Brutkästen und Schwarze Männer zu potenten Samenspendern degradiert werden. Für die Community ist es eine maximal edle Mission: Wenn sich Weiße Frauen Schwarzen Männern sexuell zur Verfügung stellen, wird das in vielen Tweets als Bewunderung Schwarzer Menschen erklärt. Und mehr noch: Die daraus entstandene Schwangerschaften sollen Rassismus beenden. Das Problem: Schwarze Frauen kommen in dieser Welt kaum vor. Und die Community verbreitet Stereotype, die Schwarze Menschen selbst als rassistisch beschreiben.Das Weltbild der Community ist einfach und wenig divers: Es gibt weiße, zierliche Frauen mit einer scheinbar immensen Lust auf Sex. Und es gibt Schwarze Männer mit gigantischen Penissen, die dieser Lust mit akrobatischen Stellungen gerecht werden. Ach ja und dann gibt es noch Weiße Männer, für die nichts als kleine Penisse übrig geblieben sind – und die vermeintliche Ehre, den Schwarzen Männern dabei zuzusehen, wie man "richtig" kopuliert.Damit die Welt weiß, welche Personen welcher Kategorie zugeteilt werden, geben sich die Community-Mitglieder Namen: Die Weißen Männer sind "Cucks", die Schwarzen Männer "BBCs", die Weißen Frauen "Snowbunnies" oder "Queens of Spades". Um als solche erkennbar zu sein, tragen sie das schwarze Pik in ihrem Twitter-Namen, als Halskettchen um den Hals oder als Tattoo am Fußgelenk.
Der Community zufolge haben alle Schwarzen Männer Riesenpenisse
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"Die Community ist außer Kontrolle geraten", sagt David – seiner Twitter-Bio nach BBC
David schickt Screenshots von Profilen, in denen Frauen schreiben, sie hätten sechs Kinder von Schwarzen Männern und suchten nach jemandem, der sie erneut "befruchten" könne, und von Weißen Paaren, die einen Wettbewerb ausschreiben, damit die Frau von einem Schwarzen Mann schwanger werde. David schreibt, es gebe Menschen, die Weiße Frauen für Geld zur Verfügung stellen – und Schwarze Männer, die mit Absicht Kondome durchlöchern, um viele Kinder mit Weißen zu haben. "In der Community sind Snowbunnies Sexsklavinnen", sagt er. "Dafür nennen sie uns Schwarze Männer 'Götter'."Es lässt sich nur schwer überprüfen, ob hinter den Accounts tatsächlich alleinerziehende 21-jährige Frauen mit Mehrfachschwangerschaften stecken oder ob es bei Twitter einen florierenden Handel mit ihren Gebärmüttern gibt. Dass Menschen wegen ihrer Hautfarbe fetischisiert werden, lässt sich aber kaum anzweifeln.
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"Suche Schwarzen Mann, der mich schwängert. Bitte Penisgröße angeben."
In der Community heißt es, Weiße Frauen seien verantwortlich dafür, den Rassismus in Weißen Mehrheitsgesellschaften zu beenden und Schwarzen Menschen zu dienen. Um ihre "Schuld" zu begleichen, sollen sie als erniedrigend angesehene Sexpraktiken ausführen: die Männer mit dem Mund anal befriedigen, sich in einem Gang Bang zur Verfügung stellen, oder Weiße Cuckold-Ehemänner vor deren Augen mit einem Schwarzen Mann betrügen. In Pornos sind solche Handlungen nicht ungewöhnlich. Dass eine auf Knien herumrutschende Weiße zwischen fünf erregten Schwarzen Männern das Ende rassistischer Denkmuster bedeutet, dürfte beim Masturbieren aber noch niemandem eingefallen sein. Im Gegenteil.Dass eine auf Knien herumrutschende Weiße zwischen fünf erregten Schwarzen Männern das Ende rassistischer Denkmuster bedeutet, dürfte beim Masturbieren noch niemandem eingefallen sein.
Die Autorin und Anti-Porno-Aktivistin Gail Dines kritisierte 2010 in ihrem Buch Pornland, das Interracial-Genre verfestige das rassistische Stereotyp des hypersexuellen Schwarzen Mannes auch außerhalb von Pornos. Tatsächlich sind Schwarze Männer in der Twitter-Community neben ihrer Rolle als Samenspender nicht mehr als ein sexuelles Abenteuer. Das zeigen nicht zuletzt die Weißen Frauen, die nach dem Sex mit einem Schwarzen Mann mit ihrem Weißen Ehemann nach Hause gehen. Eine Liebesbeziehung können sie sich trotz aller Bewunderung also offenbar doch nur mit anderen Weißen vorstellen.
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"Ist das nicht der Albtraum jedes AfD-Wählers?", fragt einer
Doch allein die Art, mit der "Big Black Cocks", "Black Breeding" und "Interracial Sex" innerhalb der Interracial-Community auf Twitter beworben werden, zeigt: Rassistische Denkmuster in der Weißen Gesellschaft liegen tiefer als die Gebärmutter in einer Vagina. Und daran konnten bislang nicht einmal ein Schwarzer US-Präsident, jahrelange Aufklärungsarbeit durch Betroffene oder eine wachsende Vorliebe für Interracial Pornos etwas ändern.Folge Rebecca auf Twitter und VICE auf Facebook, Instagram und Snapchat."Durch ihre Schenkel öffnen sie die deutschen Grenzen", erklärt er weiter. "Und irgendwann ist [interracial Sex] normal."