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Obdachlosigkeit

Jemand hat in Berlin zwei Obdachlose im Schlaf angezündet

Dass sie noch am Leben sind, haben sie wohl den Gästen einer Imbissbude zu verdanken.
Symbolbild: imago | rust

Gegen das Wetter können sich viele Obdachlose noch schützen. Sie mummeln sich im Winter unter fünf Lagen Kleidung ein und verstecken sich vor der Sommersonne in einer Parkgarage. Viel schwieriger ist es, dem Hass und der Gewaltbereitschaft anderer Menschen zu entgehen. Der begegnen Obdachlose jeden Tag. Menschen stehlen ihnen ihre wenigen Besitztümer, schlagen sie zusammen und setzen sie in Brand. Genau das ist in der Nacht von Sonntag auf Montag auch wieder in Berlin passiert.

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Am S-Bahnhof Schöneweide haben Unbekannte zwei obdachlose Männer mit einer brennbaren Flüssigkeit übergossen und im Schlaf angezündet. Das bestätigt die Berliner Polizei gegenüber VICE. Tatverdächtige gebe es bisher noch nicht, heißt es weiter. Die Mordkommission ermittele aber bereits.

Die Opfer erlitten schwere Verbrennungen und wurden in ein Krankenhaus eingeliefert. Dass sie noch am Leben sind, haben sie wohl den Gästen einer Imbissbude am Bahnhof zu verdanken. Das berichtet die Berliner Morgenpost. In dem Restaurant hatte man die Flammen bemerkt und den beiden Obdachlosen mit einem Feuerlöscher geholfen.

Nach Schätzungen der Wohlfahrtsverbände leben in Berlin bis zu 10.000 obdachlose Menschen, Tendenz steigend – eine offizielle Statistik gibt es in Deutschland, wo sonst alles gezählt und ordentlich aufgelistet wird, nicht. Der Angriff in Schöneweide war nicht der erste Brandanschlag auf diese Menschen. Vor anderthalb Jahren hatte eine Gruppe junger Männer einen schlafenden Obdachlosen in der U-Bahnstation Schönleinstraße angezündet. An Heiligabend, als nur wenige Menschen unterwegs waren, warfen sie ein brennendes Taschentuch direkt neben den Kopf des damals 37-Jährigen. Sein Schlafsack und die Plastiktüte, die er als Kissen nutzte, fingen sofort Feuer. Fahrgäste aus einer einfahrenden U-Bahn halfen dem Mann und löschten die Flammen, bevor die ihn verletzen konnten.

Da die Kameras im U-Bahnhof den gesamten Vorfall aufgenommen hatten, wurden die Täter damals schnell gefasst. Inzwischen ist der Haupttäter zu zwei Jahren und neun Monaten Haft verurteilt worden. Ob es aktuell Aufnahmen von dem Angriff in Schöneweide gibt, ist nicht bekannt.

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