Politik

Exklusiv: Diese Studie zeigt, wie perfide die AfD Antisemitismus verbreitet

Surprise: Die AfD hat in Teilen antisemitische Ansichten. Eine neue Studie zeigt nun, wie sie das zu verstecken versucht.
Alexander Gauland von der AfD grinsend im Bundestag, eine neue Studie zeigt jetzt, wie perfide die AfDA Antisemitismus verbreitet
Foto: IMAGO / Future Image

Die AfD trägt zu einem zunehmend antisemitischen Klima in Deutschland bei. Das dürfte für viele in etwa so überraschend kommen wie die Tatsache, dass die Partei außerdem rassistische und sexistische Positionen vertritt. Mit welchen Methoden die AfD ihren Antisemitismus dabei aber genau unter die Leute bringt, hat der Politikwissenschaftler Lars Rensmann in einer neuen Studie analysiert, die das AJC Berlin Ramer Institute herausgibt. Die Ergebnisse zeigen: Die Partei agiert dabei besonders perfide.

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Für seine Forschung unterzog Rensmann Äußerungen von AfD-Politikerinnen und -Politikern und Social-Media-Kampagnen der Partei einer Art Diskursanalyse. Er überprüfte, inwiefern darin antisemitische Ideologien und Verschwörungstheorien oder Holocaustrelativierungen auftauchen. Außerdem schaute sich Rensmann an, ob und wie die AfD vermeintliche Solidarität mit Israel und der jüdischen Gemeinschaft instrumentalisiert. 

Rensmann fiel dabei unter anderem auf, dass sich die AfD gerne selbst als pro-jüdische Partei positioniere und solidarisch mit Israel zeige. Im Jahr 2019 bezeichnete der Bundestagsabgeordnete Jürgen Braun die AfD sogar als "die Partei der Freunde Israels in diesem Parlament". Nur: Die vermeintlichen politischen Parallelen zwischen Israel und AfD gehörten Rensmann zufolge genauso zu einer Inszenierung wie das Vorschieben der Gruppe "Juden in der AfD" als Reaktion auf Kritik. 

Die Israel-Solidarität der AfD ist nur eine Farce

Ein Zitat der ehemaligen AfD-Chefin Frauke Petry ließ 2017 bereits die Vermutung zu, was der wahre Kern der vermeintlichen Israel-Solidarität sein könnte: die eigenen Ressentiments gegenüber Geflüchteten und Muslimen. Petry hatte damals behauptet, ​​die AfD sei "einer der wenigen politischen Garanten jüdischen Lebens, auch in Zeiten illegaler antisemitischer Migration nach Deutschland". Wie die AfD wirklich zu jüdischem Leben steht, hatte nicht zuletzt der ehemalige Parteichef und Ex-CDUler Alexander Gauland gezeigt, als er die NS-Zeit als "Vogelschiss" in der deutschen Geschichte bezeichnet hatte.

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Rensmann beschreibt das, was die AfD macht, als "Doppelcharakter des Antisemitismus": Er zeige sich dadurch, dass für jüdische Menschen zugleich "Bewunderung und Verachtung" ausgedrückt werde. "Die Interessenlage Israels ist nur von Bedeutung, wenn diese als kompatibel mit dem AfD-Weltbild angesehen wird", resümiert der Politikwissenschaftler. 

Israel sei für die AfD damit lediglich eine Art Referenz in der Vorstellung von einer restriktiven Einwanderungspolitik, so Rensmann. Ein Instrument. Die Partei nutze den Staat für seine eigene ausländerfeindliche Politik und zum Teil auch, um mit der Doppelmoral linker oder linksliberaler Gruppen Stimmung zu machen. Diese werden im Zusammenhang mit einer Solidarität gegenüber der palästinensischen Bevölkerung oft selbst wegen antisemitischer Ressentiments kritisiert.

Wer es nun aber wie die AfD machen will und das deutsche Antisemitismusproblem allein der Partei zuschieben will, dürfte es sich ebenfalls zu einfach machen. In seinem Fazit hebt Rensmann hervor, dass Antisemitismus nicht nur innerhalb der AfD ein Problem sei. Vor allem in sozialen Medien fände sich seit Jahren eine zunehmende und vor allem zunehmend radikalisierte Verbreitung antisemitischer Verschwörungstheorien wieder. Ja, damit sind auch die Facebook-Videos der in die “Plandemie"-Gruppen abgedrifteten Schulfreunde von früher und die Karikaturen in der Familien-WhatsApp-Gruppe gemeint. Es sind eben nicht immer nur die anderen. 

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