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Selbst verschlüsselt ist es beängstigend die Mafia zu verraten

MafiaLeaks nimmt sich der italienischen Mafia an, indem sie Informanten die Möglichkeit geben auf sicherem Wege belastende Informationen über die berüchtigten Kriminellen Italiens zu versenden.

Via Flickr

Mal ehrlich, Whistleblower stehen nicht wirklich Schlange, um jemanden in die Pfanne zu hauen. Weder wenn es um die Mitglieder eines Clans geht, noch bei Ex-Mafiosos, die immer noch ein Hühnchen mit irgendjemandem zu rupfen haben. Warum das so ist? Das hat mit Omertà zu tun. Ein ungeschriebener Ehrenkodex, dass man niemals ein Wort über die Familie verliert, sonst kommt es zur Vergeltung. Über Jahrzehnte hat das organisierte Verbrechen durch Einschüchterung die Macht behalten. Aber jetzt gibt es Technologie. Anonyme Nachrichten! Verschlüsselung! Sichere Netzwerke! Kann die Datenschutz-Technologie endlich den Schweigekodex brechen?

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Eine neue Plattform für Whistleblower möchte es zumindest versuchen. MafiaLeaks nimmt sich der italienischen Mafia an, indem sie Informanten die Möglichkeit gibt auf sicherem Wege belastende Informationen über die berüchtigsten Kriminellen Italiens zu versenden.

Die Webseite funktioniert als Mittelsmann zwischen potentiellen Informanten, Journalisten und Kriminalitätskämpfern für Hinweise. Die Nutzer können die verstecke Seite nur über den Tor-Browser abrufen und die Kommunikation auf der Webseite ist verschlüsselt, um die Anonymität zu sichern. Die Emails beinhalten einen Code, den nicht einmal die Seiteninhaber einsehen können - nur der 'Sender' und die 'vertraute Person', die die Nachricht bekommt. Daten werden auf dem Server für 20 Tage gespeichert und dann, für mehr Sicherheit, gelöscht.

Das ist alles schön und gut, aber es erfordert immer noch eine Menge Vertrauen, die man da in eine private Software steckt, besonders in dem heutigen NSA-Klima, wenn es offensichtlich ist, dass selbst die sichersten Instrumente keine Garantie geben können. Was, wenn ein Hacker eine Sicherheitslücke findet und Nachrichten auf echte Identitäten zurückführen kann? Dann gibt es vielleicht wieder ein paar Morde mehr.

Dieses Risiko ist den Gründern des Projekts bewusst - die offensichtlich selber lieber anonym bleiben wollen. Im FAQ der Webseite heißt es: "Wir bitten dich nicht, MafiaLeaks zu vertrauen. Genau, vertrau MafiaLeaks nicht! Schicke deine Informationen anonym, hinterlasse deine Namen nicht, hinterlasse keine Daten, die auf dich zurückzuführen sind."

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Die Anonymität hat natürlich auch einen Nachteil. Gangmitglieder können sich selber anmelden und falsche Tipps posten, und so gezielt Polizisten auf eine falsche Fährte führen. Tatsächlich hatten die Leute, die hinter MafiaLeaks stecken, schon Probleme die Strafverfolgungsbehörden auf ihre Seite zu bekommen, weil die Polizei sich nicht sicher ist, auf welcher Seite die namenlosen Gründer der Seite sind.

Trotzdem argumentiert MafiaLeaks, dass die Whistleblower Seite wertvolle Hinweise in Form von Videos, Schnappschüsse oder Auskünfte aus dem Untergrundring bereitstellen kann, die von den immer-online Bürgern geschickt werden. Der Slogan des Projekts bedient sich bei einer Antiterror-Kampagne von der US-Regierung nach dem 9. September: "Wenn du was weißt, dass sag was."

"In einer Zeit, in der wir alle Smartphones mit uns herumtragen, glauben wir, dass es nur noch eine Frage der Zeit ist, bis alle Informationen öffentlich versammelt sind," so steht es auf dem Blog der Seite. "Die Mafia handelt jeden Tag unter den Augen aller, und bisher ist kein Einschüchterungsversuch gelungen. Wir glauben, dass es an der Zeit ist, ihnen einen Strich durch die Rechnung zu machen."

Die Technologie basiert auf Globaleaks, einer anonymen Open Source Whistleblower Plattform. Das Konzept wurde von SecureBox, einem hyper-sicheren Posteingang übernommen. Mit dem ursprünglich von Aaron Swartz entwickelten Werkzeug, sollte ein sicherer und anonymer Kommunikationsweg zwischen Informanten und Journalisten geschaffen werden.

Das Projekt findet sicherlich Zustimmung im techno-anarchistischen, Hacker-Zeitgeist, der von der globalen Gegenreaktion gegen die Überwachung der Regierungen gestärkt wurde. MafiaLeaks startete am 5. November (ganz im Sinne des "remember, remember the fifth of November") und kommt nur Echt inklusive der ikonischen Guy Fawkes Bild auf der Stellenangebotsseite.