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Die größte rechte Verschwörungsseite der USA kommt nach Europa

Donald Trumps Hofberichterstatter 'Breitbart News' will seinen Rassismus jetzt nach Europa bringen.
Foto: imago | ZUMA Press

Gute Zeiten für Rechtspopulisten: Donald Trumps rechte Lieblingsseite, Breitbart News, hat direkt nach dem Wahlsieg des Republikaners verkündet, demnächst nach Frankreich und Deutschland expandieren zu wollen. Die Webseite, die zuletzt vor allem eine kompromisslose Propaganda-Maschine für den Präsidentschaftskandidaten Trump war, sucht bereits nach Journalisten, um ihre ganz besondere Art der Berichterstattung auf dem Kontinent einzuführen.

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In den USA ist Breitbart News mittlerweile sehr bekannt. Die Webseite gilt als das Flaggschiff der rassistischen und rechtspopulistischen Gegenöffentlichkeit, der sogenannten "Alt-Right"-Bewegung, die sich früh hinter Trump gestellt hatte.

Der Gründer der Seite, der Ultra-Konservative Journalist Andrew Breitbart, arbeitete zunächst bei den Online-Formaten Drudge Report und Huffington Post, bevor er die Seite 2005 mit dem erklärten Ziel gründete, gegen den "kulturellen Marxismus" und dessen Hauptwaffen—"Political Correctness" und Multikuturalismus—anzuschreiben.

Dass Breitbarts Mission also eine ziemlich krude Verschwörungstheorie zugrunde lag (europäische Intellektuelle wollen den US-Kapitalismus durch Verschwulung etc. zerstören), konnte dem Erfolg der Seite nichts anhaben. Und weil ihm hin und wieder echte Scoops gelangen, avancierte der jähzornige und polternde Andrew Breitbart zum Rockstar des rechten Spektrums. Seine wachsende Macht nutzte Breitbart dazu, Druck auf republikanische Politiker auszuüben, um sie immer weiter nach rechts zu treiben.

Als Andrew Breitbart 2012 im Alter von 43 Jahren starb, übernahm sein Freund und Kollege Steve Bannon den Laden. Seitdem ist Breitbart nur noch einseitiger, rassistischer und einflussreicher geworden. Gleichzeitig weichte die neue Führung die Standards für wahrheitsgemäße Berichterstattung immer weiter auf: Die Reporter sahen sich eher als Kulturkämpfer denn als Beobachter, und die Scoops stellten sich immer öfter als unwahr heraus.

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Der Beliebtheit bei seinen Fans tat das keinen Abbruch. Als der britische Hass-Blogger Milo Yiannopoulos 2014 dazustieß, spülte er Breitbart News dann noch Horden von "Männerrechtlern" und Frauenhassern auf die Seite, der Ton verschärfte sich immer weiter. Yiannopoulos war es dann auch, der die Verbindung zwischen Breitbart und der rassistischen "Alt-Right"-Bewegung mit seinen hasserfüllten und provokativen Glossen endgültig zementierte.

Shapiro erklärte später, er habe noch nie eine solche Flut an antisemitischem Hass erlebt wie in seiner Zeit bei Breitbart.

Die Hass-Schleuder Breitbart News fand seine Bestimmung endgültig, als Donald Trump auf die Bühne trat. Der Kandidat und der Verschwörungsblog waren wie füreinander gemacht, und Breitbart stellte sich zu hundert Prozent hinter Trump. Im Gegenzug brüllte der Kandidat oft Dinge in die Mikrofone, die wie von der Seite abgeschrieben klangen. Dass Mexikaner Vergewaltiger und Schwarze faul seien, musste man den Breitbart-Lesern nicht mehr erzählen.

Breitbarts Loyalität zu Trump ging so weit, dass sie ihre eigene Reporterin Michelle Fields fallenließen, als Trumps Pressesprecher sie bei einer Veranstaltung brutal zur Seite schleuderte und später leugnete, dass das je passiert war. Jedes Medienhaus würde sich auf die Seite seiner Reporterin stellen, Breitbart entschied sich stattdessen, seinen Angestellten jede Parteinahme mit Fields zu verbieten, und veröffentlichte eine Darstellung der Ereignisse, die Fields direkt widersprach.

Fields und der Reporter Ben Shapiro verließen Breitbart. Shapiro erklärte später, er habe noch nie eine solche Flut an antisemitischem Hass erlebt wie in seiner Zeit bei Breitbart. Für Breitbart-Chef Brannon hat sich die Loyalität zu Trump trotzdem gelohnt: Der Republikaner machte ihn im August zum CEO seiner Kampagne und denkt jetzt offenbar darüber nach, ihn zu seinem Stabschef im Weißen Haus zu ernennen.

Vor einem Jahr hätte man wohl noch über die Nachricht gelacht, dass eine US-amerikanische Verschwörungsseite nach Europa expandieren will. Aber mit den ihm zugrundeliegenden Thesen von der Umvolkung durch Einwanderung und der Verschwulung und der Political Correctness passt Breitbart News ziemlich gut in das Weltbild der Flüchtlingsgegner und Lügenpresse-Rufer, die jetzt Compact lesen lesen und RT Deutsch schauen.Breitbart News passt leider viel zu gut in unsere Zeit. Und dass seine Ideen Veränderung bewirken können, hat die Seite in den USA gerade eindrucksvoll bewiesen.