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Bis so guet

Politische Dinge, die du posten kannst, die nichts mit Gaza zu tun haben

„Es gibt auch noch viel Schlimmeres auf der Welt“ ist der überflüssigste Satz seit der Westen den Zynismus entdeckt hat.

Foto von Pandemia ı Flickr ı CC BY 2.0

Es ist wieder einmal soweit. Kaum startete Isreal die aktuelle Offensive im Gazastreifen, greifen aberdutzende Facebook-Humanisten zum kollektiven Dislike-Button.

Dann liest man so lustige Kommentare wie Es beschäftigt mich schon den ganzen Tag!! Scheisse auf diese Medien“, „ich suche seit 10 Minuten Nachrichten über den Gaza-Streifen und finde einfach nichts wegen dem Fussball!“, „mehr tore auf brasilien als raketen auf tel aviv…“, „danke dave. krieg ist schrecklich, aber hier gehts um party.“ oder „wer fussball gut findet outet sich als mitglied des geistigen subproletariats“.

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Der Höhepunkt der Philantropie bilden aber die zahlreichen Israel-Nationalsozialismus-Vergleiche, da sind sich auch Erdogan und die junge deutsche Linke einig. Wenigstens weiss ich jetzt, wie es aussähe, wenn Goldküstenkids auf dem Entwicklungshilfe-Trip mit Völkermord-Leugnern eine Facebookgruppe gründen würden. Ah stimmt, die gibt es schon. Naja. Wenn auch ihr eure Meinung der Welt auch dann nicht vorenthalten möchtet, wenn der Zion-Shitstorm die Hypekurve wieder hinabsegelt, haben wir hier ein paar politische Brandherde, mit denen ihr auch den hinterletzten Corris-Fuzzi zum stottern bringen könnt.

In diesen Ländern oder in Teilen davon herrschen aktuelle politische Krisen. Foto von Wikimedia ı CC BY-SA-3.0

Habt ihr das obligate Plattitüdenpulver eurer Nietzsche-Lektüre bereits verschossen, ist der beste Ort für verbalen Durchfall natürlich das Internet. Für ganz Vulgäre gibt es zum Beispiel die Liste der Länder der Amnesty International-Einsätze oder die BILD-Liste der gefährlichsten Länder der Welt. Etwas ausgefuchster, aber nicht wirklich informativer, ist die FAZ-Liste der Kriegsgebiete 2006—09 oder die NZZ-Liste der wichtigen Krisen 2014. Dann gibt es Wikipedia. Dort findet ihr so Konstrukte wie die Liste der andauernden Kriege oder die Liste der von der UN nicht anerkannten Staaten.

Falls ihr euch aber ernsthaft einen soliden, knappen Überblick über einige aktuelle politische Konflikte verschaffen möchtet, gibt es auf der Website der deutschen Bundeszentrale für politische Bildung das Informationsportal Krieg und Frieden oder die Liste der innerstaatlichen Konflikte. Für alle Anderen haben wir hier die beknackteste Zusammenstellung von Krisenherden, die je ein Zynistenherz beglücken konnte:

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Foto von der US Armee ı Flickr ı CC BY 2.0

Die alten Eisen
Es gibt ein paar Konflikte, an die man sich vielleicht noch aus Schulzeiten erinnern mag. Beispielsweise der der Nordirland-Konflikt, der Kaschmir-Konflikt, der Bürgerkrieg in Birma/Myanmar, die Guerillakriege in Kolumbien, der PKK-Konflikt in der Türkei, die Bürgerkriege in Somalia und Algerien, die LRA-Massaker („Get Kony"), die Krisenlagen im Sudan, im Kongo oder dem Nordkaukasus.

Made in USA
Im Arschloch-Ranking der durchschnittlichen linksalternativen Klatschrunde kommen die United States of Anything üblicherweise weit vor Nordkorea oder Turkmenistan. Mit Aktionen wie dem Vietnamkrieg, Guantanamo oder McDonalds hat sich der kleine Schurkenstaat in das Herz der Menschheit gebombt. Nachweisbar federführend war bzw. ist sie auch beim Krieg in Afghanistan, dem Irak, beim Drohnenkrieg in Pakistan oder beim Drogenkrieg in Mexiko.

Foto von der US Armee ı Flickr ı CC BY 2.0

So 2011
Vielleicht langweilen euch diese Dinge inzwischen, weil schon ihr bei deren Ausbruch lieber politische TV-Satiren wie die Simpsons geschaut habt. Das betrifft etwa den Separatistenkrieg in Süd-Thailand, den Rebellenaufstand in Mali, die Revolutionen in Ägypten, Lybien und Tunesien, den syrischen Bürgerkrieg oder die Krise in der Ukraine.

Nice to have
Ist euch das alles viel zu unexotisch, keine Sorge, es gibt zahllose weitere Unruhen, Aufstände, anderweitige Krisen oder Kriege, die sich für den asozialen intellektuellen Penisvergleich nutzen lassen. Seid ihr etwa so so politisch ahnungslos wie ich, werdet ihr von den wenigsten dieser Dinge schon gehört haben.

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Zum Beispiel gibt es auf den Philippinen neben den kommunistischen Revolutionskämpfern noch die Moro-Islamische Befreiungsfront, kurz: MILF. In Indien gibt es ausser dem Streit mit Pakistan diverse Aufstände von ethnischen oder sozialen Minderheiten. Etwa die Naxaliten, Nagas und Kukis, sowie die Gruppierungen im Assam- oder dem Tipura-Konflikt. Auf dem afrikanischen Kontinent herrscht eine verworrene, üble Lage unter Anderem in Nigeria und der zentralafrikanischen Republik. Und neben den Tibetern gibt es in China über 50 bekannte ethnische Minderheiten, wobei Uiguren, Zhuang, Yi, Mandschu oder Tuija alle grösser als die Tibeter sind.

Foto von der Rosa Luxemburg-Stiftung ı Flickr ı CC BY 2.0

Das wird sich schon von ganz alleine lösen
Man muss kein Ziegler sein, um zu sehen, dass bisher verdammt viel weggelassen wurde. Allem voran einige gravierende soziopolitische Probleme bei uns selbst. Etwa die Frage der Fahrenden, der zunehmende Rechtsrutsch in Ost- und Westeuropa oder die Internierungs-Asylpolitik der Schengenstaaten. Vielleicht wäre das ja etwas, was auf der nächsten Wohnraum-für-Züri-Demo angesprochen werden könnte.

Ganz apolitisch dahinleben könnt ihr selbstverständlich auch diese Woche wieder:

Ab Heute gehen wir ans OhSee Festival in/vor der roten Fabrik, dort spielt nämlich unser Cas McCombs. Oder an The First Great Gutter in der [Diele](http:// http://diediele.ch) und weil wir eh schon in der Nähe sind, geben wir uns die Donnerstagsklassiker in der Zukunft, dem Gonzo und dem Hive.

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Morgen ist Rundfunk Eröffnung! Danach gehen wir zuerst ins Music Apartment zu Joe Bel. Dann kommt das Gartenfestival im Kairo, Alice im Mollyland in der Tankstell und weils so gerade schön ist, gehen wir ans Portier Sommerfest.

Samstags starten wir an der Josefwiese mit Brett Newski bei [GDS.FM](http:// https://www.facebook.com/events/252773794846819/?refdashboardfilter=upcoming), geben uns die Indie Bar der Schüür, verrauchen die Wände im Zigiroom im Stall 6 und töten unsere Hirnzellen am Killout Summerrave im Blok.

Am Sonntag sagen wir scheiss auf Coffe&Cigarettes und schauen Smoke in der Cinematte.

Montags gucken wir Blue Ruin. Das können wir zum Beispiel im Kellerkino oder im Riff Raff.

Am Dienstag gehen wir zur Automatenbar an der Flüelastrasse.

Und am Mittwoch geben wir uns harten, politisch motivierten, absolut unzynischen Voyeurismus in der Bagatelle.