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Warum der Angriff auf ein Vorarlberger Asylheim angeblich nichts mit Rechtsradikalismus zu tun hat

Auch die Polizei konnte uns unsere Fragen nicht beantworten.
Foto: Friedrich Böhringer | Wikimedia | CC 2.5

Alberschwende in Vorarlberg gehört zu den Ortschaften in Österreich, die sich bereit erklärt haben, Flüchtlinge aus dem Syrienkrieg aufzunehmen und unterzubringen. Hunderte Einwohner des 3.000 Einwohner-Dorfes hatten sich noch vor einigen Tagen aktiv für das Bleiberecht der acht Flüchtlinge eingesetzt. Das scheint ganz offensichtlich nicht jedem dort zu gefallen. In der Nacht auf Ostermontag wurde das Heim, in dem die syrischen Flüchtlinge untergebracht sind, von einer Gruppe junger Männer attackiert und ein Unterstützer des Asylheims verletzt. Der Übergriff fand nur wenige Tage, nachdem im deutschen Törglitz ein Asylheim in Brand gesteckt wurde, statt.

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Die Polizei konnte bereits nach kurzer Zeit Verdächtige ausmachen—verantwortlich sollen fünf Alberschwendner sein, die zwischen 19 und 29 Jahren alt sind. Zwei der jungen Männer hätten laut Polizei bereits gestanden, an der Attacke beteiligt gewesen zu sein, die anderen drei mussten zu dem Zeitpunkt des Polizei-Statements am Dienstag erst einvernommen werden.

Abgelaufen ist das Ganze laut Polizei so: Die fünf Männer sollen in der Nacht auf Montag, nachdem sie bereits in mehreren Lokalen der Gegend getrunken hatten, gegen zwei Uhr Früh durch Alberschwende gelaufen und Plakate der Initiative „Wir sind Asyl", welche das Asylheim betreut, von den Gebäuden gerissen haben, an denen sie befestigt waren—unter anderem dem Gemeindeamt und dem Haus, in dem die Flüchtlinge selbst untergebracht sind. Dort wurden sie dann aber von zwei Mitgliedern der Initiative beobachtet und konfrontiert. Es kam zu einer verbalen Auseinandersetzung, und die mutmaßlichen Täter begannen, die „Wir sind Asyl"-Unterstützer schwer zu bedrohen. Eine Rauferei konnte nur durch zwei weitere Zeugen verhindert werden.

Die fünf Männer zogen vorerst von dannen, nur um einige Stunden, etwa gegen 5:00 Uhr morgens, wieder vor dem Asylheim aufzukreuzen. Dann versuchten sie, in das Heim einzudringen. Laut Polizei rechneten sie nicht damit, dass die Männer, die sie schon ein paar Stunden zuvor unterbrochen hatten, noch vor Ort waren. Die „Wir sind Asyl"-Unterstützer konfrontierten die fünf Männer ein weiteres Mal und versuchten sie am Eindringen in das Haus zu hindern.

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Das Asylheim in Alberschwende. Screenshot via orf.at

Dieses Mal kam es zu einer körperlichen Auseinandersetzung. Die Fensterscheibe in der Eingangstüre des Hauses ging zu Bruch, einer der beiden Angegriffenen wurde leicht verletzt. Die Tatverdächtigen müssen sich jetzt wegen Sachbeschädigung, Hausfriedensbruch, Körperverletzung und gefährlicher Drohung verantworten.

Laut Aussagen der Polizei sind die fünf Männer nicht der rechten Szene zuzuordnen. Der Vorfall sei ein „betrunkener, spontaner Akt ohne rechtsradikalen Hintergrund" gewesen. Was am Statement der Polizei vom Dienstag aber doch etwas stutzig gemacht hat: Angeblich hätten es die fünf Betrunkenen nicht auf die Flüchtlinge selbst abgesehen, sondern lediglich auf die Unterstützer der Initiative „Wir sind Asyl"—obwohl ihnen angeblich gar nicht bewusst war, dass diese noch vor Ort waren.

Primär hätten sich die fünf Männer von den Plakaten mit der Aufschrift: „Wir sind Asyl" gestört gefühlt, so die Polizei. Warum die Täter dann aber versucht haben sollten, in das Haus einzudringen, erklärt diese These nicht wirklich. Außerdem haben Augenzeugen laut dem Bericht auf ORF.at gehört, wie die Männer rechte Parolen gerufen haben.

Bei der Pressestelle der Vorarlberger Polizei konnte man uns am Mittwoch auf unsere Nachfrage, wieso die Männer denn ihrer Meinung nach in das Heim eindringen wollten, wenn sie es weder auf die Flüchtlinge abgesehen hatten, noch wussten, dass die „Wir Sind Asyl"-Unterstützer vor Ort waren, noch keine genauere Auskunft geben. Aktuell würde keine Einsicht in die Akten bestehen, heißt es.

Update: Die Vorarlberger Polizei konnte uns nun doch etwas mehr Auskunft geben. Ihre Aussage, wonach die jungen Männer es nur auf die Plakate außerhalb des Hauses und nicht auf die Flüchtlinge selbst abgesehen hatten, basiere demnach lediglich auf den Aussagen der Beschuldigten selbst—es wäre von den fünf Alberschwendnern in der Vernehmung betont worden, dass es nicht ihr Ziel war, die Flüchtlinge zu attackieren. Aus welchem Motiv die Männer aber versucht haben, in das Haus einzudringen, müsse nun von der Staatsanwaltschaft geklärt werden. Was die Polizei weiterhin festhalten kann, ist dass die fünf Männer nie in einem rechtsradikalen Milieu aufgefallen sind.

Tori auf Twitter: @TorisNest


Titelbild: Friedrich Böhringer | Wikimedia | CC 2.5