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Nachhaltigkeit

Miesmuscheln: Heilsbringer unter den Meeresfrüchten

Der Schwarze Seehecht wurde zum letzten Schrei, nachdem er von Promi-Köchen und Jurassic Park aufgegriffen wurde. Resultat: Überfischung. Miesmuscheln hingegen sind nicht nur grün und gesund, sondern auch äußerst nachhaltig. Also Klappe halten und ran...

Am Popstar-Himmel der Meeresfrüchte tauchen ständig neue Sterne auf. Aber nur wenige können sich dauerhaft durchsetzen. Der Schwarze Seehecht erlangte Bekanntheit durch Auftritte in Speisekarten und TV-Shows von Promi-Köchen sowie durch seine Erwähnung im Blockbuster Jurassic Park. Der Fisch wurde Eve­ry­bo­dy's Dar­ling. Doch schon bald plünderten Fischereischiffe die Antarktis und Überfischung führte dazu, dass seine Bestände stark dezimiert wurden. Auch der atlantische Farmlachs hat die Welt im Sturm erobert, doch umweltbewusste Esser konnten über den Flossen-Parvenu nur die Nase rümpfen, schließlich frisst der Fisch mehr Fisch, als von ihm selbst produziert werden kann. Außerdem steht er im Zusammenhang mit Schäden der Meeresumwelt. Und all das, was wir „Meeresfrüchte" nennen, wird von vielen—wohl aus Kostengründen—eh verschmäht. Und das, obwohl uns auch von offizieller Seite zu einem höheren Verzehr von Meeresfrüchten geraten wird, vor allem von Meerestieren, die einen hohen Gehalt an Omega-3-Fettsäuren mitbringen.

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Aber jetzt, wo unser 21. Jahrhundert schon seinen 14. Geburtstag gefeiert hat, glaube ich mit Freude verkünden zu können, dass wir mit dem nachstehend genannten Bewerber für die Position „grün, erschwinglich und nahrhaft" einen echt tollen Fang gemacht haben: gezüchtete Miesmuscheln. Du hast richtig gehört. Denn genau damit solltest du heute Abend deinen Partner kulinarisch verwöhnen.

Warum das so ist, erfährst du hier:

1.) Sie sind gut für deine Gesundheit. Miesmuscheln enthalten o,7 Gramm Omega-3-Fettsäuren pro 100 Gramm Fisch. Das ist genauso viel wie bei Luxusmeeresfischen wie dem Schwertfisch, nur ohne die Quecksilber- und PCB-Belastung, die bei großen Raubfischen oft nachgewiesen wird.

2.) Sie sind gut für die Umwelt. Miesmuscheln, wie alle sogenannten zweischaligen Muscheln oder Bivalvia (Austern, Venusmuscheln usw.) ernähren sich davon, dass sie Mikroalgen aus der Meeresumwelt filtern. Mit anderen Worten sorgen sie durch ihre bloße Nahrungsauswahl dafür, dass das Wasser sauberer wird. Da kann dein Farmlachs einpacken, auf dessen Speisekarte Wildfisch steht.

3.) Sie lassen sich leicht produzieren. Miesmuscheln wachsen schnell heran, und zwar schneller als viele Flossenfische und andere Bivalvia, und setzen sich zudem mit ihren Byssusfäden leicht an Schiffstauen fest. Außerdem sind Miesmuscheln äußert robust. Im Gegensatz zu Austern, die oft auf dem Meeresboden wachsen und bei schweren Stürmen auch schon mal verloren gehen, schweben Miesmuscheln—eingepackt in riesigen Socken über dem Meeresboden—frei im Wasser und sind deswegen auch relativ sturmsicher. Die Flöße, an denen die schwimmenden Miesmuschelsocken befestigt sind, dienen gleichzeitig auch als Lebensraum für andere Meeresbewohner, was Miesmuscheln zu noch „grüneren" Meeresfrüchten macht.

4.) Weil sie so leicht gezüchtet werden können, sind sie wirklich billig. Ein Pfund Miesmuscheln kostet meist um die 2 bis 3 Euro. Zugebenen, du musst natürlich die nicht zum Verzehr geeignete Schale mitzahlen, aber dennoch sind sie ein echtes Schnäppchen. Mit Ausnahme von chinesischem Buntbarsch und vietnamesischem Pangasius (für gewöhnlich die günstigsten Meeresfrüchte im Supermarkt) findest du fast kaum essbare Meerestiere, die weniger als 7 Euro pro Pfund kosten.

5.) Sie lassen sich ziemlich leicht zubereiten und finden in den unterschiedlichsten Küchen Verwendung. Miesmuscheln öffnen sich zudem doppelt so schnell wie Venusmuscheln. Und wenn du sie erstmal aus der Schale rausbekommen hast, kannst du sie in einer Vielzahl von Rezepten verwenden. Sie machen sich super in vietnamesischen Gerichten mit Kokos und Zitronengras und passen genauso gut zu Hülsenfrüchten und damit zu einem Rezept aus Italien: sautè di cozze con purè di ceci aus dem großartigen Kochbuch Naples at Table.

Paul Greenberg ist Autor des „New York Times"-Bestsellers Four Fish und des gerade erschienenen Buches American Catch.