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Warum wundern sich alle, dass der Papst es OK findet, Kinder zu schlagen?

Papst Franziskus findet es OK, Kinder zu schlagen, solange „die Würde der Kinder dabei gewahrt wird". Eigentlich sollte das niemanden überraschen.
Bild von Korea_Pope_Francis_Haemi_Castle_21 via photopin

Papst Franziskus hat gesagt, dass es OK ist, seine Kinder zu schlagen, solange „die Würde der Kinder dabei gewahrt wird". Ja, genau dieser Franziskus, von dem wir alle dachten, er sei der erste vernünftige Papst, der das Bild der Kirche in der Öffentlichkeit weg von Engeln, Heiligen und Engstirnigkeit und hin zu offeneren Ansichten und mehr Toleranz bringt.

Das erste, was nach so einer Aussage des Vertreters Jesu auf Erden passiert, ist natürlich der Aufschrei im Internet. Alle sind empört darüber, dass ausgerechnet Papst Franziskus, der sich bisher offener und sympathischer als jeder andere Papst, an den wir uns erinnern können, präsentiert hat, so etwas sagt. Und sie prangern ihn online an.

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Keine Frage—die Einstellung von Papst Franziskus ist zu verurteilen. Kinder dürfen nicht geschlagen werden (schon rein rechtlich, geschweige denn moralisch nicht) und mir soll bitte jemand zeigen, wie man eine Person würdevoll schlägt. Ein Mann, der der Glaubensführer von über einer Milliarde Christen ist, sollte Gewalt an Kindern nicht verharmlosen—schon gar nicht, wenn er großen Wert auf gute PR legt. Dabei ist aber eigentlich nicht die Tatsache, dass er sich für das Schlagen von Kindern ausgesprochen hat, das Wunder, sondern vielmehr der Punkt, dass seine katholische PR bislang so gut funktioniert hat, dass sich sein Image weg vom erzkonservativen alten Sack, hin zum Retter der Armen und Revolutionär des Papsttums—und wenn wir schon dabei sind, überhaupt der ganzen Kirche—verschoben hat und es jetzt anscheinend für alle völlig aus dem Nichts kommt, dass der Papst solche Ansichten vertritt.

Wir dürfen nicht vergessen, dass der Papst, der in seiner Amtszeit bisher größtenteils positiv aufgefallen ist, weil er Schwule als „OK" bezeichnet und sich für die Armen eingesetzt hat, nur ein weiterer grauhaariger Mann in der Position des Oberhauptes der katholischen Kirche ist.

Er ist genauso wie seine Vorgänger und alle anderen erzkonservativen Geistlichen, die ihre wahrscheinlich nicht mehr allzu lange Lebenszeit im Vatikan fristen (ein Bild, bei dem ich übrigens immer noch an die alte MTV-Serie Pope Town denken muss), ein Mann, der zwar aus „Selbstlosigkeit" auf seine päpstlichen roten Prada-Schuhe verzichtet und bei Regen 300 Regenschirme an Obdachlose in Rom verteilen lässt, aber trotzdem viele Positionen vertritt, die im 21. Jahrhundert nichts mehr zu suchen haben.

Papst Franziskus ist gegen Verhütung, die gleichgeschlechtliche Ehe und Abtreibung. Genauso, wie es sich für einen gläubigen Christen gehört. In diesem Zusammenhang mit den sexuellen Fragen, denen die Kirche immer wieder gegenüber steht, hat Franziskus einmal gesagt: „Wir können uns nicht nur mit der Frage um die Abtreibung befassen, mit homosexuellen Ehen, mit den Verhütungsmethoden. […] Die Kirche hat sich manchmal in kleine Dinge einschließen lassen, in kleine Vorschriften. Diener dieser Kirche sollten aber vor allem Diener der Barmherzigkeit sein." Wie diese Barmherzigkeit aussieht, wissen wir jetzt wohl.

Verena auf Twitter: @verenabgnr


Titelbild: Korea_Pope_Francis_Haemi_Castle_21 via photopin (license)