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medizin

Wasabi könnte der Schlüssel zum nächsten Schmerzmittel sein

Wissenschaftler hoffen, dass eine genaue Analyse des Schmerzrezeptors, der bei Wasabi und Meerrettich reagiert, dabei helfen kann, bessere schmerzlindernde Medikamente zu entwickeln.
Photo via Flickr user stevendepolo

Dieser Schmerz tut so gut.

Dir ist wahrscheinlich schon bewusst, dass die Schärfe von Wasabi nicht mit der Schärfe von Chilis vergleichbar ist, denn bei den Schoten ist dafür das sogenannte Capsaicin verantwortlich, während beim Wasabi—was übrigens aus der gleichen Familie wie Rettich und Senf stammt—eine Substanz namens Allylisothiocyanat für den geschmacklichen Kick sorgt.

Wissenschaftler sind vor allem daran interessiert, wie wir diese Empfindung verarbeiten, nämlich mit Hilfe eines Protein-Rezeptors in unseren Nervenzellen, der auch TRPA1 genannt wird. Dieser TRPA1-Rezeptor ist auch daran schuld, dass unsere Augen tränen und unsere Nebenhöhlen brennen, nachdem wir mal wieder zu viel von dem grünen Zeug auf unser Essen gepackt haben. Aber aufgrund seiner Eigenschaften als „Reizstoff-Detektor" könnte uns der TRPA1-Rezeptor auch dabei helfen, Schmerzen besser zu verstehen—und ein effizientes Mittel dagegen zu finden.

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Forscher der University of California in San Francisco haben vor Kurzem eine detailreiche visuelle Darstellung des Proteins fertig gestellt. Dabei haben sie mehr als 100.000 Bilder als Vorlage genommen, die mit Hilfe von mikroskopischer Fotografie und Röntgenstrukturuntersuchungen angefertigt wurden. Man hofft, auf diesem Weg neue Schmerzmittel und analgetische Medikamente entwickeln zu können, die gesundheitsschädliche und unangenehme Dinge im Körper besser aufspüren und bekämpfen. In einer studienbegleitenden Abhandlung—die in der neuen Ausgabe des Magazins Nature erscheinen wird—erklärt der Co-Autor Dr. David Julius Folgendes: „Uns ist bekannt, dass der TRPA1-Rezeptor bei der Wahrnehmung von äußeren Reizstoffen, Entzündungsschmerzen und Juckreiz eine immense Rolle spielt. Deshalb ist es auch so wichtig, mehr über die Funktionsweise dieses Rezeptors herauszufinden, denn dadurch ist es uns möglich, die grundlegenden Schmerzmechanismen besser zu verstehen." Das Forschungsteam machte auch ein kurzes Video, das die Fortschritte dokumentiert:

Im Grunde könnte die 3D-Darstellung des TRPA1-Rezeptors dabei helfen, Medikamente zu entwickeln, die in der Lage sind, das Protein aufzuspüren und dessen Auswirkungen zu blockieren.

Bedeutet das jetzt, dass es theoretisch möglich ist, ein Mittel zu erschaffen, das dich nicht durchdrehen lässt, wenn zu viel Rettich-Paste in deinen Bloody-Mary-Cocktail gemischt wurde, oder das deine Tränen zurückhält, wenn du bei politischen Demos und Ausschreitungen mal wieder etwas zu viel Pfefferspray abbekommen hast? Das ist schon möglich. Den Wissenschaftlern liegt jedoch mehr daran, das Ganze auch wirklich zu medizinischen Zwecken einzusetzen.

Was auch noch recht interessant ist: Der TRPV1-Rezeptor, der auf Capsaicin (also die „Hitze" der Chilischoten) reagiert, schlägt auch bei hohen Temperaturen an—das könnte der Grund dafür sein, dass du das „Hitzegefühl" hier anders empfindest als bei Wasabi oder bei Meerrettich.