FYI.

This story is over 5 years old.

News

Macht dich Kokain schlauer?

Hey! Hat irgendeiner von euch diesen Aufsatz über die Rolle von G9a bei Kokain-bedingter Beweglichkeit des dendritischen Dornfortsatzes gelesen? Nein?

Hey! Hat irgendeiner von euch diesen Aufsatz über die Rolle von G9a bei Kokain-bedingter Beweglichkeit des dendritischen Dornfortsatzes gelesen? Nein? Ok, dann aber bestimmt diese Zusammenfassung der Ergebnisse im Time Magazin? Auch nicht? Gut. Hauptsächlich geht's darum, dass wiederholter Kokainkonsum die Herstellung eines Proteins namens G9a unterdrückt, welches wiederum das Wachstum der dendritischen Dornfortsätze in deinen Neuronen verlangsamt, die, wie Time es ausdrückt „etwas mit lernen zu tun haben, aber im Falle von Sucht eben damit, dass erlernt wird einen Platz oder eine Person mit dem Verlangen nach Drogen in Verbindung zu bringen."

Anzeige

Wenn du das gelesen hast und dir gedacht hast: „Moment, ist das ein möglicherweise positiver Effekt von Kokain auf dein Gehirn, der als Gefahr hingestellt wird?", dann hast du Recht. Im Prinzip. Es gibt einen gut belegten Zusammenhang zwischen der Anzahl von dendritischen Dornfortsätzen und Intelligenz, wie sie mit dem IQ gemessen wird (zurückgebliebene Kinder haben lange missgebildete Fortsätze, die ungleichmäßig verteilt sind), aber eigentlich geht es darum, welche Wege mit diesen extra Dendriten ausgebaut werden. Im Falle von „bösen Drogen", nimmt dieser Artikel einfach willkürlich an, dass es „das Verlangen nach mehr Drogen ist."

Ich bin immer davon ausgegangen, dass das, was du auf Drogen machst, genauso wichtig ist, wie die Drogen selbst. Leute, die LSD nehmen und sich an einem Tag beibringen mit zehn Fingern zu tippen im Gegensatz zu Leuten die wortlos auf eine Wand starren und damit den „Wortlos-auf-eine-Wand-starren" Pfad in ihrem limbischen System verstärken. Ich glaube, dass es einen Zusammenhang zwischen all den Leuten gibt, die auf einem Trip hängenbleiben, dass sind nämlich meistens diejenigen, die nicht dazu in der Lage sind, sich intellektuell zu stimulieren, während sie auf einer psychedelischen Substanz sind. Ich habe natürlich keine Beweise dafür. Im Moment ist es nur ein Gedanke, bei dem es mir besser geht, wenn ich mir überlege, dass ich monatelang 2C-D genommen und währenddessen Astronomie studiert habe.

Anzeige

Jedenfalls habe ich ein bisschen darüber gelesen, hauptsächlich im Zusammenhang mit John Lillys Metaprogrammierung des menschlichen Biocomputers oder Ketaprogrammierung, wo es darum geht, mit NDMA-Antagonisten die neurale Beweglichkeit zu verbessern. Eigentlich wollte ich auch Ketamin basierte ADHD-Pflaster verkaufen, aber die sind den gleichen Weg gegangen wie mein nach Heroin duftendes Bodyspray und mein nach Rindfleisch schmeckendes Valium.

Das Buch von Lily erwähnt dummerweise Ketamin kein einziges mal, dafür aber LSD. Und hier geht es darum, worüber wir die ganze Zeit gesprochen haben:

„Gewisse chemische Substanzen haben einen programmierenden oder metaprogrammierenden Effekt, das heißt sie verändern die Vorgänge im Computer auf dem Level der Programme und dem darüber. Manche der Substanzen, die auf dem übergeordneten Level aktiv werden erlauben es, den Computer neu zu programmieren und andere wiederum erlauben es, die Programme, die auf der Metaebene agieren, zu verändern…

Die Bezeichnung ‚programmierende Substanzen' könnte man auf Verbindungen wie Lysergsäurediethylamid anwenden. Substanzen wie Ethylalkohohol könnten als Meta-Programm Substanz bezeichnet werden."

Diese ganze G9a-Sache widerspricht Lily allerdings ein wenig. Obwohl sich die Untersuchung lediglich mit Kokain beschäftigt, hege ich keinerlei Zweifel daran, dass JEDE psychoaktive Substanz strukturelle Veränderungen im Hirn hervorruft (ganz abgesehen von der offensichtlichen Kaskade an Neurotransmittern und dem Blockieren oder Öffnen der unterschiedlichsten Poren und Kanäle). Alkohol mag vielleicht keine „metaprogrammierende Substanz" sein, im Sinne davon, dass es eine Substanz ist, die ein beschissenes Metaprogramm schreibt—wenn du dir jetzt ein beliebiges Lehrbuch, das vor den 90ern entstand zur Hand nimmst, dann wirst du dort lesen, dass Neuronen sich nicht regenerieren können. Gerade neulich erst haben Wissenschaftler nachgewiesen, dass es Neurogenese bei Erwachsenen gibt und vor noch kürzerer Zeit haben sie gerade nachgewiesen, dass das ein verbreiteter Effekt von SSRI-Antidepressiva ist, deren therapeutischer Effekt zum Teil durch das Einleiten der Neurogenese im Hippocampus zustande kommt.

ABER JETZT HÖR DIR DAS AN:

„Rattenneuronen wurde in vitro Koffein zugefügt. Die dendritischen Dornfortsätze aus dem Hippocampus wuchsen bis zu 33% und formten neue Strukturen. Nach ein oder zwei Stunden nahmen die Fortsätze jedoch wieder ihre ursprüngliche Form ein."

Na, kommt dir das bekannt vor? OK, es ist ein bisschen anders, weil sie den Hippocampus und nicht das NAcc, so wie in der Kokainstudie, untersuchen, aber die Grundannahme ist die gleiche. Jetzt sieh dir mal die Unterschiede im Verhalten von Koffein- und Kokainkonsumenten an: Koffein dient dazu, um aufgekratzt zur Arbeit zu eilen und endlich scheißen zu können, während Kokain dazu dient, sich in impulsiven/sexuellen/selbst-zerstörerischen Exzessen zu ergehen. Die Frage wird also folgende: Macht das Verhalten die Droge aus oder macht die Droge das Verhalten aus? Es ist eine Kombination von beidem.

Ich denke, das alles verschmilzt zu einem interessanten Problem: Wie im Film Lawnmower Man, stellen wir uns unter einer „intelligenten Droge" eine Pille vor, die mühelos und mit sofortiger Wirkung unsere Intelligenz erhöht, aber ich denke der Schlüssel zum Verständnis liegt darin, dass du mit der Droge KOOPERIEREN musst. Wenn du das erst Mal verstanden hast, dann gibt es schon jetzt ein Meer von potenten „intelligenten Drogen", die es uns erlauben, unsere alltäglichen (nüchternen) Lernmuster und unsere Konzentration zu verändern, indem die Aktivität auf diesen erstrebenswerten Pfaden verstärkt wird. Whew, wie auch immer, jetzt bin ich wirklich am Adderal-Klugscheißen! (Das ist aber eine gute Sache, es verstärkt meine Klugscheißer-Pfade).