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Nach IS-Angriff auf irakischen Fanclub: „Real zeigt mehr Anteilnahme als unsere Regierung"

Bei dem Anschlag auf einen Fanclub von Real Madrid wurden 16 Menschen getötet, 20 weitere verletzt. Nun spricht ein Überlebender über den Wert des Fanclubs und die Anteilnahme von Real.

In der letzten Woche wurde ein Real-Madrid-Fanclub im Irak von islamistischen Terroristen während eines Treffens unter Beschuss genommen, 16 Menschen starben, 20 weitere wurden verletzt. Bei dem Angriff in der Stadt Balad, rund 120 Kilometer nördlich von Bagdad, suchten die mutmaßlichen IS-Mitglieder gezielt den Fanclub aus, wo zu dem Zeitpunkt rund 50 Klubmitglieder tagten. Anschließend eröffneten sie mit AK-47-Gewehren das Feuer. Zurück ließen sie ein genauso furchtbares wie blutverschmiertes Bild.

Der Präsident des Fanclubs, Ziad Subhan, erzählte der spanischen Zeitung AS, die Terroristen würden „Fußball nicht mögen, weil sie ihn für antimuslimisch halten. Darum führen sie solche Anschläge durch. Das ist eine schreckliche Tragödie." Laut der britischen Daily Mail sprengte sich ein mutmaßlicher Täter später in die Luft, nachdem er von der Polizei und Anwohnern gestellt worden war. Ein weiterer wurde Berichten zufolge von Anwohnern geschnappt, zurück zum Fanclub geschleppt und dort bei lebendigem Leibe verbrannt, bevor sein Leichnam vor dem Laden an einen Laternenpfahl aufgeknöpft wurde.

Das widersprüchliche Verhältnis des IS zum Fußball

Nun sprach ein Überlebender mit der AS über die Tat: Maher Abdelkarim. Der 23-Jährige, der wie fast jeder Fünfte in diesem Alter arbeitslos ist, geht jeden Donnerstag in das Café des Fanclubs. „Mal gehe ich alleine hin, mal mit meinem Cousin Husam. Wir reden dort über unsere Spieler und die vergangenen Spiele", erzählt er. Auch letzten Donnerstag war das so. „Wir kamen um etwa sechs Uhr abends an und fanden einen Platz auf der rechten Seite. Wir gehen dort immer hin, weil es der einzige Ort ist, wo wir die Probleme unseres Alltags im Irak vergessen können." Der vor drei Jahren gegründete Fanclub bietet für die Fußballfans mit einem großen Bildschirm für Live-Übertragungen und anschließende Taktikbesprechung eine Fluchtmöglichkeit.

„Ich liebe Real Madrid, seitdem ich klein bin, und kann mich hier im Fanclub ausleben", erzählt Maher. Als Real Madrid von dem Anschlag Kenntnis genommen hatte, hat der Verein eine Pressemitteilung veröffentlicht und darin sein Beileid zum Ausdruck gebracht. Die Mannschaft der Königlichen lief zudem beim letzten Saisonspiel gegen Deportivo mit Trauerflor auf. Das imponierte Maher am meisten. „Real hat wesentlich mehr Anteilnahme gezeigt als unsere Regierung", beschwert er sich über den irakischen Staat. „Die haben nur geschwiegen."