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Wissenschaft

Essen schmeckt mit schwerem Besteck besser

Warum das so ist, haben Forscher aus Oxford herausgefunden.
Photo via Flickr user dcarlbom

Die 1096 gegründete University of Oxford ist die älteste Universität des englischsprachigen Raumes und eine der angesehensten der ganzen Welt. Namhafte Studenten waren Aldous Huxley und Oscar Wilde, Indira Gandhi und Stephen Hawking, Sir Walter Raleigh und Bill Clinton.

Wenn man an Oxford denkt, stellt man sich wahrscheinlich vor, wie Intellektuelle endlos über die subtilen Komplexitäten von lange in Vergessenheit geratener Prosa nachsinnen. Naja, das stimmt auch.

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Aber sie beschäftigen sich auch mit Essen.

Charles Michel ist Koch-in-residence am Crossmodal Research Laboratory der Universität Oxford und er hat gerade eine Studie abgeschlossen, mit der er etwas Erstaunliches wie Kurioses herausfand: Mit schwerem Besteck schmeckt Essen besser.

Ja. Michel servierte 130 Leuten in einem Hotelrestaurant in Edinburgh die gleichen Speisen: Forelle mit Kartoffelpüree, Spinat und Kapern und braune Garnelenbutter. Die Hälfte bekam schweres Besteck—das noble—und die andere Hälfte aß mit dem billigen Zeug, das nur ein Drittel des Gewichts hatte.

Die Studienteilnehmer mit dem schweren Besteck waren im Durchschnitt gewillt, 15 Prozent mehr für ihr Essen zu bezahlen. Sie fanden, ihr Essen sei künstlerischer angerichtet und das Experiment zeigte, dass den Leuten, die das schwerere Besteck verwendeten, das Essen besser schmeckte als den anderen.

Michel glaubt, schwereres Besteck könnte die Aufmerksamkeit der Speisenden mehr auf sich ziehen, wodurch ihr Bewusstsein für das Essen steigt und sie es mehr genießen. Er sagte zu Wired: „Es ist interessant, wenn man sich vorstellt, dass schwereres Besteck uns achtsamer macht, ohne dass wir es bemerken."

Michel ist ein Gastrophysiker—das ist ein neues Feld, das es sicherlich noch nicht gegeben hat, als Oscar Wilde die Schulbank drückte. Wissenschaftler dieses Gebiets haben schon alle möglichen interessanten Fakten über Essen herausgefunden. Sie konnten beispielsweise beweisen, dass Hintergrundmusik einen Einfluss darauf hat, wie süß, salzig oder sauer wir Essen wahrnehmen. Wenn man aus runden Schüsseln isst, fühlt man sich voller. Und mit größeren Löffeln schöpft man sich größere Portionen.

Michel setzt dieses Wissen in Form von praktischen Anwendungen in der echten Welt um. Zusammen mit dem Designer und Silberschmied Andreas Fabian entwickelt er Schüsseln und andere Küchengegenstände, mit denen man „besser" isst.

Fabian hat einen Doktor in Löffeln. Ich erfinde das nicht, ehrlich! Ich bin sogar ziemlich neidisch auf seine Qualifikationen. In seiner Biografie steht: „Sein praktisches Doktorat (Brunel University 2011) entstand aus der Idee heraus, eine reflektierte interdisziplinäre Recherche zu unternehmen, die die grundlegenden Fragen um Andreas' Definition von Löffelheit zu erforscht" Das eine Pokémon, das immer einen Löffel mit sich herumtrug, hätte sich bestimmt blendend mit ihm verstanden.

Gott sei Dank forschen die großen Köpfe dieses Jahrhunderts daran, wie Essen noch besser schmecken kann. Die Arbeit der Köche hat eben auch ihre Grenzen.

Also, dreh die Musik lauter, gib mir einen riesigen Löffel und reich mir das schwere Besteck. Ich bin bereit für gutes Essen.