Alle Bilder: bereitgestellt von Kevin Blatt
VICE: Hey Kevin. Wie hat die ganze Sache mit den Celebrity-Sexvideos damals angefangen?
Kevin Blatt: Eigentlich geht alles zurück auf Larry Flint und das Hustler-Magazin, in dem Nacktbilder von Jackie Onassis abgedruckt wurden. Das hat meiner Meinung nach erst das allgemeine Interesse an nackten Promis geweckt. Nachdem das Sextape von Pamela Anderson und Tommy Lee dann so viel Aufsehen erregt hatte, geriet mit 1 Night In Paris dann wirklich alles ins Rollen.Damals lebte ich in Kalifornien und niemand wusste, mit was ich eigentlich mein Geld verdiente, bis sich dann eines Tages plötzlich ein Reihe an Nachrichtensendern vor meiner Wohnung breitmachte. Die ganzen Interviews und Berichte in Bezug auf das Paris-Hilton-Sexvideo machten mich quasi über Nacht zu einem gefragten Ziel und—wie ich es gerne nenne—versehentlichen Pornografen. So wurde auch der Weg für die ganzen nachfolgenden Aufnahmen geebnet.Wie kommt man überhaupt an solche Aufnahmen ran?
Viele Leute kamen mit unrechtmäßig erworben Videos zu mir, die sie auf Flohmarkt-PCs gefunden haben oder die am Flughafen gestohlen worden sind. Wenn mir jemand zum Beispiel ein Sextape von Tila Tequila anbot, musste ich da erstmal Nachforschungen anstellen und herausfinden, ob diese Person überhaupt der rechtmäßige Besitzer dieser Aufnahmen ist oder nicht. In den meisten Fällen waren meine Kontakte sogenannte 50-Prozent-Urheberrechtsinhaber—anders gesagt: Sie hatten Sex mit einem Celebrity und filmten das Ganze selbst. So etwas kommt häufig vor, wenn man mit jemandem schläft, der dann erst irgendwann später berühmt wird.
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Ich habe das Ganze dann als Art Geschäft aufgezogen und mich mit mehreren Anwälten zusammengeschlossen. Der Ansatz war dann folgender: Nun, wir können mit den Celebritys ja immer noch über das Urheberrecht reden und ihnen anbieten, ihre 50 Prozent zurückzukaufen. Dann können sie mit den Aufnahmen machen, was sie wollen.
Ein Ausschnitt aus Verne Troyers Sexvideo
Ja, ich weiß, dass das schon sehr nach Erpressung klingt. Ich wurde auch schon oft als Erpresser bezeichnet, aber das bin ich nicht. Ich sehe mich eher als eine Art modernen Robin Hood und Beschützer der Stars, denn wenn man ein Vermögen zwischen 15 und 20 Millionen Dollar besitzt, dann sollte es einem auch nicht wirklich schwer fallen, einen Scheck über 100.000 Dollar auszustellen, um die Aufnahmen verschwinden zu lassen. So ist der Besitzer zumindest nicht mehr in der Lage, das Ganze zu veröffentlichen—und falls er das doch tun sollte, dann wüsste man sofort, wer der Verantwortliche ist.
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Genau. Im Grunde lässt sich mein Geschäft mit einem Schrottplatz vergleichen, denn ich bekomme ständig Material zugespielt und versuche dann, dieses Material wieder zu verkaufen. Dabei hat alles einen gewissen Wert und manchmal gibt es eben auch Celebritys, die ohne zu zögern ihren Geldbeutel zücken, um sich ihre Aufnahmen zurückzukaufen.Es ist natürlich auch schon mal vorgekommen, dass ich am Ende in die Röhre geschaut habe, denn da fanden die Anwälte der Stars einen Weg, mich und mein Rechtsteam monatelang hinzuhalten. So hatten sie schließlich genügend Zeit, sich irgendeine Geschichte für die Medien einfallen zu lassen, warum es die Aufnahmen überhaupt gibt. Und schon stehe ich mit leeren Händen da.Wie viele große Namen hast schon du an Land gezogen?
Alle zwei Wochen mindestens einen. Richtig verrückt. Eigentlich ist es kaum zu glauben, was da in Hollywood abgeht. Namen kann ich aufgrund diverser Verschwiegenheitserklärungen hier jetzt nicht nennen, aber sagen wir es mal so: Unglaublich heterosexuell anmutende Schauspieler machen sehr homosexuell anmutende Sachen. Außerdem weiß ich, welche sehr erfolgreichen Regisseure einen Fußfetisch haben. Dazu kommen dann noch Sachen mit Trichtern und so weiter.Wenn Paris Hilton den Anfang markierte, hat sich das Celebrity-Sexvideo-Geschäft dann seitdem irgendwie verändert? Und falls ja, wann ist das passiert?
Nach dem Sextape von Kim Kardashian hat sich die Grundlage für dieses Prinzip tatsächlich komplett verändert und das Ganze entwickelte sich für all die Leute, die ich als D-Promis bezeichne, zu einer Art Geschäftsmodell.
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In meinem Business gehe ich nach einem bestimmten Code vor: Wenn sich ein Promi beim Sex selbst gefilmt hat oder ganz genau weiß, dass er dabei gefilmt wurde, dann gehe ich dem Ganzen nach. Wenn es sich bei den Aufnahmen jedoch um eine offensichtliche Verletzung der Privatsphäre handelt, dann lasse ich die Finger davon.Beim Fappening wurden die Aufnahmen auf illegale Art und Weise beschafft und dementsprechend gab es weder einen 50-Prozent-Urheberrechtsinhaber noch irgendeine Einverständniserklärung. Genau das brauche ich jedoch für meinen Job. Wenn mir jemand ein Video zuspielen will, dann werde ich zum Privatdetektiven und befrage diese Person oft stundenlang, denn ich will herausfinden, ob sich deren Hintergrundgeschichte irgendwie verändert. Wenn ich mir dann sicher bin, dass sie der 50-Prozent-Urheberrechtsinhaber ist oder die Aufnahmen rechtmäßig erworben hat, dann kann ein Deal in die Wege geleitet werden.
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Letztes Jahr habe ich mehr Aufnahmen rausgebracht als in den vergangenen zehn Jahren zusammen. Es geht als nur in eine Richtung, nämlich nach oben. Wenn du mir diese Frage allerdings vor einem Jahrzehnt gestellt hättest, dann wäre ich wohl davon ausgegangen, dass sich nach der ganzen Sache um Paris Hilton niemand mehr beim Sex filmen würde und ich deswegen bald schon keine Arbeit mehr hätte.Die Leute wollen solche Aufnahmen also scheinbar immer noch sehen.
Ich glaube, dass man es gut findet, wie solche Celebrity-Sexvideos die Promis in gewisser Art und Weise menschlich erscheinen lassen. Ich meine, wir alle scheißen, wir alle pissen und wir alle ficken. Wenn man nun einem Präsidenten oder einer richtig berühmten Persönlichkeit beim Geschlechtsverkehr zuschauen kann, dann denkt man sich natürlich: „Mann, eigentlich darf ich das doch gar nicht sehen." Und genau das ist Unterhaltung.