Das Bild zeigt Fotocollagen von Praktikanten mit Affen- und Roboterköpfen, dazwischen den  Lee Man-Hee, den Gründer der Shincheonji-Sekte und Mark Donfried, den Leiter des Institute for Cultural Diplomacy
Ex-Praktikanten des Berliner Institute for Cultural Diplomacy berichten von Waschbären im Müll und unrenovierten Unterkünften. Sein Leiter Mark Donfried (2. v. r.) traf auch schon mal Lee Man-Hee (2. v. l.), den Gründer der Shincheonji-Sekte | Fotos: Hintergrund und Polaroids: Privat | Lee Man-Hee und DonfriedFlickr / Academy For Cultural Diplomacy

 | Bibel: IMAGO / Future Image | Affe: IMAGO / blickwinkel, IMAGO / Wirestock | Roboter: IMAGO / agefotostock, IMAGO / ingimage | Collage: VICE

Menschen

Sich anschreien lassen und mit Waschbären leben: Wie ein Berliner Institut Praktikanten ausnutzt

Praktikanten berichten von erniedrigender Behandlung. Gleichzeitig hat ihr Arbeitgeber keine Berührungsängste zu gefährlichen Sekten.

"Es war eine riesige Zeitverschwendung", sagt Lauren Amadei über ihr Praktikum am Institute for Cultural Diplomacy (ICD) in Berlin. Diese Einschätzung teilen so einige Ex-Praktikantinnen und Praktikanten, die an das Institut geraten sind. Statt etwas zu lernen, machten sie Überstunden, schrieben massenhaft E-Mails und ließen sich anschreien, so berichten es Lauren und viele andere ehemalige Praktikanten. Das ICD widerspricht diesen Schilderungen. Man sehe Praktikanten als Partner und Familie. Gleichzeitig verweist es darauf, gerade keine Praktikanten mehr zu haben. Das sei erst für nächstes Jahr wieder geplant.

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Heute ist Lauren zurück in Australien. VICE hat mit ihr in einem Videocall über ihre Zeit am Berliner ICD gesprochen. Vor acht Jahren habe sie dort als Praktikantin gearbeitet, berichtet sie. Eigentlich habe sie drei Monate bleiben wollen, doch nach einem Monat abgebrochen. 

Sie sei der Gruppe "Menschenrechte" zugeteilt worden. "Doch das war egal. Alle haben das Gleiche gemacht, egal wie offizielle Titel oder Gruppen lauten." Die anderen Praktikanten von damals beschreibt sie als kluge Menschen aus Italien, Spanien, Kroatien, Japan und anderen Ländern. Ihr Praktikumsgeber, das Institute for Cultural Diplomacy, sei hingegen ein Witz gewesen. Was Lauren nicht weiß: Das Institut ist auch ein Treffpunkt für religiöse Fanatiker. 


Zu Teil 1 dieser Recherche:

Das ICD ist eine Mischung aus Nichtregierungsorganisation, Konferenz-Agentur und privater Hochschule. Die Spitze des Instituts pflegt Verbindungen zu Kriminellen, Antisemiten und Sektenführern. Wir haben uns die Verflechtungen und Firmen dahinter angesehen – und ein Knäuel aus Hotels, Immobilienfirmen und Vereinen gefunden.

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Das Institut stellte über die Jahre vermutlich Tausende Praktikanten ein. Ihr Job: Sprecher für Konferenzen finden. Konkret heißt das: E-Mail-Adressen im Internet suchen, massenhaft E-Mails verschicken und fremde Menschen anrufen. Zahlreiche Ehemalige erzählen uns in Interviews von solchen stupiden Aufgaben, die Frust auslösen. Auf den Konferenzen haben Praktikanten leere Stühle gefüllt, sagen sie. Manche berichten davon, als Chauffeur für Gäste eingesetzt worden zu sein. Das ICD bestätigt das.

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Praktikanten sollen als "Affen" und "Roboter" bezeichnet worden sein

Alle paar Monate kommen neue Praktikanten an das ICD. Ehemalige berichten von 15 bis 50 jungen Menschen in der gleichen Praktikumszeit. Die Praktikanten berichten von Überstunden und dass Vorgesetzte sie angeschrien haben. "Wir schreien Praktikanten nicht an", schreibt das ICD. Arbeitszeiten seien gewöhnlich von 10 bis 17 Uhr. Ralitsa Gencheva machte vor acht Jahren ein Praktikum an ICD. Sie sei aus Düsseldorf nach Berlin gezogen und hatte große Hoffnungen, mit dem Praktikum einen guten Job zu finden, sagt sie VICE. Doch sie wurde enttäuscht. "Praktikanten werden ausgenutzt und schlecht behandelt. Ich wurde angeschrien. Für mich waren die drei Monate eine Zeitverschwendung", sagt sie heute. Andere Ehemalige berichten das ebenso.

Schon 2011 gelangten Beschwerden über die Arbeitsbedingungen zu der Gewerkschaft ver.di. Diese machte eine Umfrage unter den Praktikanten und stellte die Ergebnisse und Antworten in einer Präsentation zusammen. VICE liegt diese Präsentation vor:

"Herr Riman Vilnius hat die Praktikanten ‘Affen’ genannt und ‘Roboter’ und ‘nicht würdig’ anspruchsvollere Aufgaben zu übernehmen als diese Spam-E-Mails zu versenden."

"Ich habe nichts für meine Zukunft gelernt. Stattdessen habe ich unter Druck gearbeitet – ohne Wertschätzung, ohne Lohn. Leute werden ohne verständlichen Grund gefeuert."

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"Die ICD-Angestellten kümmern sich nicht um unsere Beschwerden. Sie kümmert nur das Geld."


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Riman und seine Frau Rosie Vilnius agieren laut ehemaligen Studierenden im Hintergrund des ICD. Das Gesicht des Instituts ist Mark Donfried. Der gebürtige US-Amerikaner ist Mitte 50 und trägt bei öffentlichen Auftritten stets Anzug. Auf den Gruppenfotos des ICD ist er jener Kopf, der alle anderen überragt.

Seine Schwester ist Karen Donfried, die hochrangigste US-amerikanische Diplomatin für  Deutschland. Sie ist quasi die Chefin aller US-Botschafter in Europa. Mark Donfried ist kein Diplomat. Auch wenn er sich mit dem ICD alle Mühe gibt, so zu tun und Verbindungen zu den Mächtigen und Wichtigen herzustellen.

Die Gewerkschaft ver.di und das ICD einigen sich 2011 auf einen Praktikantenvertrag. Doch in der Praxis ändert sich offenbar nichts. Praktikanten aus späteren Jahren erzählen von denselben Missständen. Das Institut gesteht: "Damals, 2011 und 2012, war es herausfordernd, einige Praktikanten zu managen." Mit der Zeit habe man das aber verbessert.

Als Lauren 2014 ihr Praktikum am ICD macht, gibt es den Vertrag schon seit drei Jahren. Dem ICD gehe es nicht um Bildung oder die Menschen, die dort arbeiten, sagt sie. "Es geht nur darum, das Bild zu vermitteln, eine reputable Organisation zu sein, berühmte Leute auf der Bühne zu haben und mit ihnen Fotos zu machen." Wer Kritik äußerte, sei zurechtgewiesen worden, erinnert sie sich.

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Einige erzählen uns, sie haben sich gar nicht getraut, das ICD zu kritisieren. Denn sie haben ein Erasmus-Stipendium bekommen, um ein Auslandspraktikum zu machen. Sie glauben,  auf das Institut angewiesen zu sein. Denn wenn es ihnen das Praktikum nicht bestätigt, müssen sie mehrere Tausende Euro zurückzahlen, befürchten sie.

Das Wohnheim des Grauens

Schlimmer als am ICD zu arbeiten, ist es offenbar, dort zu wohnen. Das Institut hat ein eigenes Wohnheim auf dem Gelände. Wenn Praktikanten oder Studierende davon erzählen, wie sie dort angekommen sind, klingt das immer ungefähr so: Niemand sei da gewesen, um sie willkommen zu heißen. Stattdessen fanden sie sich in Zimmern wieder, die kalt und schmutzig gewesen seien. Immer habe etwas gefehlt: keine Vorhänge, kaputte Heizung, Bettgestell ohne Matratze. "Ich war geschockt. Ich habe mich in meinem Zimmer eingeschlossen und eine halbe Stunde lang geweint", sagt eine ehemalige Studentin. Eine einstige Praktikantin erzählt: "Ich konnte da nicht bleiben und bin für die Nacht in ein Hotel gegangen."

VICE liegen Videos von dem Wohnheim vor: Im Sommer 2021 fressen sich Waschbären durch Müllsäcke auf der Feuertreppe vor einer Küche. In einem Bad tropft Wasser aus der Decke. Als das Institut 2017 in sein neues Gebäude am Berliner Stadtrand zog, ragten Kabel aus den Wänden. In den Fluren lagen Farbeimer und Holzbretter. Staub zog sich durch die Räume. Alles war eine große Baustelle. All das belegen Bilder. Das ICD quartierte damals dennoch Studierende und Praktikantinnen ein. Auf VICE-Anfrage bestätigt das Institut die Bauarbeiten von 2017 und schreibt: "Wir glauben, die Situation ist jetzt besser."

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Ein Zimmer gibt es laut Website ab 400 Euro. Ehemalige Bewohner berichten dagegen, bis zu 500 Euro gezahlt zu haben. Ein derzeitiger Bewohner gibt in einer Kleinanzeige sogar an, monatlich 630 Euro zu zahlen. Oft habe es keinen Mietvertrag gegeben und die Miete sei teils bar bezahlt worden, berichten Ehemalige. Auf Nachfrage erklärt das ICD, die Zimmer würden 370 bis 630 Euro im Monat kosten. Die Bewohner bekämen Mietverträge und würden die Miete auf ein Bankkonto überweisen. Nur auf Anfrage einzelner Studierender mache man Barzahlungen möglich.

Von Satan gesteuert

Wie es wichtige Leute eben tun, hing auch der Institutsleiter Mark Donfried schon mal mit anderen wichtigen Leuten auf Booten ab. 2014 schipperte er durch Montenegro. Neben ihm saßen unter dem Sonnensegel des Boots: der Rüstungslobbyist Dirk Niebel, der früher FDP-Entwicklungsminister war, und Lee Man-Hee, Gründer der Shincheonji-Sekte. 

Shincheonji ist eine neu-christliche Bewegung aus Südkorea. Lee Man-Hee hält sich selbst für den Messias. Obwohl er 3,9 Millionen Euro seiner Kirche veruntreut hat, sehen seine Anhänger in ihm den unsterblichen Pastor der Endzeit. Für ihn gibt es nur zwei Arten von Menschen auf der Welt: seine Anhänger und all jene, die von Satan gesteuert werden. Wer von Satan gelenkt wird, stirbt bald in der Apokalypse, so der Glaube. Das kann man verrückt finden – oder ehrenwert. Donfried ehrte Lee Man-Hee 2014 in Montenegro jedenfalls als Friedensbringer. Als man später von den Kontroversen um Lee Man Hee erfuhr, habe man die Beziehungen sofort abgebrochen, schreibt uns das ICD auf. 

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Die Shincheonji-Gemeinschaft wuchs in den vergangenen Jahren in Deutschland. Ihre Anhänger rekrutierten junge Menschen, etwa über Dating-Plattformen. Die Berliner Sekteninfo warnte 2020 davor, dass Shincheonji Fassadengemeinden für die Missionierung nutze, aggressiv auftrete und täusche.  

"Eines der vielen Probleme dieser Gruppe ist, dass sie Tarnorganisationen zur Missionierung nutzen. Auf den ersten Blick erkennt man kaum, dass diese koreanische Neureligion dahintersteckt", sagt Oliver Koch, Pfarrer aus Frankfurt am Main. Er berät Aussteiger der koreanischen Sekte im Zentrum Oekumene. Weil Shincheonji in Frankfurt besonders aktiv ist, ist er zum Experten für die Sekte geworden. 

Wer einmal in den Sog von Shincheonji geraten ist, verbringt fast jede wache Minute mit Missionierung. Fast immer lösen die Sektenmitglieder alle Verbindungen zu Freunden und Familie. Sektenmitglieder haben dann nur noch mit Sektenmitgliedern Kontakt. Aus dem Strudel rauszukommen, ist schwer. Schafft man es doch, so gilt man als auf ewig verloren. Ehemalige Mitglieder berichten, dass sie sich verfolgt fühlen und in Angst leben. Oliver Koch schätzt, dass die Sekte in Deutschland derzeit 3.000 Mitglieder hat, 500 davon in Berlin. 

Mark Donfried sagt, er gehöre keiner religiösen Gruppe an. Dirk Niebel, einst Minister in Deutschland, bestätigt, dass er in Montenegro war. "Ob ich je einen Herrn Lee Man Hee getroffen habe, weiß ich nicht", schreibt er. Von Shincheonji habe er erst Jahre später erstmals gehört. 

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Wir fragen nochmal nach. Dazu senden wir Niebel ein Bild, auf dem er vor einem Banner der Sekte neben dem Gründer Lee Man Hee steht. Er schreibt: "Wenn Sie mal alle Gruppenfotos, Selfies u.ä. seit meiner ersten Bundestagskandidatur in In- und Ausland sichten könnten, was wohl niemand kann, werden Sie sicher weitere 'schräge Typen' neben mir sehen."

Der Mann aus Rumänien: Präsident und Sekten-Fan

Die Konferenzen am ICD bieten jedenfalls eine Plattform, auf der sich Praktikanten, Studierende, Sektenmitglieder und Politiker treffen. Man hat ein Netzwerk, man schafft Zugänge. Donfried und sein Team sorgen dafür oder lassen es zumindest zu, dass die Shincheonji-Sekte bei Events des ICD vertreten ist, zum Beispiel im Sommer 2014. Auf einer ICD-Konferenz im Herbst 2018 lernen sich der Sektenführer Lee Man-Hee und Emil Constantinescu kennen.

Constantinescu war früher Präsident Rumäniens, bis 2017 ist er Präsident der Academy of Cultural Diplomacy des Instituts. Noch heute wird er auf der ICD-Website als Beiratsmitglied geführt. Auf unsere Anfrage lässt er aber mitteilen, dass er nach seiner Präsidentschaft am ICD keine weiteren Rollen übernommen hätte. Er hatte wohl auch viel anderes zu tun, zum Beispiel im Aufsichtsrat der Tarnorganisation von Shincheonji.

Constantinescu spricht bei der Shincheonji-Jahrestagung in Südkorea und lädt Lee immer wieder zu Events ein. Im Sommer 2014 verschickt Constantinescu Werbeschreiben für Shincheonji. Er unterschreibt sie als "Präsident der ICD Academy for Cultural Diplomacy". Daraufhin warnen Pfarrer aus Brandenburg davor, dass die Shincheonji-Sekte das Berliner ICD als Tarnorganisation nutze. 

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Das ICD distanziert sich daraufhin von Shincheonji. Auch die Tarnorganisation von Shincheonji namens Heavenly Culture, World Peace, Restoration of Light (HWPL) schreibt auf VICE-Anfrage, sie habe keine Kooperation mit dem ICD. 

Von Emil Constantinescu distanziert sich das ICD nie – im Gegenteil. Im Sommer 2021 unterschreibt Donfried einen Kooperationsvertrag mit Constantinescu, der ein Institut in Rumänien leitet. Auf unsere Fragen zu Constantinescu schreibt das ICD: "Wir sind noch in gutem Kontakt mit ihm."

Man muss wissen: Das ICD bietet zwei Masterstudiengänge an. Diese sollen "von der Expertise" des Rumänen und seines Instituts profitieren. Eine Expertise, die sich wohl vor allem auf religiösen Fanatismus bezieht. 

Viele Praktikanten, mit denen VICE gesprochen hat, wissen nicht, dass das ICD Verbindungen zur Shincheonji-Sekte hat. Die meisten äußern nur eine dumpfe Ahnung, dass etwas mit dem Institut nicht stimmen könne. Was viele auch nicht wissen: Mark Donfried, Riman und Rosie Vilnius haben ihr Netzwerk in noch verrücktere Ecken ausgespannt.

Auf den Konferenzen des ICD sind Menschen unterwegs, auf deren Namensschildchen Universal Peace Federation (UPF) steht. Die Universal Peace Federation ist die Tarnorganisation der Moon-Sekte. Das ist eine ultrakonservative, neu-christliche Bewegung aus Südkorea, die immer wieder Massenhochzeiten veranstaltet. Die Moonies, wie sich die Sektenmitglieder nennen, futtern auf den ICD-Konferenzen Häppchen, legen ihre Werbeflyer aus und reden mit Studierenden.

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Schönheitsoperationen für den Kult

Auf den ICD-Events sind regelmäßig Bundestagspolitiker zu Gast. Thomas Silberhorn (CSU), Frank Müller-Rosentritt (FDP), Cem Özdemir (Grüne), Peter Bystron (AfD), Sahra Wagenknecht (damals für Die Linke), Peer Steinbrück (SPD) sind nur einige Namen unter vielen. Auf Anfrage von VICE sagen sie, dass sie von den Sekten-Verbindungen nichts wissen. Geld oder Geschenke haben sie nach eigener Aussage nicht bekommen. Wagenknecht und Steinbrück äußern sich auch nach mehrfacher Anfrage nicht.  

Manche Politiker erhielten bei ICD-Events sogar Souvenirs: Der damalige Europaabgeordnete Elmar Brok (CDU) bekam bei der "Jährlichen Konferenz zur Kulturdiplomatie" 2016 ein Buch überreicht. Der Autor des Buches war Harun Yahya. Ein Pseudonym, hinter dem der muslimische Kreationist Adnan Oktar steht. Der Verfassungsschutz Baden-Württemberg beobachtete Oktar jahrelang wegen seiner antisemitischen Thesen. Von 2003 bis 2010 tauchte Oktar in jedem Bericht des Verfassungsschutzes auf: als einer der wichtigsten und radikalsten Autoren antisemitischer Schriften in Deutschland. Das hätte das ICD wissen können. Trotzdem lädt das ICD Adnan Oktar 2013 zu einem Symposium ein. In den folgenden Jahren kommt er nicht mehr persönlich, aber schickt enge Vertraute zu ICD-Events.

Adnan Oktar war in der Türkei ein bekannter TV-Prediger. Er leugnete regelmäßig den Holocaust. Übertragen wurde die Sendung aus einer Villa in Istanbul. Er teilte sich die Villa mit einer Gruppe Frauen, die er "Kätzchen" nannte. Die Frauen mussten sich Schönheitsoperationen unterziehen, um Teil von Oktars Sekte zu bleiben. 

Heute sitzt Adnan Oktar im Gefängnis. Er wurde unter anderem wegen sexuellem Missbrauchs Minderjähriger, dem Betreiben einer kriminellen Vereinigung, Vergewaltigung und Erpressung verurteilt. Mit ihm wanderte sein engster Vertrauter in den Knast: Oktar Babuna. Als Adnan begann, sich in seiner Villa zu verschanzen, ging Babuna auf die ICD-Konferenzen. Babuna sei als Medienvertreter da gewesen, schreibt das ICD. Tatsächlich hielt er auch Reden und verschenkte die antisemitischen Schriften seines Gurus an andere Teilnehmer –  wie Elmar Brok. Wir hätten von Elmar Brok gern gewusst, ob er das Buch gelesen hat und wie es ihm gefallen hat. Doch auf unsere Anfragen antwortet er nicht.

Auch Mark Donfried gab dem Fernsehsender von Oktars Kult 2013 ein Interview. Die Verbindung zwischen ihm und dem Kult hielt über Jahre. Wo das ICD eine Konferenz hielt, war Oktar Babuna nicht weit, egal ob in Berlin, Washington, Istanbul und zuletzt 2017 erneut in New York. 

"Als wir von den Kontroversen um Oktar Babuna erfuhren, beendeten wir die Beziehungen", schreibt das ICD. Wann genau das war, bleibt offen. Auf der ICD-Website sieht man, wie Oktar Babuna Jahr für Jahr die ICD-Konferenzen besuchte und Vorträge hielt. Das ging bis 2017 so. Kurz darauf, im Jahr 2018, wurde er verhaftet.

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