Riesen-Penis verunsichert sächsisches Dorf
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Kunst am Hang

Riesen-Penis verunsichert sächsisches Dorf

Dem Mysterium auf der Spur: Ist alles ein Hoax? Kann Bürgermeister Troll die Sache aufklären?

Es gibt manchmal Geschichten, die klingen zu gewollt witzig, um wahr zu sein. "Wer hat den Riesen-Penis in der Schnee gemalt?", fragte die News-Seite Tag24 kürzlich ihre Leser. Jemand hatte in der sächsischen Kleinstadt Lößnitz einen 50 Meter großen Schwengel in einen verschneiten Hang gezaubert, symmetrisch und akkurat. Einheimische regten sich auf, die Presse berichtete, "Riesiger Schnee-Penis verblüfft Städtchen", "Neues Wahrzeichen". So weit, so lala.

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Doch das ist erst der Anfang der Geschichte, denn viel kurioser ist, wie Lokalpolitiker darauf reagierten. Tag24 zitierte den SPD-Stadtrat Andreas Voß mit den Worten: "Lößnitz hat den Längsten!" Und: "Das sieht schon mehr nach Gruppensex … äh Gruppenarbeit aus."


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Der CDU-Stadtrat Lutz Hahn äußerte sich auch zum Riesenglied: "Bestimmt hat dafür ein Lößnitzer Modell gestanden. Wir sind schon eine geile Stadt."

Nur die Linke wollte wie so oft nicht mit den anderen Parteien mitlachen, zumindest nicht allzu offensichtlich, und ließ durch die Stadträtin Sandy Geisler-Hähnel erklären: "Lößnitz war schon immer eine erregende Stadt. Dazu braucht sie keinen Riesenpenis." Trotzdem war die Politikerin gegen Anti-Penis-Maßnahmen, denn: "Wie das in der Natur so ist, irgendwann werden sie immer kleiner. Da müssen wir nicht eingreifen."

Es überraschte uns ein wenig, dass sich Politiker so äußern. Also riefen wir am Montag in der Lößnitzer Stadtverwaltung an, gegen 14:40 Uhr: "Sie rufen außerhalb unserer Öffnungszeiten an." Klar, wo es sich so gut und witzig lebt, brauchen die Menschen viel Schlaf. Eine Erklärung gab es jedenfalls nicht. Man könnte natürlich annehmen, dass das alles ein Riesen-Scherz ist. Peniswitze verbinden Generationen und Völker, also warum nicht auch mal ein Penisbild erfinden und Lokalpolitikern dazu thematisch maßgeschneiderte Witze in den Mund legen?

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Der Verdacht erhärtet sich beim Blick auf die Homepage der Gemeinde Lößnitz. Dort ist nämlich als Bürgermeister ein "Herr Alexander Troll" eingetragen. Außerdem steht da der wundervolle Satz: "Die Stadt Lößnitz ist eine Gebietskörperschaft des öffentlichen Rechts (KödR)." KödR? Köder? Im Ernst? Die richtige Abkürzung hieße bei einer solchen Rechtsform Kör oder KdöR. "Hallo, hier Herr Troll von Ködr, kaufen Sie mir eine Geschichte ab?" Böhmermann? Bild? ANYONE?

Weitere Nachforschungen machten alles noch mysteriöser. Als die Leute von der Stadtverwaltung endlich Zeit hatten, versprachen sie, "den Herrn Troll" bald ans Telefon zu kriegen. Alleine, er meldete sich nicht. Zehn Anrufe blieben unbeantwortet. Ebenfalls merkwürdig: Am Montag tauchte ein weiterer Riesenpenis im Schnee auf: im Münchener Olympiastadion. Ein Mitarbeiter des Olympiastadions vermutete in der Bild als Täter einen "Witzbold". Ist das hier alles eine große Penis-Verschwörung? Wohl kaum.

Man könnte vermuten, das Tourismusamt von Lößnitz stecke hinter der Aktion. Wenn Peru mit den weltberühmten Nazca-Linien Touristen anziehen kann, warum sollte Sachsen dann nicht eine alemannische Version dagegen stellen? Das weiß wahrscheinlich nur Herr Troll – spätestens dann, wenn der Schneepenis von Lößnitz sein Geheimnis endgültig dem Schmelzwasser übergeben hat.

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