Hurra, das Praktikanten-Leben wird besser!

Foto: Willrad von Doomenstein | Flickr | CC BY-SA 2.0

Mit dem Abi oder dem Bachelor in der Tasche haut das Grauen dir ins Gesicht: Fuck, was kommt als Nächstes? Bis jetzt war klar, wofür du aufstehst (oder nicht aufstehst), wohin du gehen und was du machen musst bzw. müsstest. Doch plötzlich ist da der Abschluss und freie Zeit, die sich bedrohlich “Lebenslauflücke” nennt oder für manche ähnlich bedrohlich: “Freiheit”.

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Aber hey, fuck you Sinnkrise, denkst du dir! Dann machst du halt erstmal ein Praktikum: ein bisschen Berufserfahrung sammeln, herausfinden, was du überhaupt machen willst. Dein Praktikum kann vieles sein. Das Klischee der Generation Praktikum: Man hangelt sich von unterbezahlter (oder gar unbezahlter) Stelle zu Stelle mit heftigen Arbeitszeiten und wenig Perspektive auf eine Anstellung.

Doch der “Praktikantenspiegel” des Beratungsunternehmens Clevis lässt jetzt Hoffnung aufkommen, dass die Generation Praktikum der ausbeuterischen Endlosschleife entkommt: Von 5.500 befragten Praktikanten gaben 88 Prozent an, mit ihrem Arbeitgeber zufrieden zu sein – trotz regelmäßiger Überstunden bei 41 Prozent der Befragten. Und das Durchschnittsgehalt stieg in den letzten Jahren stetig und liegt laut Studie bei sagenhaften 1033 Euro – dank des Mindestlohns.

Das Praktikanten-Leben wird besser! Aber nicht für alle.

Was fantastisch klingt, ist aber ziemlich leicht anzuzweifeln: Mehr als 50 Prozent der Befragten haben BWL oder VWL studiert, 15 Prozent sind angehende Ingenieure und nur ein Bruchteil der Praktikanten studiert zum Beispiel Geistes- und Kulturwissenschaften. Auch die Unternehmen, bei denen die Befragten Praktika machen, sind vor allem in der “Fahrzeugbau”-, “Pharma”- oder “Konsum”-Branche: große Industrien mit viel Geld, die sich leisten, Praktikanten für mehr als drei Monate anzustellen und damit den Mindestlohn von 8,84 Euro pro Stunde zahlen.

Wer karrieristisch nicht ganz so “solide” unterwegs ist, der landet womöglich in einer Branche, in der ein Mindestlohn das Praktikanten-Dasein noch nicht umgekrempelt hat. “Wenn es darum geht, bei einem Praktikum den Mindestlohn zu umgehen, sind die Arbeitgeber sehr kreativ”, findet Florian Haggenmiller, DGB-Bundesjugendsekretär, “etwa deklarieren manche Unternehmen freiwillige Praktika als Pflichtpraktika.” So können sie auch weniger zahlen.

Die Clevis-Studie hält Haggenmiller damit für wenig repräsentativ. “Praktika sind Teil eines insgesamt unsicheren Berufseinstiegs für junge Menschen”, sagt er und fordert den Mindestlohn für Pflichtpraktikanten.

Wenn du also nicht zu den BWLern dieses Landes gehörst, wirst du der Generation Praktikum wohl noch weiter angehören. Aber vielleicht lernst du so auch, mal etwas abzubrechen, weil es ausbeuterisch ist – und die Lücke im Lebenslauf zu lieben.