Mehr als 10.000 Geflüchtete aus der Ukraine erreichen derzeit täglich Berlin. Viele von ihnen kommen am Hauptbahnhof an. Erschöpft und ein bisschen verloren, aber auch dankbar verlassen sie nach langer Fahrt die Züge. So beschreibt es die Fotografin Franziska Lange. Zwischen dem 9. und 14. März war sie mit ihrer Kamera vor Ort.
Mit einem Schild sei sie nach Berlin gefahren. Darauf stand auf Ukrainisch und Englisch: "Ich bin Franziska Lange. Ich bin Fotojournalistin. Darf ich ein Foto machen? Ich möchte gerne helfen und auf die Situation aufmerksam machen." Die Reaktionen waren unterschiedlich. "Einige Leute haben abgelehnt, viele fanden es aber auch toll, fotografiert zu werden", sagt sie.Während der Tage, die sie dort verbracht hat, habe sich die Lage am Hauptbahnhof ständig verändert: "Jetzt am Montag gab es schon eine Kantine. Letzte Woche am Mittwoch standen da nur Bierbänke mit Plastikkisten."Die Koordination laufe immer reibungsloser. Viele Freiwillige seien vor Ort und updaten Orga-Gruppen bei Telegram oder verteilen Essen und Hygieneartikel an die Ankommenden. Das funktioniere notfalls auch über Handzeichen, sagt Lange. Sie habe geflüchtete Frauen gesehen, die sich auf der Suche nach Make-up die Wangen reiben oder Bewegungen wie beim Schminken vollführen. Oder die sich in die Haare fassen, um zu zeigen, dass sie Shampoo suchen. Ein bisschen Normalität im Angesicht von Krieg und Flucht. "Die Leute, die helfen, sind Privatleute, die sich nach der Arbeit noch hinstellen, eine gelbe Weste bekommen und auf Züge warten, die manchmal 180 Minuten Verspätung haben. Es wurde ein krasses Netzwerk aufgebaut", sagt Lange.
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Ein Netzwerk, das nur funktioniert, weil so viele Freiwillige helfen. Auch deshalb suche man weitere Ehrenamtliche, sagt Barbara Breuer, Pressesprecherin der Berliner Stadtmission. Über eine Website kann man sich als Helfer eintragen. Eine Fähigkeit sei dabei besonders gefragt: "Wir haben einen großen Mangel an Leuten, die Russisch oder Ukrainisch sprechen können. Die Nachtschichten sind auch unterbesetzt", sagt Breuer. Täglich kommen 14 Züge mit Geflüchteten am Berliner Hauptbahnhof an. 1.500 Menschen strömen dann jeden Tag durch Breuers Zelt. Freiwillige empfangen die Menschen und helfen ihnen bei ihrer Ankunft oder Weiterreise.Auch abseits vom Bahnhof seien Helferinnen und Helfer gesucht, sagt Breuer, man könne sich bei verschiedenen Projekten engagieren. "Wir bauen gerade das Café Ukraine auf. Das ist ein Format, wo in unterschiedlichen Gemeinden Leute die Möglichkeit haben, ukrainische Menschen zu treffen. Dort kann man bei Behördengängen, Deutschkursen, beim Formulare ausfüllen oder mit kleinen Begegnungen unterstützen." Auch Spenden seien gefragt, aber nicht alle: "Am allerliebsten Geld. Wenn uns Leute hier drei zermatschte Bananen und Äpfel vorbeibringen, dann ist das immer schwierig."