Das Prosecco-Ende ist nah

Zum Glück ist bald Sommer. Und mit dem Sommer kommt auch die Zeit, in der wir die Wochenenden damit verbringen, schon tagsüber Sekt-Orange und Aperol Spritz zu schlürfen, bis wir um fünf Uhr nachmittags unserem Ex schreiben, uns kurz aufs Ohr hauen, wieder aufwachen und noch mehr sprudelnde Drinks trinken.

Für diesen Sommer müssen wir uns aber vielleicht schnell einen Alternativplan überlegen—oder zumindest zu einem anderen Getränk greifen, denn wie es aussieht, könnte die Prosecco-Quelle schon bald versiegen.

Prosecco ist in den letzten Jahren immer beliebter geworden und hat beispielsweise in Großbritannien sogar Champagner von Platz eins der meistverkauften Schaumweinsorten verdrängt. In manchen Pubs fließt der italienische Sprudel sogar aus dem Zapfhahn (was den Produzenten ganz und gar nicht nicht in den Kram passt).

Die Zeiten könnten aber schnell vorbei sein und das liege an der schlechten Ernte des vergangenen Jahres, warnte Roberto Cremonese, der Exportmanager des großen Prosecco-Herstellers Bisol, diese Woche in einem Interview mit The Drinks Business.

Obwohl das gesamte Ausmaß der Krise wahrscheinlich erst gegen Ende des Sommer deutlich werden wird, wenn die Proseccoverkäufer ihre Lagerbestände im August in Umlauf bringen, erwartet Cremonese, dass die Nachfrage das Angebot, das durch die miserablen Klimabedingungen extrem klein ist, weitaus übersteigen wird. Er prognostiziert außerdem, dass die Preise um bis zu 50 Prozent ansteigen könnten, weil Traubenanbauer und Verkäufer den Vertrieb verlangsamen aus Angst vor einem möglichen bevorstehenden Prosecco-Mangel.

„Momentan liegt die Macht bei den négociants, weil sie alle Lagerbestände aufgekauft haben", sagte er. „Es könnte sich herausstellen, dass manchen der Sprudel ausgeht, aber wir müssen abwarten."

Es gibt zwei verschiedene regional geschützte Kennzeichnungen für Prosecco: DOC und DOCG. Während DOCG-Weingüter 2014 eine relativ normale Ernte hatten, litt die Ernte der Weingüter in DOC-Regionen enorm unter unerwartet starken Regenfällen, von denen die Gegenden betroffen waren.

Italy 24 warnte bereits im Januar, dass schlechtes Wetter und intensiver Regen die italienischen Trauben geschädigt hatten, und dass das „Proseccos Welterfolg eindämmen" könnte. Dabei verwies er auf einen 27-prozentigen Verkaufsanstieg von Prosecco allein im Jahr 2014. Für die mittlerweile zwei Milliarden Euro starke Branche könnte die unzureichende Ernte gewaltige Auswirkungen haben.

Aufgrund des konsumentenfreundlicheren Preises hat sich Prosecco zu einer beliebten Alternative zu Champagner entwickelt—ein Trend der wahrscheinlich auf die Wirtschaftskrise zurückzuführen ist und aus dem auch die katalanischen Cava-Hersteller versuchen, Profit zu schlagen, bisher jedoch mit mäßigem Erfolg.

Wer also auch im Spätsommer nicht auf Aperol Spritz verzichten will, muss vielleicht ein bisschen tiefer in die Tasche greifen und wieder vermehrt zu Champagner greifen.