PONY 2012

Das ist die Geschichte von Pony. Sie ist ein Orang-Utan-Weibchen aus einem kleinen Dorf auf Borneo. Dort holzen die Menschen den Regenwald ab, um an das Palmöl zu gelangen, das später ins Ausland verkauft und zu Lippen- und Eiscremes, Schokolade und Käsecracker verarbeitet wird.

Vice: Erzählen Sie uns ein wenig über Pony.

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Michelle Desilets [Leiterin der Borneo Orangutan Survival Foundation]: Pony ist ein Orang-Utan aus einem Prostituiertendorf auf Borneo. Als wir sie fanden, war sie festgekettet und lag auf einer Matratze. Sie war am ganzen Körper rasiert.

Ich könnte heulen.

Wenn sich ihr ein Mann näherte, drehte sie sich um, präsentierte sich und begann mit den Hüften zu kreisen und so weiter—das war wie ein Mechanismus. Sie wurde als Sexsklavin missbraucht. Als wir sie retteten, war sie sechs oder sieben Jahre alt und schon sehr lange von einer Dame im Dorf gefangen gehalten. Diese Dame weigerte sich, den Affen herauszugeben, weil Pony einerseits sehr beliebt war und andererseits einen großen Anteil ihres Einkommens erwirtschaftete. 

Aber haben denn die Kunden nicht bemerkt, dass sie da einen Orang-Utan vor sich hatten?

Na klar. Genau aus diesem Grund sind sie ja gekommen. Sie hätten auch einen Menschen nehmen können, aber für die Männer hatte es den Reiz des Neuen, Sex mit einem Orang-Utan zu haben. Pony wurde jeden zweiten Tag rasiert, sodass ihre Haut sehr gereizt und mit Pickeln übersät war. Die Mücken hatten leichtes Spiel auf ihrer Haut, und die Stiche vereiterten und entzündeten sich, da sie unaufhörlich daran kratzte. Sie war ungeheuer fett und man behängte sie mit Schmuck—ein wirklich abscheulicher Anblick.

Wie haben Sie Pony da herausbekommen?

Die ganze Rettungsaktion hat über ein Jahr gedauert. Jedes Mal, wenn wir mit den Wildhütern oder der lokalen Polizei in dem Dorf auftauchten, wurden wir regelrecht übermannt—die zahlenmäßig überlegenen Dorfbewohner verdrängten uns. Sie wollten den Orang-Utan einfach nicht herausgeben. Wir wurden mit Pistolen und vergifteten Messern bedroht. Am Ende mussten wir mit 35 Polizisten mit Kalaschnikows und anderen Schusswaffen in das Dorf einrücken, um die Herausgabe von Pony zu erzwingen. Die ganze Aktion wurde von einem lokalen Fernsehteam gefilmt, und im Hintergrund der Befreiung hört man, wie die Dame heult und schreit: „Sie nehmen mir mein Baby weg, das dürfen sie nicht.“ Da es in Indonesien aber keine Strafverfolgung gibt, werden sich diese Menschen wohl nie vor Gericht verantworten müssen.
 

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