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Rechtsextremismus

Hausbesuche bei Neonazis: Mehrere Polizei-Razzien bei Rechtsextremen in Ostdeutschland

Die Polizei durchsuchte über 30 Räume von Rechtsextremisten, Kampfsportlern und Hooligans.
Polizisten bei Einsatz
Foto: imago/Benjamin Horn

Auch Rechtsextremisten brauchen eine Morgenroutine. Vielleicht trinken sie ein Käffchen aus einer Tasse mit SS-Logo, vielleicht machen sie ein bisschen Frühsport als Vorbereitung auf den "Endkampf". Man weiß es nicht genau. Am Mittwoch dürfte die Polizei in Cottbus jedenfalls einige Morgenrituale gestört haben, als sie bei mehreren Mitgliedern der rechten Szene anklopfte.

Um 5 Uhr morgens schlugen Ermittler der Polizei Brandenburg zu, ebenso in Sachsen, Berlin und Mecklenburg-Vorpommern. Die Razzia sei seit Längerem geplant worden, berichtet der Tagesspiegel: Seit einem Jahr ermittle die Polizei gegen mehr als 20 Personen der rechtsextremen Szene. Nun marschierte die Polizei in 30 Wohnungen, Büros und Gewerberäume der Verdächtigen ein. Festgenommen wurde bis zum Mittag noch niemand, sagte eine Polizeisprecherin gegenüber VICE. Der Vorwurf gegen die Verdächtigen: Bildung einer kriminellen Vereinigung.

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In Cottbus keimt die rechtsextreme Szene Brandenburgs auf: Die Mitglieder sind in verschiedenen Milieus tätig. Die Verdächtigen, gegen die am Mittwoch Razzien liefen, seien nach Tagesspiegel-Informationen Kampfsportler, Mitarbeiter in Sicherheitsfirmen, Rocker und Hooligans der Hooligan-Gruppe "Inferno" des FC Energie Cottbus. Die löste sich zwar 2017 selbst auf, um einem Verbot durch die Behörden zuvorzukommen, es liegt laut dem brandenburgischen Verfassungsschutz aber nahe, dass "Inferno" auch nach der Auflösung weiter im Untergrund agiert: "Es darf davon ausgegangen werden, dass es sich hierbei nur um ein Lippenbekenntnis handelt." Zusätzlich rekrutieren Rechte vor allem durch Kampfsport neuen Nachwuchs. Gerade im Süden Brandenburgs und im Raum Cottbus seien Rechte in Kampfsportvereinen organisiert.


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Die Ermittlungen kamen laut Polizei ins Rollen, als Mitglieder der Cottbusser Neonazi-Szene mutmaßlich Drohungen gegen Journalisten aussprachen. Genaueres wolle die Polizei aber erst am Donnerstag in einer Pressekonferenz sagen, so eine Polizeisprecherin gegenüber VICE.

Die Cottbuser Neonazi-Szene gilt als extrem gewaltbereit. Im April 2018 fuhr ein Rechter mit seinem Jeep in eine Menschengruppe, nachdem er sich betrunken und rechte Parolen gebrüllt hatte. Dabei verletzte er zwei Menschen. Die Polizei ließ ihn allerdings aus mangelnden Haftgründen wieder laufen. Rund einen Monat später störte eine Gruppe Neonazis am Cottbuser Altmarkt die Aufstiegsfeier von Energie Cottbus. Sie zündeten Bengalos, setzten sich weiße Kapuzen des Ku-Klux-Klans auf und hielten ein Stoffbanner hoch: "Aufstieg des Bösen" stand darauf – angelehnt an den Titel einer berühmten Filmbiografie über Adolf Hitler.

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