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Musik

Disko in unberührter Natur

Premiere auf Premiere. Sandra Kolstad bringt ihr neues Album, das sie in der Abgeschiedenheit Norwegens aufgenommen hat, heute in das hektische Berlin.

Sandra Kolstad stammt eigentlich aus Oslo doch Berlin ist zwar, aber nicht nur der Liebe wegen die Wahlheimat der Musikerin geworden. Obwohl sie eine Vorliebe für die deutsche Designerin Paula Immich pflegt und diese ihre Kleider gerne mit Menschenhaar ausstaffiert, hätte man Sandra gerne als beste Freundin. Doch wie dem auch sei, nachdem sie eine klassische Musikausbildung genossen hat, hat sich Sandra der elektronischen Musik zugewandt und mischt diese mit organischen (natürlichen) Tönen und lässt sich von der norwegischen Natur bezaubern. Vor ihrer Album Release Party von Crux, heute Abend im Chez Jacki, haben wir uns mit ihr unterhalten.

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VICE: Du kommst aus Norwegen, lebst aber in Berlin. Warum bist du nach Berlin gezogen?

Sandra Kolstad: Das ist sehr klischeehaft: Es ging um Kunst und Liebe. Ich traf meinen Freund, der nun mein Ehemann ist, wir haben gerade geheiratet. Wir trafen uns damals in Kopenhagen, wo er lebte, natürlich wollten wir zusammen leben, aber er wollte in keiner der beiden Städte wohnen. Aber da wir beide Musiker sind und die Musikszene in Berlin auf viele Arten unglaublich ist, sind wir hierhergezogen und lieben es hier zu leben.

Macht ihr auch gemeinsam Musik?

Er ist sogar in meiner Band! (lacht) Wir trafen uns damals auch in einem Studio. Sein Name ist Frans Petter Eldh und er hat auf meiner ersten Aufnahme Bass gespielt. Das war vor langer Zeit, als ich noch Klavier spielte und mehr in die Akustikrichtung tendierte.

Das ist ja auch dein musikalischer Hintergrund, oder? Du bist klassische Pianistin.

Genau. Ich war zur damaligen Zeit auch eher Singer-Songwriter und er war als Bassist eingestellt. Nun arbeiten wir immer noch zusammen und es ist super. Er ist zwar hauptsächlich Jazzmusiker, aber hat auch viel elektronische Musik gemacht.

Ist Sandra Kolstad dein richtiger Name?

Ja, das ist er.

Wie bist du zu deinem aktuellen Projekt gekommen?

Als ich 20 war, merkte ich, dass die Welt der klassischen Musik nichts für mich war. Zu reisen und die Musik anderer zu spielen, gefiel mir nicht mehr. Ich steckte drei Jahre lang in dieser Misere, danach ging ich nach Indien und probierte mich selbst aus. Ich entschied mich, Konzerte mit meiner eigenen Musik zu geben. Es war immer noch Klaviermusik, denn das war der einfachste Weg, meine eigene Sachen zu starten. Doch ich war einfach nicht mit dem Klang des Klaviers zufrieden, ich persönlich höre auch keine klavierspielenden Mädchen, denn das ist wirklich etwas langweilig (lacht). Ich begann dann also mit elektronischer Musik zu arbeiten und so kam ich zu dem, was ich heute tue und das besser zu mir passt.

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Crux wurde teilweise im Wald aufgenommen. Wir war's?

Wir arbeiteten mit dem schwedischen Soundkünstler, Isak Eldh, der sein Studio mitten im Wald eingerichtet hat. Es war ziemlich interessant und schön, diese wirklich tanzbare, elektronische Musik aufzunehmen und gleichzeitig aus dem Fenster zu schauen und dann diesen kleinen See zu sehen und die vorbeilaufenden Rehe.

Hat dich die umliegende Natur beim Songs schreiben beeinflusst?

Die Songs waren bereits geschrieben, aber eines meiner Ziele als Elektromusiker ist es, dem Klang immer noch einen natürlichen und dynamischen Twist mitzugeben. Die Art der Aufnahme wurde also sehr davon beeinflusst.

Ein Song heißt: I am the city, but I miss the sea. Fühlst du dich oft hin und hergerissen zwischen den beiden?

Sehr interessant, dass du dieses Lied kennst (lacht) es war nämlich nicht auf der Debut-CD, ich werde es aber auf der nächsten veröffentlichen. Ich war für einen Monat in einem Haus am Meer an der Westküste Norwegens und habe ein sehr konzeptionelles Album über das Wasser geschrieben. Irgendwie hat es eine große Intensität am Wasser über das Wasser zu schreiben. Manchmal bin ich mit meinem Rekorder einfach nach draußen gegangen und habe Steine in den Ozean geworfen. Persönlich bin ich hin und her gerissen zwischen dem Leben in Berlin und dem in diesem Haus. Als ich da war, habe ich tagelang keinen Menschen gesehen und dachte, ich könnte nie wieder zurück nach Berlin.

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Man kann man skandinavische Musik beim Hören häufig auf ihren Ursprungsort zurückführen. Was hebt skandinavische Länder von anderen ab?

Der Meinung bin ich auch. Viele Leute denken, dass das mit der Natur zu tun hat. In den Bergen aufzuwachsen klingt sehr romantisch, aber Ich bin in der Stadt und nicht am Meer groß geworden. Aber in vielen Fällen machen Singer/Songwirter aus Skandinavien ein verträumtes Popding, was typisch für uns ist. Aber die Natur findet ihren Weg, auch in die Musik.

Obwohl du so naturverbunden bist, arbeitest du viel mit Elektronik und Synthesizern. Hast du einen Lieblingssynthesizer?

Definitiv. Das ist dann auch wieder das Gute an Berlin - es gibt Musikgeschäfte, in denen du einzigartige Instrumente bekommst. Ich habe einen kleinen gelben Synthesizer (lacht) und er ist auch wirklich sehr hübsch. Soweit ich das verstanden habe, hat ihn ein Typ gebaut, der in Berlin lebt. Es ist ein schöner Gedanke, dass da dieser Typ in seinem Keller sitzt und Synthesizer baut.

Meine Freundin studiert Physik und baut ihre eigenen Synthesizer.

Wirklich? Fantastisch, ich würde gerne mit ihr in Kontakt treten! Cool!

Wie sind deine Shows ansonsten, was können die Zuschauer heute Abend erwarten?

Ich bringe einen Filmkünstler aus Norwegen mit, Birk Nyagaard. Er macht überwältigende Dinge, z.B. Masken aus Licht, die mich bedecken sollen. Parallel dazu, gibt es ein Licht- Abbild von mir. Was auch immer ich also gerade auch tue, mein Schatten bewegt sich mit. Visuell ist das einfach und leicht zu verstehen.

Sandra Kolstads Record Release Party beginnt heute Abend um 19 Uhr im Chez Jacki.

Foto: Ingrid Pop