Wir haben die absurdesten Livestreams für euch gefunden

Webcams haben einen eher anrüchigen Ruf. Webcam klingt nach nackter Haut, nach unterbezahlten Frauen aus Osteuropa. Aber die Webcam kann so viel mehr als Sex. Es gibt unzählige Livestreams im Internet: Man kann mit Walen schwimmen, Nordlichter beobachten und an schönen Stränden auf der ganzen Erde abhängen.

Klar, das Internet bietet von Enzyklopädien bis Tutorials viele schlaue Dinge. Aber der Livestream, der das Gras in einem amerikanischen Garten beim Wachsen beobachtet, hat mehr Zuschauer als deine Uni Studierende zählt.

Also kommt und bringt Salzstangen mit. Lang leben die Webcams! Hier sind die besten Livestreams:

Schnallt den Aluhut fest! Hier kommt genau das Richtige für alle Hohlerden-Forscher und Krypto-Zoologen: ein Live-Stream von Loch Ness. 24 Stunden am Tag könnt ihr Ausschau halten nach dem Ungeheuer. Aufgestellt hat die Kamera Mikko Takala, ein laut Webseite "mehrfach preisgekrönter und führender Loch-Ness-Forscher". Seine Live-Kameras seien sogar "ultimativ preisgekrönt". Die Wahrscheinlichkeit ist aber sehr hoch, dass das einzig Ultimative, was ihr vor die Linse bekommt, zwei Schafe sind, die gemächlich Gras mampfen.

Wenn ihr das Rätsel in Schottland gelöst habt, könnt ihr gleich weitermachen und ein paar Geister hochnehmen. In der Willard Library im US-Bundesstaat Indiana soll nämlich unter anderem eine "graue Dame" herumspuken. Auf der Seite der Bibliothek könnt ihr das Geschehen mit Geister-Kameras verfolgen.

Eines der bekanntesten Albumcover der Geschichte hat Abbey Road, das elfte Studioalbum der Beatles. Auf ihm sieht man die Fab Four, wie sie hintereinander über einen Zebrastreifen im Londoner Stadtteil City of Westminster laufen. Der Straßenübergang ist heute ein Pilgerort für Beatles-Fans, die dort oft das Bild nachstellen. Seit 2011 gibt es eine Webcam, mit der man zusehen kann, wie Menschen diesen Zebasteifen überqueren. Interessante Beobachtung: Briten scheinen nicht das Konzept des Zebrastreifens zu verstehen. Man sieht Fußgänger, die minutenlang immer wieder auf die Straße und zurück tippeln, aber kein Auto hält an.

Auch bei VICE: Hinter den Kulissen von Londons hedonistischer, polyamouröser Einhorn-Bewegung

Falls ihr eure letzte Nacht bereut – viele falsche Entscheidungen, wenig Schlaf –, schaut doch bei dieser Webcam in einer Hochzeitskapelle in Las Vegas vorbei. Dort machen Menschen gerade weitaus schlimmere Fehler.

Um die 80.000 Traulizenzen werden hier jedes Jahr in Las Vegas ausgestellt. Zum Vergleich: In Hamburg, wo fast genauso viele Menschen leben, gibt es jährlich nur etwa 6.000 Eheschließungen. In Nevada geht das ziemlich einfach: Formular online ausfüllen, Termin vereinbaren, sich ausweisen, 77 Dollar zahlen. Dann kann man seine Traulizenz beim Standesamt abholen und entweder dort oder in einer der unzähligen Kapellen am Strip heiraten. Mit Mottos wie Hawaii und Star Trek oder mit einem Elvis-Double, der einem das Ja-Wort abnimmt. Heiraten können in Las Vegas auch Ausländer und – mit Erlaubnis der Eltern – sogar Unter-18-Jährige. Zahlen dazu, wie viele der Ehen gleich am nächsten Tag wieder geschieden werden, gibt es leider nicht.

Nicht nur für Catladies und angehende Hobbychirurgen von Interesse: Im OP-Livestream des Big Cat Rescue Sanctuary könnt ihr den ganzen Tag dabei zusehen, wie Wildkatzen gezähmt werden. Mit Narkosespritzen, um anschließend aufgeschnitten zu werden. Die Kamera hängt direkt über dem Operationstisch und lässt euch Zahnsanierungen an Ozelots, Kastrationen an Löwen und aufwändige Transport-Manöver mit 300-Kilo-Tigern beobachten. Manchmal steht auch einfach nur eine OP-Assistenz im Leoprint-Kittel im Bild rum. Das ist dann schade, aber möglicherweise immer noch eine bessere Unterhaltung als euer echtes Leben.

Was könnte es Langweiligeres geben als dem Gras beim Wachsen zuzuschauen, denkt ihr? Wahrscheinlich nichts. Aber wir wetten trotzdem, dass der Livestream von Watching Grass Grow bald eure vollste Aufmerksamkeit bekommt. Etwa 333.000 andere Menschen fanden es im letzten Jahr zumindest ansatzweise spannend, den Halmen in einem vorstädtischen Vorgarten in Colorado beim Wachsen zuzusehen. Und nicht nur das: Seitdem die Kamera 2005 live ging, wurden auf dem Rasen mehrere drei-Meter-hohe Hulk-Figuren aufgebaut, Halloweenfeste zelebriert, Limonadenstände eröffnet, Schwiegerväter in Szene gesetzt und Geburten angekündigt. Und der Rasen sieht dabei sogar noch schöner aus, als vor zwölf Jahren.

In Michigan steht ganzjährig ein Schneemann im Wald, der ursprünglich den Schneefall dokumentarisch festhalten sollte. Er schmilzt nie und wechselt mittlerweile alle paar Tage sein Outfit. "Stylisten" besuchen ihn, seine Fans und Waldtiere. Ehe ihr euch verseht, landet ihr an Tag 31 der täglichen Foto-Updates, die von den wirklich aufregenden Momenten des Schneemann-Daseins unter dem Livestream gepostet werden. Wie weit ihr kommt, hängt davon ab, wie lame euer echtes Leben ist. Oh, ein Bär! Ein ostereiersuchendes Kind! Krass, die Mondfinsternis von vor zwei Jahren!

Ein Mal Trucker sein und über die Straßen dieser Welt brettern – das geht mit dem Livestream von Big Rig Travels. Dieser sendet aus der Fahrerkabine eines Trucks auf seinen Reisen durch die Staaten und Kanada. Authentisches LKW-Fahrer-Dasein! Vergangene und bevorstehende Routen könnt ihr dabei in einer interaktiven Karte verfolgen.

Seht euch das an. Seht. Euch. Das. An. Irgendein Typ hat sich 1997 dazu entschlossen, live aus seinem Arbeitszimmer zu streamen. Dort zu betrachten sind etwa die Tür, der Computerbildschirm, zwei Regale mit Lampen. Die Lampen sind tatsächlich der Clou bei Drive Me Insane, denn ihr könnt sie ein- und ausschalten. Das ist das Wunderbare an diesem Livestream. Alle Fragen, die das aufwirft, hat der Arbeitszimmerbesitzer und Webseitenbetreiber in einem ausgiebigen FAQ beantwortet. Monatliche Stromkosten für den Lichterwahnsinn? Um die 5 Dollar. Monatliche Besucherzahlen? Etwa 150.000. Monatlicher Spaßfaktor für Fremde aus aller Welt? Unermesslich.

Wenn ihr das Office durchgespielt habt und weitere Schindluder am anderen Ende der Welt treiben wollt, gibt es außerdem einen Garten in Florida, in den ihr per Mausklick Seifenblasen pusten könnt. Die Bubblecam haben Andie und Mike 2000 gestartet, weil sie einfach große Seifenblasen-Fans sind. Wer nicht?

Nicht als langweiligstes, sondern als "am längsten andauerndes Laborexperiment" aller Zeiten wurde das Pechtropfen-Experiment der University of Queensland 2003 in das Guinness-Buch der Rekorde aufgenommen. 1927 hatte Thomas Parnell sein Experiment gestartet. Der Livestream filmt zähes Pech dabei, wie es in ein Gefäß tropft. Bis der Tropfen gefallen ist, dauert es in etwa acht Jahre. Ganz genau: acht Jahre! Wahrscheinlich fragt ihr euch, ob das Video wirklich live ist. Ja, ist es. Es passiert nur einfach absolut gar nichts. Wenn ihr aber Glück habt, gehört ihr zu den wenigen Menschen, die das Fallen des Tropfens miterleben dürfen. Lediglich beim neunten Tropfen seit Beginn des Experimentes konnte dieser Prozess bisher in Foto und Video festgehalten werden.

Jetzt wird es richtig abgefahren: In 20 Wohnungen und mit mehr als 200 Kameras könnt ihr hier Big Brother spielen und Menschen beim Leben zusehen und zuhören. Von Hemden-Bügeln über Chips-Abende auf dem Sofa bis hin zu Sex – das alles gibt es in den Livestreams von Real Life Cam. Küche und Wohnzimmer kann man gratis anschauen, für alle anderen Spanner-Unternehmungen müsst ihr euch allerdings einen Premium-Account für rund 33 US-Dollar zulegen. Und ja, die Protagonisten wissen von den Kameras, falls euch die Frage (aus moralischen Gründen) umtreibt.

Folge VICE auf Facebook, Instagram und Snapchat.