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Bitcoin-Guru Julian Hosp verrät, wem er gern beim Geldverdienen hilft – und wem nicht

Der ehemalige Kitesurfer Dr. Julian Hosp gilt als Deutschlands bekanntester Krypto-Experte. Im Gespräch mit Motherboard erklärt er, wie er mit Millionenbeträgen jongliert und warum ihn deutsche Rapper nach Rat fragen.
Julian Hosp lebt in Singapur | Foto: Patricia Zinnecker

In der Krypto-Community wird Julian Hosp gehasst und geliebt. Dem wohl bekanntesten Krypto-Influencer Deutschlands folgen etwa 82.000 Menschen auf YouTube und lauschen seinen Vorträgen über Bitcoin und die Blockchain.

Spätestens seit diesem April ist Hosp auch außerhalb der Szene bekannt: Im April tauchte er in einem Musikvideo mit Sido, Kool Savas und Frauenarzt auf, er avancierte zum Krypto-Berater der Deutschrap-Szene. Inzwischen hat Hosp sein Blockchain-Wissen sogar mit dem Europäischen Parlament geteilt.

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Einem Teil der Szene ist der selbsternannte Dr. Bitcoin aber suspekt. In den Kommentaren bemängeln Kritiker, er sei kein Informatiker und rede zu viel. Tatsächlich erinnert Hosp eher an einen Motivations- und Fitnesstrainer als an einen Finanzexperten. Zugleich hat kaum einer so viel vom teils absurden Bitcoin-Hype zu erzählen wie er. Im Interview erklärt Hosp, warum Bitcoin seiner Meinung nach nicht untergeht – und welche deutschen Rapper er auf WhatsApp berät.

Motherboard: In welchen Coin kann man heute eigentlich noch investieren?
Dr. Julian Hosp: Bitcoin und Ethereum sind nach wie vor mit Abstand die größten. Darum würde ich jetzt einem Einsteiger mit 1.000 Euro raten, 250 Euro in Bitcoin und 250 in Ethereum zu investieren. Wenn der Markt etwas runter geht, kann er oder sie die restlichen 500 Euro nachlegen. Geht der Preis durch die Decke, macht man deutlich Plus und wartet einfach, bis er wieder runter geht.

In den letzten Monaten wurde der Tod von Bitcoin zig mal angekündigt. Wie geht es jetzt weiter?
Viel weiter runter als 5.000 Euro wird der Kurs glaube ich nicht mehr gehen. Vielleicht mal auf 4.400 Euro. Aber der Markt braucht jetzt auf jeden Fall etwas Krasses, damit er sich wieder entwickeln kann. Zum Beispiel, dass ein Großinvestor einsteigt oder ein Gesetz kommt, das sich positiv auswirkt. Dann kann meine Prognose von letzten Jahr mit den 50.000 Euro tatsächlich eintreten. Wenn wir jetzt nicht in den nächsten zwei Monaten wieder über die 10.000-Marke kommen, wird es dagegen ein zäher Kaugummi.

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"Ich dachte, Bitcoin ist irgend so ein Internet-Scam und wollte nichts damit zu tun haben."

Viele Krypto-Fans hatten die Hoffnung, Bitcoin sorgt für mehr Gleichheit in der Gesellschaft, indem Menschen ohne Konto Geld versenden und niedrigschwellig verdienen können. Ist diese Hoffnung angesichts all der superreichen Investoren verpufft?
Bitcoin kann festgefahrene Strukturen wie Armut und Reichtum kaum verschieben. Die Leute müssten erstmal in der Lage sein, einen Private Key abzuspeichern, aber daran scheitert es ja teilweise schon.

Wie Julian Hosp vom Arzt zum Star der Bitcoin-Szene wurde

Wie sind Sie eigentlich zu Bitcoin gekommen?
Das war 2011, als ich noch als Mediziner gearbeitet habe. Da hat mir ein Patient in der Unfallchirurgie von Bitcoin erzählt und darauf bestanden, dass ich mir eine Wallet herunterlade. Ich dachte, das ist irgend so ein Internet-Scam und wollte nichts damit zu tun haben. Damals war ein Bitcoin etwa einen Euro wert. Erst drei Jahre später, als ich in Bangkok meinen heutigen Firmen-Mitbegründer kennengelernt habe, hat er mir die Blockchain erklärt. Er sagte, dass man damit Patientendaten dezentral speichern kann. Das hat mein Interesse neu geweckt.

Julian Hosp am Strand

In seinen Zwanzigern hatte Hosp mit Technik nichts zu schaffen und trainierte als Kitesurfer | Bild: Screenshot | YouTube | Dr. Julian Hosp

Sie haben sich ihr Wissen zu Bitcoin selbst angeeignet. Wie?
Ich habe zuerst Kontakt zu einem Professor aufgenommen, Dr. Christoph Pahl. Er hat mir seine Unterlagen zu Krypto-Währungen geschickt und ich habe gelesen, gelesen, gelesen.

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Die Bitcoin-Szene kritisiert Sie oft dafür, dass Sie kein Informatiker sind. Was entgegnen Sie?
Die Leute testen mich, aber schaffen es selten, mich auszuhebeln. Ich kenne mich schon ganz gut aus.

Sie haben sich selbst Programmieren beigebracht. Welche Sprache?
Java über Online-Kurse. Ich bin ganz schlecht im Programmieren, aber wenn ich in meiner Firma mit den Entwicklern zusammen sitze, muss ich schon wissen, wovon sie reden.

Warum Dr. Bitcoin kein Mining betreibt

Sie haben in China gelebt, wo Mining wegen der niedrigen Strompreise gerade sehr angesagt ist. Haben Sie auch selbst gemint?
Nie, weil es eigentlich kaum profitabel ist, im Vergleich dazu, wenn man die richtigen Coins kauft.

"Kool Savas und ich haben ganz ähnliche Visionen und Philosophien"

Trotzdem entstehen noch immer neue Mining-Farmen. Das kann der Umwelt schaden, genauso wie der hohe Stromverbrauch von Transaktionen. Sehen Sie dafür Lösungen?
Der schönste Ansatz wäre eine Reputations-Blockchain: Statt Proof-of-Work, der das System durch stromintensive, sinnlose Berechnungen legitimiert, würde ein "Proof-of-Reputation" fast keinen Strom verbrauchen. Würde man einmal betrügen, könnte man nie wieder Business machen. Könnte klappen und man ist dabei, es umzusetzen.

Der Dr., dem die Rapper vertrauen: Wie Hosp im Savas Video landete

Julian Hosp trifft Kool Savas

Julian Hosp veröffentlichte im Januar 2018 dieses Bitcoin-Gespräch mit Kool Savas | Bild: Screenshot | YouTube | Dr. Julian Hosp

Vor einigen Monaten haben Sie ein YouTube-Video mit Kool Savas veröffentlicht. Woher kennen Sie sich?
Sein Assistent hat meine Assistentin kontaktiert. Er hat gesagt, dass er sich meine Videos immer anschaut und damit lernt. Es hat ihn interessiert, wie man Blockchain in die Musikbranche bringen kann. Das war vor etwa einem Jahr. Wir haben uns super verstanden und haben ganz ähnliche Visionen und Philosophien.

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Wie sehen Ihre Gemeinsamkeiten mit Kool Savas aus?
Es gibt Leute, die morgen Millionär sein wollen. Die anderen sehen die Technologie dahinter. Klar will Savas viel Geld verdienen. Aber für ihn ist es genauso relevant, die Lizenzgebühren in der Musikindustrie mit der Blockchain transparent zu gestalten. Wenn mich jemand dagegen nur fragt, in welchen Coin er investieren soll, weiß ich, was er will: Geld.

Passiert es oft, dass Leute von Ihnen Investment-Tipps wollen?
Ständig. Gerade hat ein Investor bei einer Charity-Aktion 25.000 Euro für ein zweistündiges Abendessen mit mir bezahlt, um an Tipps zu kommen. Er hat die ganze Zeit gefragt: Dieser Coin – ja oder nein? Wir sind Hunderte Coins durchgegangen.

Wenn Deutschrapper Coin-Gifs austauschen

Auf Bitcoin-Konferenzen sind auch russische Oligarchen zu sehen, die sich Investitionstipps erhoffen. Werden sie oft von Oligarchen nach Hilfe gefragt?
Ja, diese Investoren sind natürlich oft nur auf Profit aus und natürlich werde ich auch von ihnen nach Tipps gefragt, welche Coins sie kaufen sollen. Ich versuch das dann eher allgemein zu halten und nicht zu konkret zu werden. Ich helfe aber immer gerne, solange ich nichts direkt beeinflusse, sondern mein Know-how zur Verfügung stelle.

Was war das größte Geschenk, das Ihnen jemand für Ihren Rat geboten hat?
Ein Freund hat durch meine Strategien einen zweistelligen Millionenbetrag verdient. Er hat mich als Dank zu den NBA-Finals eingeladen. Er wusste, dass ich Basketball-Fan bin und wir saßen in der ersten Reihe.

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Welche Rapper beraten Sie noch?
Ich bin viel mit Sido unterwegs. Wir telefonieren und schreiben uns oft in unserer WhatsApp-Gruppe, in der die deutsche Rapszene vertreten ist. Sie fragen manchmal was und ich gebe ihnen kurze Analysen.


Ebenfalls auf Motherboard: Zu Besuch in einer chinesischen Bitcoin-Mine


Wie viele nicht-jugendfreie Bilder werden in dieser Gruppe so geteilt?
Keine, nur Coin-GIFs (lacht).

Hören Sie auch deren Musik?
Ja. Ich habe hier meine deutsche Motivations-Playlist angelegt mit Sido, Kool Savas, Samy Deluxe und ein paar anderen.

Ist Bitcoin die neue Louis-Vuitton-Tasche der Rapper?
Eher ein Investment. Ich weiß nicht, ob man sich jetzt damit schmückt. Ich bin nicht so in der Szene. Ich bin eher introvertiert, obwohl das niemand glaubt.

Was Hosp dazu sagt, dass auch Rechtsextreme Bitcoin-Fans sind

Aktivisten der rechtsextremen Alt-Right-Bewegung haben Bitcoin für sich proklamiert. Der US-Anführer Richard Spencer sagte: "Bitcoin ist die Währung der Alt-Right", die vom Verfassungsschutz beobachtete Identitäre Bewegung sammelt darüber Spenden für ihre Aktionen. Was sagen sie dazu, dass sie als Bitcoin-Unterstützer in einer Reihe mit solchen Leuten stehen?
Die gleiche Frage kann man jedem Social-Media-Netzwerk stellen, dem Internet und allen anderen Geldsystemen. Es ist für mich unbefriedigend, dass es so ist, und ich finde solche Tendenzen sehr schlecht. Aber dass sie Bitcoins nutzen, ist ja nicht das Problem, sondern nur ein Werkzeug, dessen sie sich bedienen. Das Problem, weshalb sie so denken, wie sie denken, liegt viel tiefer.

Sie haben mit Anfang 30 drei unterschiedliche Karrieren. Sind Sie leicht hyperaktiv?
Man muss schon die Energie aufbringen, sich in ein Thema wie die Krypto-Währungen richtig reinzubeissen, um gut darin zu werden. Zu meiner Kitesurf-Zeit Medizin zu studieren war auch heftig. Ich hatte jeden Tag Training auf dem Wasser und habe danach noch sechs Stunden gelernt. Als ich dann In der Chirurgie gearbeitet habe, habe ich mir das Krypto-Wissen angeeignet.

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