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Newsflash: Du musst Fasching nicht scheiße finden

Hört nicht auf die Anderen: Fasching rules.

Fotos von der Autorin

Morgen ist Aschermittwoch. Das heißt, das 40-tägige Fasten beginnt. Deshalb gilt der Faschingsdienstag schon seit jeher als der Tag, an dem man sich alles reinschieben soll, was Gott verboten hat. Weil man im Winter nicht viel zu lachen hatte, verabschiedete man sich im Mittelalter mit besonders fettigem Essen und einer Menge Hochprozentigem für die nächsten eineinhalb Monate von seiner kulinarischer Wahlfreiheit. Das Verkleiden hatte zudem eine Ventilfunktion. Die Mächtigen wollten dem Pöbel eine Möglichkeit bieten, gegen die damals bestehenden Standes-, Kleidungs- und Sittenvorschriften zu rebellieren, damit sie es sonst nicht tun würden. „Brot und Spiele fürs Volk“, sonst konnte es schneller zu potenziellen Revolten kommen.

Heute haben diese Gründe nicht mehr viel Relevanz für das globalisierte Individuum. Aber die Grundidee von Fasching wurde, so wie eigentlich alles, neu adaptiert und angepasst. Man kann sich an Fasching nicht wirklich von anderen abheben (außer durch ein besonders einfallsreiches Kostüm), denn alle sind gleich. Man weiß nicht, ob der Cowboy an der Bar sonst Ralph Lauren oder H&M trägt. Besitz zählt an diesem Tag nicht. Nur Humor.

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Du kannst anziehen was du möchtest und es „Kostüm“ nennen

Fotos von der Autorin. Wir gehen als Kamel.

Sich zu verkleiden, ist ein Privileg, dass du nur zweimal im Jahr ausleben kannst: an Halloween und zu Fasching. Du hast endlich die Möglichkeit zu öffentlicher Selbstironie und kannst dich neu erfinden. Raus aus dem Alltag, rein ins Kostüm, oder wonach dir auch immer ist. Schlüpf in eine andere Rolle und mache Dinge, die doch noch nie gemacht hast (in erster Linie natürlich nette Dinge, du sollst dich nicht wie ein Vollpfosten aufführen). The stage is yours. Außerdem hast du die Gelegenheit, dich so richtig sexy anzuziehen, was sonst nur zu Halloween nicht sozial geächtet wird. Das gilt für beide Geschlechter. Frauen sind in dem Punkt aber viel selbstbewusster als Männer. Keine deiner Freundinnen wird zu dir kommen und dir sowas sagen wie „Wie siehst du denn aus? Also das finde ich viel zu gewagt.“ Dein Vorteil ist, dass du dich in deiner Verkleidung mehr aufführen kannst als sonst und dich a) niemand erkennen wird und b) du dich nicht schämen musst wenn du als tanzender Bär von der Theke stürzt.

Nie ist es so leicht jemanden aufzureißen, wie heute

Du hast zu Fasching immer gleich ein gutes Einstiegsgesprächsthema zum Anflirten. (Warum verkleidet sich der Typ neben dir als Frau?) Sogar wenn das Subjekt deiner feuchten Träume heute nicht verkleidet ist, ist dies eine Gelegenheit, es anzusprechen. Außerdem kannst du anhand von Verkleidungen viel über die Persönlichkeit eines Menschen lernen und ein bisschen Sherlock Holmes spielen. (Warum verkleidet sich der Typ neben dir als Frau—diese Frage kann man ruhig öfters stellen.) Du wirst über so manche Antwort, betreffend die Kostümwahl überrascht bis erschrocken sein. Du musst heute kein Blatt vor den Mund nehmen und kannst deine schlechtesten Witze oder Anmachsprüche ohne Konsequenzen testen. Durch dein Kostüm bist du geschützt, niemand erkennt dich und du traust dich mehr. Du kannst kranken Scheiß reden und einfach „du selbst sein“, ohne Angst vor der Klapse haben zu müssen. Fasching ist des weiteren eine gute Gelegenheit dafür, ohne Schande sexuelle Fetische auszuleben (Babykostüme, Latex, BDSM) oder einen One-Night-Stand mit einer Prinzessin mit Körpchengröße D zu haben, ohne vorher einen Drachen erlegen zu müssen.

Krapfen, Alkohol und Grenzenlosigkeit

Foto via Flickr I Bastian Stein I CC by 2.0

Deine Hauptnahrungsquelle bei Faschingsfeiern wird aus Krapfen bestehen. Süßes, fettiges Glück in Brandteigform. Der hohe Zuckergehalt der Faschingskrapfen sorgt außerdem dafür, dass dir der Alkohol schneller ins Blut schießt und du am Ende noch Geld sparst. Dadurch ist auf einer Faschingsparty ist alles möglich. Du befindest dich im Äther der Grenzenlosigkeit. Um 3:00 Uhr morgens führst du vielleicht gerade ernste und emotionale Gespräche mit Darth Vader. Sei gewiss: Der Moment, in dem du Trunkenbold dein besoffenes Herz ausschütten musst, kommt bestimmt. Erinnere dich: Du hattest eine Menge Krapfen zum Abendessen. Nun komm auf die dunkle Seite der Macht, mein Kind. Du kannst heute endlich den österreichischen Traum verwirklichen und den ganzen Tag saufen. Du wirst dabei auch sicher nicht alleine bleiben.

Fazit

Grund Nummer eins, warum du heute nicht zuhause bleiben solltest: Du hast die Chance, zu feiern. Noch Fragen? Man muss die Feste feiern, wie sie fallen. Du musst dir keinen extra Grund suchen, so wie du es sonst jedes Wochenende tust. Na, wie schmeckt so viel Freiheit? Ich wette, fast so gut wie Krapfen. Fasching ist das neue Weihnachten. Nur ohne Familienstreit. Und ohne Geschenke. Aber der Kapitalismus ist sowieso scheiße. Lass dir nicht den Spaß von Faschingsverweigerern verderben und nutze diesen egalitären Tag für gepflegten Schabernack. Lei, Lei!

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