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Rechtsextremismus

Verfassungsschutz: Deutsche Neonazis haben Kontakte zu britischen Terroristen

Mehrere Mitglieder von "National Action" sitzen inzwischen in Haft.
Symbolfoto: imago | Christian Ditsch

Es gibt Urlauber, die ihre Sorgen zu Hause lassen und einfach nur entspannen wollen. Und dann gibt es andere, die ihre allerschlechtesten Qualitäten mit auf die Reise nehmen – nennen wir sie Hasstouristen. Zu letzterer Gruppe gehören die Mitglieder der britischen Neonazi-Gruppe "National Action", die am 1. Mai 2016 ins sächsische Plauen fuhren. Gemeinsam mit etwa 900 Neonazis nahmen sie an einer Kundgebung der rechtsextremen Kleinpartei "Der III. Weg" teil. Im Laufe der Veranstaltung attackierten einige der Rechten Polizisten und Gegendemonstranten mit Pyrotechnik, Steinen, Flaschen und Fahnenstangen. Zwei Mitglieder der britischen Gruppe, die gegen Juden, Schwule und Ausländer hetzt, zeigten im gleichen Monat im Krematorium der KZ-Gedenkstätte Buchenwald den Hitlergruß und verbreiteten Fotos davon im Netz.

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Auch hier vernetzen sich Neonazis: Bei einem Nationalisten-Treffen in Polen


Am 3. Januar dieses Jahres nahm die britische Polizei bei mehreren Razzien insgesamt sechs Mitglieder von "National Action" fest. Ihnen wird vorgeworfen, Terroranschläge befürwortet, geplant und in Auftrag gegeben zu haben. Die Gruppe wurde bereits Mitte 2016 als neonazistische Terrorgruppe verboten, nachdem sie den Mord an der britischen Abgeordneten Jo Cox befürwortet und zu weiteren Morden aufgerufen hatte.

Nach Informationen des Nachrichtenportals T-Online soll es nach den Festnahmen im Januar einen Austausch zwischen Bundesverfassungsschutz und britischen Behörden gegeben haben. Dabei sollen sich die Nachrichtendienste über Verbindungen zwischen den britischen Terrorverdächtigen und deutschen Rechtsextremen ausgetauscht haben.

An den Ausschreitungen in Plauen sollen unter anderem Mitglieder des sogenannten Antikapitalistischen Kollektivs (AKK) beteiligt gewesen sein. Die freie Organisation von Neonazis imitiert in der Tradition der "Autonomen Nationalisten" das Auftreten und Aussehen des linskautonomen "Schwarzen Blocks". Ein AKK-Mitglied hatte laut T-Online den britischen Terrorverdächtigen nach den Ausschreitungen ein Interview für ihre Website gegeben.

Auch das thüringische Innenministerium bestätigte im Mai 2017 in der Antwort auf eine Kleine Anfrage der Linken, dass das Antikapitalistische Kollektiv und National Action grenzüberschreitend zusammenarbeiten. Und der Verfassungsschutz in Baden-Württemberg sah bereits 2016 Hinweise für eine internationale Vernetzung des AKK.

Dass sich radikale Neonazis international vernetzen, ist seit Längerem bekannt. Oft dienen Rechtsrock-Konzerte als Plattform, um die weltweiten Seilschaften auszubauen. Beim Rechtsrock-Festival in Themar, zum dem im Juli etwa 6.000 Neonazis kamen, rekrutierte auch das paramilitärische Azow-Bataillon, eine gefechtserprobte ukrainische Neonazi-Miliz, neue Kämpfer für den Krieg in der Ostukraine. Allem Anschein nach mit Erfolg: Nach Recherchen von Spiegel Online kämpfen inzwischen auch deutsche Neonazis unter dem Azow-Banner.

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