Simon schaut auf den Kiiroo Onyx+ Smart Male Masturbator den er mit seiner Freundin ausprobiert hat
Fotos: privat für VICE
Sex

Wir haben Bluetooth-Sextoys ausprobiert, um unser Sexleben über den Lockdown zu retten

Meine Freundin und ich durften uns wochenlang nicht sehen, also mussten wir kreativ werden.

Sex spielt in meiner Beziehung eine große Rolle. Wir sind beide bisexuell, nicht monogam und waren schon in dem ein oder anderen Sexclub. Mit Sexting, Nacktfotos oder irgendwelchen High-Tech-Toys hatten wir nie etwas am Hut. Da wir allerdings in getrennten Haushalten in Großbritannien leben, durften wir uns während des Lockdowns nicht treffen. Wir mussten also kreativ werden.

Fiona und ich entschieden uns dazu, uns die technologisch fortschrittlichsten Sextoys zuzulegen, die wir finden konnten. Vielleicht würden sie uns über die körperliche Distanz hinwegtrösten? Meine Wahl fiel auf den Kiiroo Onyx+ Smart Male Masturbator – eine High-End Fleshlight, aka Taschenmuschi. Fiona wählte einen High-End-Dildo mit dem Namen OhMiBod Fuse. Sexy!

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Beide Spielzeuge verbinden sich per Bluetooth mit einer App, über die man sich dann mit anderen Usern verbinden kann. Du kannst den Masturbator im Solobetrieb einfach manuell benutzen, ihn mit bestimmten Pornos synchronisieren oder eben mit anderen Sextoys verbinden. Genau das wollen wir ausprobieren. Berührungen sollen von einem Toy ans andere weitergegeben werden – "cyberdildonisch" nennt man das. So ist es bei uns gelaufen:

Der Kiiroo Onyx+ Smart Male Masturbator.

Der Kiiroo Onyx+ Smart Male Masturbator

SIMON

Tag eins: Heute ist es soweit: Quarantine and Chill! Aber zuerst muss ich noch ein paar Sachen erledigen. Zwei YouTube-Tutorials, eine Bedienungsanleitung, eine wirre App, 20 WhatsApp-Nachrichten, zwei Telefonate, vier Stunden Ladezeit und etwas Rumgefrickel später bin ich denkbar weit von einem Orgasmus entfernt. Von erotischer Stimmung absolut keine Spur. Als endlich der Zeitpunkt gekommen ist, meinen Schwanz in den Onyx+ zu stecken, bin ich eigentlich nur noch genervt. Aber damit nicht genug: Als die Geräte endlich miteinander verbunden sind und wir so langsam in die Gänge kommen, bricht ständig die Verbindung ab. Es ist unmöglich, irgendeine Dynamik zu entwickeln.

Ich hatte gehofft, dass die umständliche Handhabung, das Fehlen jeglicher Spontanität und der ganze Stress am Ende durch die ausgeklügelte Feinmotorik des High-End-Masturbators wieder in Vergessenheit geraten würden. Etwas vom Kaliber eines soliden Blowjobs sollte ja schon drin sein. Tja, ist es nicht. Versteht mich nicht falsch: Es ist schon ganz nett, zwischen den verschiedenen Einstellungen hin und herzuschalten – von der niedrigsten Intensität ,"Manual", die sich anfühlt, als würde ein Finger meinen Schaft auf- und abgleiten, bis zu "Storm", der höchsten Stufe. Die fühlt sich an, als würdest du es dir als Rechtshänder mit Links machen: OK, aber auch nicht großartig.

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Insgesamt kann das Gerät meiner Hand nicht wirklich das Wasser reichen – von fremden Händen ganz zu schweigen. Wenn du extrem auf Edging stehst, ist der Onyx+ vielleicht genau dein Ding. Ich kämpfe vor allem darum, meine Erektion zu halten. Dazu kommt, dass man mit dem Gerät Unmengen Gleitgel, benutzen soll. Nicht ganz so viel wie beim Fisting, aber definitiv eine gute Analsexmenge. Ich werde dann gleich mal mein Zimmer wischen. Geil.

Simon im Videochat mit seiner Freundin beim Ausprobieren des Kiiroo Onyx+ Smart Male Masturbators.

Simon im Videochat mit seiner Freundin

Nächstes Problem: der Krach. Der Onyx+ ist laut und wird immer lauter, je höher du ihn einstellst. Auf Storm eingestellt klingt das Teil wie ein riesiger Bürodrucker, der 100 Kopien der Hausordnung rausballert. Heiß.

Ich beschließe schließlich, den Masturbator Masturbator bleiben zu lassen und siehe da, plötzlich geht alles ganz leicht. Von meiner Hand. Unterstützt durch die optischen Reizen, die Fiona mir per Video liefert.

Auf Storm eingestellt klingt das Teil wie ein riesiger Bürodrucker, der 100 Kopien der Hausordnung rausballert. Heiß.

Tag fünf: Trotz allem entscheiden wir uns fünf Tage später, den Geräten noch eine Chance zu geben. Journalistische Sorgfaltspflicht und so. Aber wieder einmal weigern sich die Toys, sich miteinander zu verbinden. Auch mein Penis streikt. Aber das ist OK, ich schaue Fiona gerne per Video dabei zu, wie sie sich mit ihrem Spielzeug vergnügt. Gerade als ihr Körper dabei ist, sich anzuspannen, kurz vor dem Orgasmus, geht ihr Spielzeug plötzlich aus. Einfach so. Immerhin ist das ziemlich lustig.

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Der Onyx+ ist den Hype nicht wirklich wert. Außerdem ist er nicht wirklich dazu geeignet, sich mal schnell einen runterzuholen. Jede Benutzung erfordert Unmengen Gleitgel und ein Handtuch, um besagtes Gleitgel wieder von dir, dem Gerät, dem Bett oder dem Boden zu entfernen. In Sachen gemeinsamer Remote-Masturbation ist der Onyx+ leider eine große Investition mit wenig Gegenleistung.

Ein Bild des Vibrators OhMiBod Fuse.

Der OhMiBod Fuse

FIONA

Tag eins: Ich bin aufgeregt. Aber erstmal muss ich das hier alles auf die Kette kriegen. Ich habe mir die Online-Tutorials angeschaut, aber die sind nicht ganz eindeutig. Wir telefonieren und gucken, ob wir beide alle nötigen Schritte erledigt haben, damit sich beide Toys miteinander verbinden können. Es gibt so viel zu berücksichtigen, dass Simon innerlich schon komplett aufgegeben zu haben scheint.

Im Videochat zeige ich ihm meinen OhMiBod Fuse – optisch ein etwas ergonomischerer Rabbit-Vibrator. Simon zeigt mir sein Gerät, das aussieht wie eine portable Bluetooth-Box. Seine Genitalien in so ein Gerät zu stecken, entspricht nicht gerade meiner Vorstellung von sexy. Aber genau das Gleiche dachte ich über Spanking mit einem Bambusstock und da habe ich meine Meinung so was von geändert. Was ich damit sagen will: Ich bin durchaus offen für Neues. Aber dieser Krach: Wow. Laut Website ist der Onyx+ diskret, der hier klingt wie ein kaputter Scheibenwischer.

Ein Screenshot von Fiona und ihrem Freund Simon.

Fiona im Videochat mit Simon

Das macht nicht gerade Lust. Um das zu ändern, beginne ich, mein Spielzeug sexy zu streicheln, bei Simon kreischt prompt der Masturbator los. Es funktioniert! Meine Berührungen sorgen dafür, dass die Mechanik des Onyx+ simultan auf und ab pulsiert. Ich versuche es etwas stärker. Nichts. Vielleicht leichter? Nada. Die Verbindung zur App ist wieder abgebrochen. Nach ein paar missglückten Versuchen geben wir auf.

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Vielleicht sollen wir einfach individuell mit unseren Toys spielen? Der Onyx+ macht allerdings einen solchen Krach, dass wir uns kaum unterhalten können. Wir lassen das Ungetüm also ganz weg und vergnügen uns mit meinem Spielzeug, etwas Dirty Talk und altmodischer Handarbeit.

Tag fünf: Zweiter Versuch. Die Toys wollen sich wieder nicht verbinden und wir, beziehungsweise ich, begnüge mich wieder mit dem Vibrator. Simon schaut zu. Der Vibrator allein ist ziemlich gut, auch wenn mir einige Modi nicht so gefallen. Einer soll sich zum Beispiel mit deinen Berührungen synchronisieren, leider funktioniert das nur sehr verzögert. Außerdem pulsiert das Teil so ruckartig, dass es sich einfach komisch anfühlt. Es ist wie Sex mit einem sehr aufgeregten Partner, der sehr schlecht im Kommunizieren ist.

Aber es gibt auch Einstellungen, die mir gefallen, also entscheide ich mich für eine von ihnen. Wir schauen uns zu, tauschen ein paar nette Anzüglichkeiten aus und sind bald voll bei der Sache. Ich spüre meinen Orgasmus kommen, meine Beine beginnen zu zittern. Ich sage Simon, dass ich kurz davor bin … und das Gerät geht aus. Von wegen "Fünf Minuten Warnlicht" wie auf der Verpackung versprochen. Ich bin fassungslos. Das war's. Simon kriegt sich nicht mehr ein vor Lachen.

Ist Bluetooth-Sex die Zukunft?

Die beste Technik kann Intimität offensichtlich nicht ersetzen. Sextoys streicheln dir nicht den Rücken, du spürst nicht ihren Atem, sie riechen und schmecken auch nicht wie ein Mensch. Genau wie bei KI-Sexrobotern oder sündhaft teuren Sexpuppen muss man leider sagen: Die Technik ist noch nicht so weit. Noch nicht.

Für uns hatten die Spielzeuge nicht den Effekt, den wir uns versprochen hatten. Sie brachten uns nicht näher zusammen. Im Gegenteil: Wir fühlten uns sexuell frustrierter und weiter voneinander entfernt als je zuvor. Wir werden die Spielzeuge nicht wieder zusammen verwenden, obwohl Fiona ein paar Solorunden mit ihrem Vibrator nicht abgeneigt ist. Aber natürlich ist Sex etwas so Persönliches, dass du mit diesen Spielzeugen vielleicht sehr glücklich wirst.

Aber ein Happy End hat die Geschichte trotzdem: Kurz nach dem Experiment entschieden wir uns, zusammen zu ziehen, damit wir verantwortungsvoll miteinander kochen und vögeln können. Die Toys dürften ihren Teil zu der Entscheidung beigetragen haben.

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