Demonstranten stehen auf Kopfsteinpflaster vor brennenden Barrikaden. Sie wollten versuchen, die Räumung der linken Szenekneipe Syndikat durch die Polizei zu verhindern.
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Politik

Feuer, Helikopter, Tränengas: In Berlin wurde unter Protest eine Kneipe geräumt

VICE-Fotograf Philipp Sipos war Donnerstagnacht dabei, als in Neukölln gegen Gentrifizierung gekämpft wurde.

Seit Donnerstag protestieren Menschen gegen die Räumung der Berliner Kiezkneipe Syndikat, einem alternativen Szeneladen für Punks und Anarchistinnen. Das Syndikat hat schon seit einer Weile keinen Mietvertrag mehr. VICE berichtete vergangenes Jahr in der Doku “Punks vs. Billionaires” darüber. Die Räumung der Kneipe gilt als Symbol für die zunehmende Gentrifizierung des Stadtteils – die Mietpreise im Neuköllner Schillerkiez haben sich in den vergangenen zehn Jahren mehr als verdoppelt. Damit einher geht die Verdrängung der sogenannten Kiezkultur.

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Die Räumung des Syndikats war für Freitagmorgen angekündigt. Der Gerichtsvollzieher hatte die Polizei um Amtshilfe gebeten, die dann am Donnerstag mit Absperrgittern und Hundertschaften anrückte. Nachts kreiste ein Hubschrauber über dem Kiez. Der Bereich wurde weiträumig abgeriegelt. Nur noch Anwohner durften die Straßen rund um die Kneipe passieren.


VICE-Video: Punks vs. Billionaires – Wie sich das Berliner Syndikat gegen einen Immobilienriesen wert


Anwohnerinnen, Aktivisten und Stammgäste des Syndikats demonstrierten seit Donnerstag mit Plakaten und Bannern. In der Nacht zum Freitag wurden nach Medienberichten über 40 Menschen festgenommen. Ein Polizeisprecher sprach von “Inbrandsetzungen” und Sachbeschädigungen. Auf Videos in sozialen Medien sieht man Rangeleien und Böller. Zum Räumungstermin am Freitagmorgen sollen noch etwa 200 Demonstrierende vor der Kneipe gestanden haben.

Als der Mietvertrag der Kneipe 2018 auslief, machten sich die Betreiber des Syndikats daran, die Immobilienbesitzer ausfindig zu machen. Dabei tauchten sie in die dubiose Welt der Offshore-Unternehmen und Scheinfirmen ein. Schließlich gelang es ihnen, drei milliardenschwere Immobilienmogule aus England als Vermieter zu identifizieren. Die Männer hatten offenbar in Berlin und anderen europäischen Metropolen ganze Straßenzüge aufgekauft.

Vor Gericht verlor das Syndikat gegen die britischen Milliardäre: Das Berliner Landgericht gab im November einer Räumungsklage der Eigentümer statt. Schon am vergangenen Samstag demonstrierten rund 2.500 Menschen für die Kneipe. Dabei seien auch Steine geflogen, so die Polizei.

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Für Freitagabend planen Aktivistinnen weitere Aktionen.

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Polizeihundertschaften stehen auf dem Kopfsteinpflaster und haben die Straße vor der Kneipe mit Strahlern ausgeleuchtet

Demonstrierende sammeln sich vor dem abgesperrten Bereich um das Syndikat

Ein Mannschaftswagen scheint einen Demonstranten an
Linkes Foto: Die Polizei steht in einer Reihe vor Protestierenden; rechtes Foto: Die Polizei geht auf Protestierende los

Demonstrierende besetzen die Hermannstraße, die Polizei versucht zu räumen

Ein Polizist greift einen Demonstranten am Rücken
Demonstrierende vor den Absperrgittern der Polizei
Demonstranten stehen vor einer brennenden Barrikade, ein großes Feuer brennt am Straßenrand

In den frühen Morgenstunden wird eine Holzbarrikade errichtet und in Brand gesetzt. Als das Feuer außer Kontrolle gerät, rufen Demonstrierende die Feuerwehr und versuchen es selbst zu löschen

Die Polizei schützt den Branntherd für Löscharbeiten
Eine Gruppe Beamte in der Straßenmitte

Immer wieder steht die Polizei in Kleingruppen auf den Straßen, zeigt Präsenz

Eine Sitzblockade auf der Hermannstraße

Einige starten eine Sitzblockade, um den Gerichtsvollzieher am Betreten des Syndikats zu hindern

Demonstrierende sammeln sich vor Polizeigittern