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Popkultur

Niemand versteht diese Satire-Seite über das Christentum

Satire kann so schön sein. Vor allem dann, wenn sie mal wieder niemand versteht.

Foto: Christentum-Fakten

Diese Facebook-Page namens „ Christentum-Fakten" wurde letzte Woche in meine Facebook-Timeline gespült, nachdem sie ein Bild geteilt hatte, auf dem folgender Satz zu lesen war: „Bibel lesen heilt Homosexualität." Meine Freunde sind gute Menschen, verstehen aber offenbar nicht wirklich viel von Satire, also klingelten bei vielen gleich die Toleranz-Glocken.

„Bitte meldet diese Seite", „Frechheit", „#StopHomophobia" und so. Die Kommentare reichen von Hassbotschaften bis hin zu Pädophilie-Vorwürfen. Sogar ein katholischer Pfarrer hat das Bild geteilt—er hat allerdings auch keinen Sinn für Satire und will einfach nur die frohe Botschaft verkünden. Wobei wir uns hier auch noch nicht ganz sicher sind, ob der trollt.

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Die Christentum-Fakten sind rein optisch recht auffällig an die Facebook-Page „Faktastisch" angelehnt, die seit 2013 mehr als 3 Millionen Likes verzeichnen konnte, „täglich neue Fakten" verspricht und sich darüber hinaus als „das Original" bezeichnet. Ähnliche Seiten, deren Inhalte mehr oder weniger unbrauchbar aber anscheinend interessant sind, gibt's wie Sand am Meer—der Ableger der Neon gilt als Vorreiter auf dem Gebiet, „Unnützes Wissen" aus Linz hat fast 900.000 Likes und Stadtbekannt macht die Wien-Version.

Foto: Christentum-Fakten

Das Konzept ist einfach. Diese Seiten schießen in regelmäßigen Abständen irgendwelche beschrifteten Shutterstock-Fotos raus und die Fans sind immer wieder verblüfft von den harten Fakten, die ihnen da serviert werden. Zum Beispiel, dass alle Delfine in Großbritannien der Queen gehören. In diesem Fall stehen dort faszinierende Wahrheiten wie „Die Bibel ist das einzigste Buch mit null Wiedersprüchen", stets versehen mit der Bildunterschrift „Folgt unserer Religion!"

Der Auslöser für die Christentum-Fakten war jedoch ein anderer: Die Seite „ Islam Fakten" postet nach „Faktastisch"-Vorbild, naja, Fakten über den Islam, ist dabei allerdings in keinerlei Hinsicht satirisch. Über 24.000 Likes und eine sehr aktive Fangemeinde sprechen deutlich für die Betreiber. Die Posts der Christentum-Variante sind dabei eine recht offensichtliche Parodie der „Islam Fakten".

Foto: Islam Fakten/Christentum-Fakten

Zugegebenermaßen, wenn man selbst kein Muslim ist, weiß man nicht viel anzufangen mit Sätzen wie „Vielleicht stehen unsere Namen nicht auf Cola-Dosen, aber dafür im Koran." Abgesehen davon, dass mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit irgendwo auf dieser Welt auch schon mal ein muslimischer Name auf eine Cola-Dose gedruckt wurde, wirkt das einfach irgendwie willkürlich.

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Jetzt hat sich also jemand entschlossen, auf dieser Grundlage eine christliche Version aufzubauen um damit alle zu verarschen. Und ja—Satire ist ein Freipass. Für alles. Satire muss alles dürfen, um Satire zu sein. Die Fans der „Islam Fakten"-Seite sehen das allerdings nicht so und empfinden die Postings eher als Verspottung ihrer eigenen Religion oder den endgültigen Beweis dafür, dass das Christentum eigentlich nur ein billiger Islam-Abklatsch ist.

Davon lassen sich die Christen jedoch nicht beirren (weil sie wahre Christen sind) und veröffentlichen weiterhin spannende Fakten über ihre allmächtige Religion. Zitate von legendären Christen wie Tupac, Muhammad Ali oder dem Dalai Lama dürfen natürlich nicht fehlen.

Foto: Christentum Fakten

Es gibt mittlerweile übrigens auch eine eigene Seite für „ Judentum Fakten". Die haben zur Sicherheit gleich mal einen Link zur Begriffserklärung von Satire als Homepage angegeben.

Foto: Judentum Fakten

Sollte sich trotzdem noch jemand an den harten Christentum-Fakten stören oder noch immer nicht gemerkt haben, dass das nicht ernst gemeint ist—keine Angst. Laut einem angepissten Facebook-User ist bereits ein schwuler, evangelischer Abmahnanwalt eingeschaltet. Gehet hin in Frieden.

Folgt Franz auf Twitter: @FranzLicht