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Musik

Schni-Schna-Schnappi

Crocodiles haben das System zerstört...

Crocodiles haben das System zerstört…

Es ist schon eine ganze Weile her, da sah ich in einem schäbigen Laden namens „The Vic In" im englischen Derby ein Konzert der Band The Plot To Blow Up The Eiffel Tower. Im „Vic" gab es hin und wieder wirklich großartige Shows und diese gehörte auf jeden Fall dazu, wenngleich das Publikum nur aus sechs Leuten bestand.
Hätte mir damals allerdings jemand erzählt, dass eben jene Band, die dort abgedrehte Screamo-Songs mit Titeln wie "Sometimes I Wish I'd Lost a Leg" und "Reichstag Rock" zum Besten gab, ein paar Jahre später mit einer Mischung aus Velvets-Rock und Feedbackorgien à la Jesus & Mary Chain hausieren gehen würden, ich hätte mich den gesamten Nachhauseweg über schlapp gelacht. Jetzt ist exakt diese Situation tatsächlich eingetreten—die Jungs nennen sich inzwischen Crocodiles—und ich bin sehr glücklich, dass ich mal wieder Unrecht hatte.

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Vice: Wieso besteht eigentlich jede Band, die ich zurzeit interviewe, aus Ex-Hardcore-Musikern? Was ist denn aus dem ganzen „True 'til Death"-Ding geworden?
Brandon Welchez (Gesang, Elektronik): Vielleicht ist es Langeweile. Hardcore ist nun mal sehr streng—es gibt genaue Regeln und Richtlinien, an die man sich halten muss, wenn man dazugehören will. Ich liebe meine alten Hardcore-Platten, aber ich denke es ist immer problematisch für ein Genre, sich über 10, 15. 20 Jahre nicht weiterzuentwickeln. Wir bei The Plot haben uns nie wirklich als Hardcore-Band verstanden. Wir waren zwar laut und aggressiv genug, um in einem solchen Kontext aufzutreten, aber das waren dann meistens die Shows, bei denen wir verprügelt oder als Schwuchteln beschimpft wurden. Wir fühlten uns eher mit Bands wie Arab On Radar oder Six Finger Satellite verbunden. Als ich das erste Mal ein Nebenprojekt gemacht habe, war das dann auch gleich der weinerlichste Pop-Punk, der irgendwie möglich war. Nur um mich von diesen ganzen Noise- und Hardcore-Einflüssen frei zu machen. Jetzt, mit Crocodiles, schreiben wir Hooks und Melodien, sind aber härter denn je und gehen mehr in Richtung Noise als jemals mit Plot.
Charles Rowland (Gitarre, Synthies): Bei Plot waren unsere Einflüsse auch schon sehr vielseitig. Birthday Party, Mädchenbands, 60er, Oi Shoegazing, Reggae. Weil wir zu viert waren und es uns als Band schon recht lange gab, konnten wir unsern Sound nicht einfach komplett ändern. Mit Crocodiles machen wir was wir wollen, wir jagen einfach alles durch den Croc-Filter.

Wer ist das auf dem Cover eures Albums? Sie sieht aus wie eine Freundin von Charlie. Charles: War sie auch. Ruth Anne Moorehouse, eine Manson-Anhängerin.

Wenn man bei Google nach "The Crocodiles" sucht, findet man eine Band, die Coversongs für Hochzeitsgesellschaften spielt. Charles: Wow, wenn wir auf einer Hochzeit auftreten würden, dann wahrscheinlich auch mit 60er-Covern: The Seeds, Music Machine, Byrds, The Creation, Sonny & Cher, Leslie Goe, solche Sachen eben.
Brandon: Und natürlich "D-I-V-O-R-C-E" von Tammy Wynette.

JAM 69

Crocodiles' erstes Album Summer Of Hate ist bei Fat Possum Records erschienen.