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Mehr als 350 rechte Straftäter sind in Deutschland offenbar untergetaucht

Politiker befürchten, dass es wieder zu NSU-ähnlichen Vernetzungen kommen könnte.
Skimasken und SS-Dolch, 2006 bei einer Razzia in Dresden beschlagnahmt | Foto: imago | Stefan Hassler

Aktuell befinden sich in Deutschland 372 Menschen auf freiem Fuß, die wegen rechtsmotivierter Straftaten per Haftbefehl gesucht werden. Das ergab die Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Grünen-Bundestagsabgeordneten Irene Mihalic, wie die Süddeutsche Zeitung berichtet.

Insgesamt handelt es sich sogar um mehr als 450 Haftbefehle, die zum Stichtag am 15. September 2015 noch nicht vollstreckt waren—das bedeutet, dass einige der Gesuchten gleich mit mehreren Haftbefehlen auf einmal gesucht werden. Dabei handelt es sich um verschieden Delikte, darunter „Diebstahl, Betrug, schwere Körperverletzung, Bankraub und Totschlag".

Mihalic befürchtet, dass die Gesuchten untergetaucht sein könnten. „Ich habe die große Sorge, dass Neonazis im Untergrund schwerste Verbrechen begehen, und wir es wieder nicht mitbekommen", sagte sie der SZ. „Wo sind diese untergetauchten Neonazis? Haben sie sich abgesetzt? Beteiligen sie sich am Aufbau terroristischer Netzwerke?"

Natürlich sind straffällige Neonazis nicht die einzigen Straftäter, die sich Haftbefehlen entziehen. Allein in Berlin waren 2015 noch 1.500 Menschen auf freiem Fuß, die zu einer Freiheitsstrafe verurteilt worden waren.

Beängstigend ist aber, dass offenbar von Jahr zu Jahr mehr rechtsradikale Täter verschwinden: Noch 2012 suchte die Polizei nach „nur" 110 Neonazis, im Jahr danach waren es schon 266, wieder ein Jahr danach 268. Bis 2015 ist die Zahl aber sprunghaft angestiegen, um fast 30 Prozent. Falls das tatsächlich ein Trend sein sollte, wäre das extrem beunruhigend.