Todd Terje hat schon so oft Licht in unser düsteres Leben gebracht und ja, er wird es wieder tun, wenn er im Rahmen des diesjährigen Record Store Day zwei Platten mit interessanten Edits in extrem limitierten Auflagen herausbringt. Beide werden auf dem extra dafür wiederbelebten Label TK Disco veröffentlicht, dessen letzte Veröffentlichung 1987 Chas Jankels unsterbliches „Glad to Know You” war. Terjes Überarbeitungen von „I Get Lifted” (unten) und „I’m Your Boogie Man” von KC & the Sunshine Band erscheinen zusammen mit den Originalen auf gelbem und grünem Vinyl, also werden sie so aussehen wie sie klingen.
Die alte Edit-Szene kann ziemlich altbacken sein. Mit Leuten, die sich am Kinn kratzen und sich den obskursten 12″-Singles widmen, die ihnen ihre Mutter gekauft hat, und Disco so sehr verfälschen, bis es in etwa so ansprechend ist wie eine Ed Sheeran-Schnulze—was Terjes unverhohlen populistischen Ansatz noch freudiger macht. Er macht das Ganze nicht für die Trickserei oder den Firlefanz: er verleiht klassischen Platten einen sanften, kontemporären Touch. Ein etwas ausgedehnterer Break hier und eine Verlagerung des Gesangs dort ist für TTs Edits alles, was es braucht, um zum Herzstück eines jeden halbwegs anständigen DJ-Sets zu werden.
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Welcher Anlass wäre also besser für uns, um dich mit unseren zehn persönlichen Favoriten seiner umfangreichen Diskografie aus zertifiziertem Dancefloor-Dynamit zu versorgen, als die Veröffentlichung dieser beiden Scheiben?
Chic – „I Want Your Love (Terje Edit)”
Jeder gute DJ weiß, dass der letzte Song der Nacht der wichtigste ist. Es ist der, über den auf dem Weg nach Hause geredet wird; der, der läuft, während du unüberlegt dein Tütchen Weed öffnest und noch mehr unüberlegte Joints in einem Zimmer voller Leute drehst, die eine Stunde vorher noch Fremde für dich waren. Und das hier ist wahrscheinlich der beste Song überhaupt für das Ende einer Nacht. Es hilft, dass das Original einer von Chics besten Songs überhaupt ist, aber Terjes geschickter Touch und sein anscheinend angeborenes Verständnis dessen, wie wichtig Verweigerung und verspätete Genugtuung für die Tanzenden ist, macht diese sieben Minuten zu einem himmlischen Hörerlebnis.
Roxy Music – „Love is the Drug (Todd Terje Disco Dub)”
Eines Tages werden wir reich genug sein, um ein Haus mit Pool in L.A. zu besitzen und dieser Song wird laufen, wenn du zu unserer Geburtstagsparty auftauchst. Wir sind die, die nur mit einem Bademantel bekleidet sind und mit deiner Frau Liebe machen. Nimm dir eine Weinschorle und misch dich unter die Leute.
Wham – „Club Tropicana (Todd Terje Edit)”
Pure, sonnige, gebräunte, getönte Glückseligkeit. Obwohl Michaels und Ridgelys turtelnden, klagenden Strophen entfernt wurden, schreit der Song nach dem besten Urlaub, den du je hattest. Er beweist einmal mehr, dass Terje ein Experte im Einsatz von Bläsern ist und du wirst wahrscheinlich sofort, nachdem der Track zu Ende ist, auf die Easyjet-Seite surfen wollen. Das Geschnatter des Publikums am Anfang des Songs macht ihn auch perfekt für solche Abende, an denen niemand aufkreuzt und du nur für das Bar-Personal spielst.
Dolly Parton – „Jolene (Todd Terje Mix)”
Wir wissen nicht einmal so recht, was Todd mit „Jolene” angestellt hat, aber es hört sich an, als hätte er den Song in einen schwerelosen Raum geworfen und so die einzelnen Elemente zerstreut. Es nimmt den bereits aufsässigen Popsong und verleiht ihm so viel Stolz, dass wir sofort eine Trennung durchmachen wollen, nur damit wir mit einer Flasche Gin in der Hand dazu tanzen können.
Dennis Parker – „Like An Eagle (Todd Terje Edit)”
Dennis Parker ist definitiv unser Lieblings-Ex-Pornostar mit späterer Karriere als Disco-Sänger, der zwei der besten Platten überhaupt veröffentlicht hat—das Original von diesem Song und „New York By Night”. Er hat außerdem Terje zu seinem gelegentlich verwendeten Pseudonym „Wade Nichols” gebracht, also ergibt es Sinn, dass der Norweger uns für diese ausgedehnte Interpretation einer Platte, die eine Stunde so weiter gehen könnte, ins New York zur Hochzeit des Studio 54 fliegt. Der Song stolziert im Club herum, macht sich zurecht und putzt sich heraus. Monumental gewaltig.
Bee Gees – „You Should Be Dancing (TT Edit)”
Selbst die Toten tanzen dazu.
The Bangles – „Walk Like an Egyptian (Todd Terje Edit)”
Der vielleicht beste Beweis für Todd Terjes Qualität als Produzent ist seine Fähigkeit, ein paar fragwürdige Minuten aus einem semi-orientalischen Popsong zu nehmen und daraus einen großzügigen, schillernden Kracher zu machen. Durch seine clevere Überarbeitung wertet er den Track von einem Hochzeitsparty-Standard zu einem perfekten Warm-up-Song für den frühen Abend auf.
America – „Horse with No Shame (Todd Terje Edit)”
Amerikas Vater-freundlicher Lobgesang auf was auch immer wird als kosmischer Rausch aus ausgedehntem Reverb und einem funkelndem Geflecht runderneuert. Nicht unbedingt Todds bester Dancefloor-Kracher, aber auf jeden Fall etwas für’s Lagerfeuer.
Stevie Wonder – „All I Do (Todd Terje Edit)”
Das ist eine weitere ausgeklügelte Übung, den Klang für maximalen Groove zu vertiefen. Spritzer an Reverb knistern von Anfang bis Ende und machen es zu einem recht subtilen Edit, aber auch zu einer tollen Sache. Eine wirksame Erinnerung daran, dass bei Überarbeitungen weniger oft mehr ist. Alles, was Todd tun muss, um einen weiteren, die Nacht formenden Edit zu machen, ist, er selbst zu sein.
Guns N’ Roses – „Welcome to the Jungle (Todd Terje Re-Edit)”
Die einzig andere Möglichkeit, Axl Rose in die Nähe eines Dancefloors zu bringen, ist, wenn du ihm ein wenig Reggae gibst—etwas, was du hier 15 ganze Minuten lang sehen kannst (bedank dich später). Wenn du dich genug darüber amüsiert hast, gönn dir diese verdrehte Überarbeitung von „Welcome to the Jungle”. Ich denke, man könnte sagen, dass Todd Appetite for Destruction hat. Sorry.
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