Obwohl der Wahlkampf in Wien und Oberösterreich gerade noch in der Anfangsphase ist, haben sich die österreichischen Parteien diese Woche schon einige Fauxpas geleistet. Weil man sehr schnell den Überblick verliert, wer wann welchen Blödsinn gesagt hat, gibt es ab heute jede Woche unsere Zusammenfassung der größten Wahlkampf-Fails.
Unser Ziel ist es dabei nicht, allgemeines Politik-Bashing zu betreiben oder zur viel heraufbeschworenen Politikverdrossenheit betragen. Im Gegenteil—wir wollen zeigen, dass Leute wie wir sich sehr wohl für Politik interessieren und deshalb das Feld nicht dem plumpen Populismus und Bullshit-Bingo im Wahlkampf überlassen wollen.
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Die Plakate der Neos, „g’scheite Kinder statt g’stopfte Politiker” und die Serie der Grünen, auf denen sie ihre politischen Gegner lächelnd, aber mit Sonnenbrand plakatieren, verdienen an dieser Stelle eine Ehren-Erwähnung—zu ihnen gibt es allerdings nicht viel mehr zu sagen, als: Man könnte seine Gegner auch weniger blöd und besser durchdacht auf die eigenen Plakate holen.
Andere haben sich diese Woche deutlicher hervorgetan. Hier nun der erste Teil unserer aktuellen Wahlkampf-Fails:
Rassismus und Brüste bei dem RFJ Oberösterreich
Der Ring Freiheitlicher Jugend (RFJ) Oberösterreich hat sich etwas ganz Besonderes ausgedacht, um ein bisschen Aufmerksamkeit zu bekommen. „Das Wasser steht uns bis zum Hals”, sagt eine leichtbekleidete Dame in einem Pool (der das Wasser bis zur Brust steht). Die Sprecherin des Videos klingt so professionell, dass kaum auffällt, dass nur Pseudo-Fakten aufgezählt werden. „Wusstest du, dass du bald arbeitslos sein könntest?” Wirklich? Mind. Blown.
Weiter geht es mit: „Wusstest du, dass du mit 38.000 Euro verschuldet bist?” Das ist natürlich Auslegungssache. Niemand von uns wird für diese Schulden aufkommen müssen. Die 38.000 pro Kopf gelten übrigens nur, wenn man die Menschen mit österreichischer Staatsbürgerschaft zählt. Wie der RFJ die Schulden verringern will, verrät er uns leider nicht.
Straches Verschwörungstheorien um Haider
Strache hat anscheinend eine alte Wahlwerbung aus den Zeiten Haiders ausgegraben, bevor dieser auf die FPÖ gepfiffen und das BZÖ gegründet hat. Dazu schreibt er von Rufmord, Kriminalisierung und „wenn das alles nicht greift, dann bleibt nur noch Mord!” Strache trifft damit tatsächlich einen Nerv—auch, wenn diesen Nerv in erster Linie Verschwörungstheoretiker und Haider-Fanblogger spüren. Jörgi zieht eben immer und offensichtlich glauben wirklich viele Anhängerinnen und Anhänger noch immer nicht an einen Zufall bei Haiders Unfalltod (der unserer Meinung nach übrigens mindestens diesen Kreisverkehr verdient hat).
Stronachs ORF-Auftritt
Am Montag hat Stronach so einige wirre Sachen im ORF Sommergespräch von sich gegeben. Er kommt zurück aufs Berufskiller-Thema—wenn nämlich ein Berufskiller das Kind eines Richters umbringt, ist die Demokratie bedroht—und verrät, dass Frauen, „Menschen wie wir” sind, auch wenn seine Enkeltochter die einzige Frau ist, die ihm Befehle erteilen darf.
An das Ende des Team Stronach glaubt er immer noch nicht, obwohl die Ratten das sinkende Schiff bereits fleißig verlassen und sagt sogar „Ich bin noch nie gescheitert”. Aber mehr dazu im nächsten Punkt.
Die ÖVP auf Schnäppchenjagd
Seit Juni haben vier Team Stronach-Abgeordnete zur ÖVP gewechselt. Sogar die ehemals enge Stronach-Vertraute Kathrin Nachbaur ist jetzt bei den Schwarzen, obwohl die—so wie alle Mandatare des Team Stronach—früher nichts lieber getan hat, als gegen die Regierung zu wettern.
Leider hat ÖVP-Klubchef Lopatka vor dem Wechsel von Nachbaur dem Standard gegenüber versichert, dass sie ganz sicher nicht in seine Partei wechselt: „Das kann ich ausschließen.” Aber wer braucht schon Glaubwürdigkeit, wenn man auch ohne tatsächliche Stimmen Abgeordnete dazu bekommt.
Der Linzer Bürgermeister (SPÖ) bekommt großzügige Geschenke
Wie das profil berichtet, hat der Linzer Bürgermeister 24.000 Euro von verschiedenen Gästen als Hochzeitsgeschenk bekommen. Anonyme Gäste behaupten, dass Klaus Luger großzügige Geschenke gegen bevorzugte Behandlung bei Aufträgen der Stadt Linz tauschen würde. Luger streitet alles ab.
Jetzt steht es Aussage gegen Aussage. Die SPÖ Linz hat sich schon im Juni für ein gewaltiges Wahlkampf-Desaster gesorgt, als sie sich mit Schildern an Linzer Straßen stellte, die von der FPÖ hätten sein können.
Gendern und Bratwürste mit einer ÖVP-Kandidatin
Caroline Hungerländer ist bei der Wienwahl auf Platz 6 der ÖVP-Liste. Außerdem ist sie so selbstbewusst, dass sie kein Binnen-I braucht! In ihrem ganzen Video erfahren wir leider nichts über ihre konkreten politischen Positionen, außer dass sich Familien selbst aussuchen sollen, wer bei den Kindern bleibt.
Zwar gibt es auch keinerlei Forderungen einer anderen Partei, ein bestimmtes Geschlecht zu zwingen, zu Hause zu bleiben, aber für den Fall, dass das passiert, kennen wir Hungerländers Standpunkt. Auf Twitter hat sie die Aufregung im Nachhinein geschickt mit: „Sind die vielen Arbeitslosen in Wien nicht wichtiger?” umschifft. Weshalb sie in ihrem Video nicht über das Thema spricht, wo es doch so viel wichtiger ist, konnte sie dann aber auch nicht erklären.